mit sichtlicher ��berwindung die steifgewordenen Knie und ging wieder weiter.--
Die Stimmen der Sp?tlinge verschwammen mehr und mehr. Es wurde wieder still. Wie ausgestorben dehnte sich das verlassene Geviert aus. D��ster und dr��ckend ragten die Hausw?nde empor. Der Schnee fiel dicht und sehr ruhig.--
Mi?mutig schwenkte der Schutzmann in eine breitere Stra?e ein. Durch die gleichm??iger verteilte Schneefl?che schien es hier heller und weiter zu sein. Er blickte erleichtert in die wei?e Eint?nigkeit. Eine strichhaft hagere Gestalt kam auf ihn zu. Der Mann schien weder Kopf noch Arme zu haben. Nur die Beine warf er mechanisch nach vorne wie ein aufgezogenes Gespenst. Als er kaum noch f��nf Schritte von ihm entfernt war, hustete der Schutzmann sehr vernehmlich und hob sein ver?rgertes Gesicht.
"Sie!" rief er dem Herankommenden geh?ssig laut entgegen und warf sich in straffere Haltung.
Die Gestalt blieb stocksteif stehen. Nur der Frost sch��ttelte sie.
"Haben Sie Papiere?" fragte der Schutzmann, noch einen Schritt machend, und musterte den Mann.
Der r��hrte sich nicht.
"Sie!!" br��llte der Schutzmann wie fluchend und leuchtete dem Fremden mit der Taschenlaterne entgegen. Alles an ihm war wieder in bester dienstlicher Ordnung.
Ein harkiger, abgerissener, verdorrter Baumstamm oder eine arg ramponierte S?ule konnte es sein, was da im Lichtkreis stand. Raschen Blicks ��berflog sie der Polizist.
"Ihre Papiere!--Sind Sie denn taub!" schrie er abermals, w��tend ��ber das Aufgehalten werden bei solcher K?lte, und setzte schnell, wie witternd hinzu: "Oder haben Sie keine?"
Der Fremde zog endlich seine erstarrte Hand aus der tiefen Hosentasche und reichte ihm die schmutzigen, durchn??ten Ausweise.
"Karl Pruvik, Klempnergehilfe" stand auf der ��berleuchteten Invalidenkarte. Herkunft, Geburts--und letzter Dienstort und Datum waren verzeichnet. Abgestempelte Marken klebten auf der ersten H?lfte.
Der Schutzmann steckte das Papier unter den blauen Milit?rpa? und schlug diesen auf.
"Infanterist Pruvik, Karl.--14. Regiment" orientierte die erste Seite.
"Verwundet bei Luneville (Armschu? rechts), desgleichen bei Tarnopol (Knieschu? links), verwundet bei Verdun (Schulterschu? links)" war im Anhang eingetragen, und so und soviele Gefechte und Schlachten erw?hnte das n?chste Blatt.
Das Gesicht des Schutzmanns verlor mehr und mehr die stiere H?rte, hob sich etwas h?her aus dem Mantelkragen.
"Hm!--Auch Kriegsteilnehmer? ... Ohne Bleibe, was?" sagte er mit zufriedener Ruhe und streckte dem regungslos Dastehenden die Papiere him. Dessen Gestalt schwankte ein klein wenig nach vorne.
"Hundek?lte das! Warten Sie, es geht schon!" rief da der Schutzmann noch loyaler und steckte dem Mann die Papiere hilfsbereit in die Rocktasche: "Ist ja noch nicht so sp?t. Noch alles offen in der Stadt. Sie kommen sicher unter!"
"So," sagte er eben, als in n?chster N?he die Uhr zehn schlug. Einen Augenblick horchte er auf, nickte und entfernte sich eilsamen Schritts. Schon von weitem ersp?hte er die Abl?sung.
Karl Pruvik ri? sich fest zusammen und schritt wieder weiter.
Der Schnee fiel und fiel.
Nach einer langen Weile wurde es endlich etwas lichter. Menschen stapften vor��ber. Grelle Autolaternen glotzten ��her einen freien Platz. ��her einem m?chtigen S?ulenportal leuchteten gro? die Buchstaben "Schauspielhaus".
Vielleicht vom Licht angezogen verschnellerte Karl Pruvik unwillk��rlich seine Schritte, eilte geraden Wegs auf den Theaterausgang zu. Eben str?mte die Besucherschar aus den gro?en, glitzernden Toren. Er befand sich im Nu mitten im dichtesten Gemeng und dr?ngte sich vorw?rts. Eine warme Duftwelle schlug ihm entgegen, starkgeschminkte Gesichter tauchten auf und seltsam k��hne Reflexe warf das grelle Licht auf gl?nzende, rauschende Damentoiletten. ��berschnell schwirrten gesch?ftige Stimmen ineinander, Seidenrauschen, L?cheln, Autohupen und das fadend��nne Zirpen s��?licher Tonf?lle vermischten sich zu einem bet?ubenden Ger?usch. "Einfach gl?nzend!" rief wer. "R��hrend, wie die Hohlmann spielt!--Nein, einfach entz��ckend!" zwitscherte eine ��berhelle Stimme. "Huw, dieses Schweinewetter!-Kommt schnell ins Auto!" lie? sich zwischendurch vernehmen. Und wieder: "Kritisch gewertet--: Eine Glanzleistung in Regie und Spiel!" Dann das laute, aufdringliche Gekicher der Backfische: "Dieses herrliche R��schenkleid, Mama!--Hast du gesehen,--den Sonnenschirm!--und das Biedermeierkost��m im dritten Akt? Entz��ckend!--Du Lilly, wei?t du was! So gehen wir heuer im Fasching!--Gell Mammi! Gell!"
Es pl?tscherte fort und fort, oben, unten, ��berall. Abschiednehmen, Handk��sse, Einladungen f��r das morgige Festessen, Lachen, Autovor--und Abfahren--alles wie ein flimmernder Hexentanz!--
Karl Pruvik war mittlerweile unbemerkt bis an das Eingangstor gelangt. Noch eine geschickte Finte und er hatte f��r heute nacht ein Dach ��ber dem Kopf. Sein Herz schlug heftig. Es war wieder Leben in seine froststarren Glieder gekommen. Behende glitt er an den aufeinandergedr?ngten Gestalten vorbei und f��hlte auf einmal Raum und W?rme. Er lugte sp?hend nach dem betre?ten Portier, duckte sich mehr noch zusammen, hielt den Atem an, arbeitete sich an der Wand entlang.
Im selben Augenblick aber stockte die Bewegung des Menschentrupps. Er zerteilte sich und j?h brachen die Reden ab. Durch eine glotzende Gaffergasse hastete der Portier mit steinernem, finster drohendem Gesicht auf ihn zu.
"Was suchen Sie denn da?--He! Sie! Sie!" schrie der T��rh��ter. Karl Pruvik zog wie ein gez��chtigter Hund die Schultern hoch und verbarg den Kopf v?llig in seiner schlotternden Brust.
"Was Sie wollen, frag' ich!?" bellte der Portier hinter ihm und packte ihn heftig am Arm, ri? ihn zur��ck. Ohne Wort und ohne Abwehr lie? sich der Eingedrungene von dem belfernden T��rh��ter und zwei
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