inzwischen herbeigeeilten Logendienern ins Freie schieben. "Hm, sowas?--Sich ins Theater einzuschleichen!" sagte jemand von den Stehengebliebenen und sch��ttelte den Kopf. Der ins Stocken geratene Menschenhaufe bekam wieder Bewegung und dr?ngte sich durch den Ausgang. Die Tore schlossen sich finster. Schw?tzendtrabten die letzten Paare vor��ber.
Karl Pruvik stand z?gernd und benommen im glitzernden Schneegeflock. Einen Augenblick hatte es den Anschein, als straffe sich sein K?rper, als hole er zu einem Satz aus und wolle in die vorbeigleitenden, duftenden, rauschenden, geschw?tzigen Menschen springen, aber schlie?lich torkelte er doch ��her die verschneite Freitreppe hinunter und bog in die Seitengasse ein, die vom Theaterplatz abzweigte. Ein letztes Auto surrte weg. Die Stimmen verloren sich in der Ferne. Die erleichternde Helligkeit, die die Beleuchtung des Theaterpalastes nach allen Seiten him verbreitet hatte, verlosch lautlos. Es war wieder ringsherum die fahle, unwirkliche D��sternis der Winternacht.--
Karl Pruvik hob den Kopf hilflos. Eine knappe Wurfweite vor ihm ragte etwas Schwarzes aus dem Schnee und bewegte sich wie schwebend von der Stelle. Willenlos und ohne Grund folgte er der Erscheinung.
Lange ging er so.
Es mu?te schon tief nach Mitternacht sein. Trist g?hnten die menschenleeren Stra?en und Pl?tze.
Man stand am Rande des Stadtparkes. Die kerzengerade Gestalt verschwand zwischen den B?umen.
In der aufgeworfenen Bahn der Spur schritt Karl Pruvik weiter. Es war viel dunkler hier. Die schneebeladenen Baum?ste lasteten schwer herab. Nur zeitweilig gab sich eine hellere, freiere Stelle und undeutlich lie?en sich eingemummte B?nke erkennen. Auf einer solchen hockte die zusammengekauerte Gestalt nun, der er die ganze Zeit gefolgt war. Stoisch lie? sich Karl Pruvik neben ihr nieder und legte wie aus einer pl?tzlichen Eingebung heraus seinen steifen Arm um nasse, scharfe Schultern. Lahm schmiegten sich die beiden K?rper aneinander. "Kalt," murmelte es kaum h?rbar aus dem Kopf, der haltlos auf seine Brust herabglitt.
"Kalt," brummte Pruvik ebenso leise und schlo? seine Augen. Auch sein Kopf sank her��ber auf das Genick des anderen.
Kein Schnee fiel mehr. Es war seltsam--: Jetzt, da man schonungslos der K?lte ausgeliefert war, wu?teman nicht mehr, war's eine rasende Hitze oder eine g?nzliche Eisigkeit, was in den Gliedern br��tete. Der ganze K?rper hatte das Gewicht verloren. Es schien als schwebe er durch eine uns?glich friedliche Stille.... Auf einmal dr��ckte etwas Hartes an den Arm, umklammerte, zerrte. Es schrie wie durch Nebelschwaden, dann n?her. Es r��ttelte st?rker. Das Geschrei schwoll. Der Kopf' an der Brust bewegte sich stumm.
Karl Pruvik ?ffnete die Augen. Das grelle Licht einer Taschenlaterne stach ihm ins Gesicht, blendete, schmerzte.
"He!--He! Was ist da!!" schrie ein Schutzmann, ri? erregt am Arm.
"Was ist denn das! Auf! Auf!!"
Alles tat wieder weh. Die zerfrorenen Knochen r��hrten sich, schmerzten, als seien sie alle einzeln abgeschlagen und bewegten sich wie in einem geplatzten Gipsverband klappernd von dannen.
Erst in der Stube der Polizeistation sah Karl Pruvik, da? noch einer neben ihm stand, genau so reglos und stumpf wie er. Auf den redeten die zwei Schutzleute ein, fragten, schrien ihn an.
Endlich nach einer Weile schritt man durch eine T��r und das Licht war aus den Augen. Die beiden lagen auf einer Pritsche, in warme Decken gewickelt. Die Glieder bewegten sich ohne Schmerz. W?rme kam langsam. Von Zeit zu Zeit ber��hrten sich Arm oder Fu?.
Nach langer Zeit h?rte Karl Pruvik wieder polternde Stimmen und kalte Luft huschte ��her sein Gesicht. Die Pritsche knarrte und Schritte dumpften. Eine T��r fiel zu. Jetzt war es leer neben ihm.--
Es fiel gl?seriges Tageslicht durch die vergitterte Luke, als er die Augen ?ffnete.
Ein etwas ins Rundliche gehender Schutzmann mit gem��tlichem, wohlig ger?tetem Gesicht stand vor ihm und sagte in friedlichem Ba?: "Sie k?nnen sich wieder fertig machen. Es liegt nichts vor gegen Sie!"
Karl Pruvik hob seinen ��berm��deten Oberk?rper auf der Pritsche.
"Haben Sie denn den andern gekannt?" fragte der Schutzmann.
Pruvik sch��ttelte dumpf den Kopf.
"Hat ein paarmal eingebrochen," erz?hlte der Polizist beil?ufig und redete weiter: "Stehn Sie dann auf und kommen Sie. Sie k?nnen wieder gehen."
Karl Pruvik sah ihn verst?ndnislos an.
"Eine harte Zeit jetzt--und hundekalt diesen Winter!" brummte der Schutzmann und bat Pruvik abermals aufzustehen.
Der erhob sich endlich und ging mit ihm durch die T��r in die Polizeistube hinaus.
Ein Wachtmeister sa? am Tisch und hatte seine Papiere in der Hand, sah ohne Arg, beinahe mitleidig auf Pruvik.
"Sie k?nnen wieder gehen," sagte er in dienstlichem Brustton und reichte ihm Invalidenkarte und Milit?rpa?.
Karl Pruvik stand z?gernd da und machte keine Bewegung.
"Es liegt nichts vor gegen Sie!--Da? einer keine Bleibe hat, kann jedem einmal passieren," sagte der Wachtmeister menschlich.
Pruvik nahm mechanisch seine Papiere.
"Gr��? Gott," sagten die beiden Polizisten und nickten dem Gehenden zu.
Einer ?ffnete freundlich die T��r.
Karl Pruvik ging.
Es schneite nicht mehr auf den Stra?en. Das Bleich des Tages tat den Augen weh. Ein Wind hatte sich erhoben und pfiff schonungslos um die scharfen Hausriffe. Es war kalt. Es war wirklich grausam kalt....
ETAPPE
I.
Der Stab f��r das Eisenbahnbauwesen der Ostarmee lag vor D��naburg. Es ging die Rede von einem russischen Durchbruchsversuch. Die Baukompagnie 14 geriet ins Feuer.
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