Mathesens Ersatzmann, dem dummen Hansjörg sitzen,
der genug schmunzelte, auf seinem Katzenbänklein einen so trefflichen
Einbläser neben sich zu haben! ... Endlich naht die letzte Schulprüfung,
diesmal wird der Benedict kein Lob und keinen Preis davontragen!
Einige Buben müssen die "verhexte Kuh und rothe Milch", einige
Mädchen den "feurigen Drachen" zusammen declamiren lernen und
wenn der Philipp, der jetzt neben dem Rindhofmax auf dem
Ehrenplatze sitzt, Einen hätte, der die Rolle des belehrenden Herrn
Pfarrers in den "Feuermännern" ausfüllte, würde der Lehrer hoffen,
auch dieses Jahr beim Dekan Ehre zu erndten. Demüthig bittet der arme
Mann den Benedict, ihm den einzigen und letzten Gefallen zu erweisen
und bei der Prüfung die Rolle des Belehrers in den "Feuermännern" zu
übernehmen, doch der Benedict lacht ihm schadenfroh ins Gesicht und
meint: "Ich und der Hansjörg führen auf dem Katzenbänklein die
Declamation der Stummen mit einander auf, gelt Hansjörg?"--Der
Hansjörg grinzt und nickt bejahend, die Schüler lachen, der tief
gekränkte Lehrer sagt dem Benedict, er möge ganz von der Prüfung
wegbleiben und schließt die Schule sogleich vor Wehmuth.
Am vorletzten Tag vor der Prüfung geht der Lehrer in die Schulstube
und wer exerzirt die Prüfungshelden nach Mienen, Stellungen und
Reden in die "verhexte Kuh und rothe Milch" ein? Wer denn anders als
der Benedict!
Der Erstaunte bleibt an der Thüre stehen, bis das Ding fertig ist, dann
eilt der arme Mann, der statt Geister stets vor der Prüfung lauter
Schwarzröcke sieht, begeistert auf den Benedict zu, drückt krampfhaft
dessen Hand vor lauter Freude und bittet denselben öffentlich vor allen
Schülern um Verzeihung ob der bisherigen Zurücksetzung. Unser Held
weint auch beinahe vor Freude über solche Befriedigung des Ehrgeizes,
doch trotz den Ermahnungen des Lehrers und der Schüler setzt er sich
keineswegs auf den Ehrenplatz, sondern auf das Eselsbänklein neben
dem einfältigen Hansjörg.
Die Prüfung naht, kommt, ist bei den kleinen Schülern vorüber, sie
drängen hinaus, die andern hinein, doch--der Benedict fehlt, mit
Todesangst schielt der arme Lehrer nach der Thüre und sucht ein
Taschentuch, um einige aufsteigende Angsttropfen abzuwischen.
Endlich geht die Thüre auf, der Ersehnte tritt herein, schreitet stolz am
Eselsbänklein vorüber und setzt sich auf den Ehrenplatz; der verlassene
Hansjörg hat ein gar wehmüthiges Gesicht dazu gemacht! Noch
niemals zeichnete sich der Benedict bei einer Prüfung so aus, wie
diesmal; auch die Rolle des belehrenden Pfarrers in den
"Feuermännern" spielt er meisterhaft und wie Alles vorüber ist, tritt er
vor die 15 oder 18 gegenwärtigen Herren, verbeugt sich ehrerbietigst
und beginnt das schöne, lehrreiche Gedicht: "Der Holzhacker"--auf
eigene Faust zu declamiren und biß bei den Worten:
"Und biß, o Graus, am goldnen Bröcklein die Zähne sich aus!"
so ernsthaft und natürlich zu, daß sämmtliche Herren nachbeißen zu
wollen schienen.
Der Declamation folgte ein langes Beifallsgeklatsche und öffentliche
Belobung des über den Benedict ganz entzückten Dekans als Abschied
aus den Kinderjahren.
Ob unser Held den Leib Jesu Christi beim erstenmal auch würdig
empfangen und gewußt habe, was er eigentlich thue, ist ihm heute
zweifelhaft, doch meint er, der Unterricht sei ein bischen arg
mangelhaft und schlecht gewesen und ein Bube könne nicht Alles aus
dem kleinen Finger saugen, wenn er auch ein Benedict sei.
#DORFGESCHICHTEN.#
Wenn mans genau und eine Landkarte dazu in die Hand nimmt, lassen
sich die Einwohner des Badnerlandes in lauter Schwarzwälder und
Odenwälder eintheilen. Die schwäbische Hochebene und rauhe Alp
sind wohl geognostische Kinder des Schwarzwaldes und das Rheinthal
von Basel bis Mannheim eigentlich nur ein Bergkessel zwischen dem
Schwarzwalde und den Vogesen.
Freilich gedeihen auf den Höhen des Schwarzwaldes nur Nadelhölzer;
selbst diese verkrüppeln und verschwinden am Feldberge und wenn auf
den Vorhügeln des Rheinthales drunten Mandeln verblüht sind,
Kastanien blühen und die Rebe ihre Schößlinge treibt, sind die rechten
Schwarzwälder froh, wenn ihr Hafer angesäet und ihre Kartoffeln
gestupft werden können und thun, als ob sie heuer gerathen wollten.
Doch die rechten Schwarzwälder bewohnen nur ein kleines Gebiet;
jedes Thal hat wieder sein Besonderes in Sprache, Tracht und Sitte und
wer das Murgthal bis Freudenstadt und Rothweil, das Kinzigthal von
Offenburg bis Schenkenzell und Alpirsbach, das Simonswälderthal,
Höllenthal und viele andere Thäler von der würtembergischen Grenze
bis zum Rheine besucht hat, weiß am Ende nicht mehr recht, wo er den
Schwarzwald eigentlich suchen soll, nicht weil Land und Leute einen
cosmopolitischen Brei bilden, sondern weil man kaum recht Athem
holen kann, um Verschiedenheiten in der Natur und unter den
Menschen zu finden.
Steigt er vom Schluchsen [Schluchsee] oder Titisen [Titisee], wo
Schlehen, Preiselbeeren und andere Kinder des Nordens allein noch zu
finden sind, in die Seitenthäler herab, wo Obstbäume die Strohhütten
beschatten und wogende Saatfelder die saftiggrünen Wiesen mit ihren
sprudelnden Quellen allgemach ersetzen, die gelben Strohhüte und
kurzen, faltenreichen Röcke allmälig verschwinden und tritt er aus den
Vorhügeln mit ihren Weinbergen in das Rheinthal hinaus und wandert
vom Wiesenthale abwärts bis zur Murg und zum Neckar, so
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