paar Tagen. Ja, die Erbsen, meine Herren!
Kasernenhof
WOYZECK: Hast nix geh?rt?
ANDRES: Er is da, noch mit einem Kameraden.
WOYZECK: Er hat was gesagt.
ANDRES: Woher wei?t du's? Was soll ich's sagen? Nu, er lachte, und dann sagt er: Ein k?stlich Weibsbild! Die hat Schenkel, und alles so hei?!
WOYZECK [ganz kalt]: So, hat er das gesagt? Von was hat mir doch hat nacht getr?umt? War's nicht von einem Messer? Was man doch n?rrische Tr?ume hat!
ANDRES: Wohin, Kamerad?
WOYZECK: Meim Offizier Wein holen. - Aber, Andres, sie war dach ein einzig M?del.
ANDRES: Wer war?
WOYZECK: Nix. Adies! - [Ab.]
Wirtshaus
[Tambourmajor. Woyzeck. Leute.]
TAMBOURMAJOR: Ich bin ein Mann! - [Schl?gt sich auf die Brust:] Ein Mann, sag' ich. Wer will was? Wer kein be- soffner Herrgott ist, der la? sich von mir. Ich will ihn die Nas ins Arschloch prügeln! Ich will - [Zu Woyzeck:] Du Kerl, sauf! Ich wollt' die Welt w?r' Schnaps, Schnaps - der Mann mu? saufen! - [Woyzech pfeift.] - Kerl, soll ich dir die Zung aus dem Hals ziehn und sie um den Leib herumwickeln? - Sie ringen, Woyzeck verliert. - Soll ich dir noch so viel Atem lassen als 'en Altweiberfurz, soll ich? - [Woyzech setzt sich ersch?pft zitternd auf eine Bank.] - Der Kerl soll dunkelblau pfeifen. Branndewein, das ist mein Leben; Branndwein gibt Courage!
EINE: Der hat sein Fett.
ANDRE: Er blut'.
WOYZECK: Eins nach dem andern.
Kramladen
[Woyzeck. Der Jude.]
WOYZECK: Das Pistolchen ist zu teuer.
JUDE: Nu, kauft's oder kauft's nit, was is?
WOYZECK: Was kost' das Messer?
JUDE: 's ist ganz grad. Wollt Ihr Euch den Hals mit abschneiden? Nu, was is es? Ich geb's Euch so wohlfeil wie ein andrer. Ihr sollt Euern Tod wohifeil haben, aber doch nit umsonst. Was is es? Er soll ein ?konomischer Tod haben.
WOYZECK: Das kann mehr als Brot schneiden -
JUDE: Zwee Grosche.
WOYZECK: Da! - Geht ab.
JUDE: Da! Als ob's nichts w?r! Und es is doch Geld. - Du Hund!
Mariens Kammer
NARR [liegt und erz?hlt sich M?rchen an den Fingern]: Der hat die goldne Kron, der Herr K?nig ... Morgen hol' ich der Frau K?nigin ihr Kind ... Blutwurst sagt: komm, Leber- wurst ...
MARIE [bl?ttert in der Bibel]: "Und ist kein Betrug in seinem Munde erfunden": ... Herrgott, Herrgott! Sieh mich nicht an! - [Bl?ttert weiter:] "Aber die Pharis?er brachten ein Weib zu ihm, im Ehebruch begriffen, und stelleten sie ins Mittel dar ... Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht. Geh hin und sündige hinfort nicht mehr!" - [Schl?gt die H?nde zusammen:] Hergott! Hergott! Ich kann nicht! - Herrgott, gib mir nur so viel, da? ich beten kann. - [Das Kind dr?ngt sich an sie.] - Das Kind gibt mir einen Stich ins Herz. - [Zum Narrn:] Karl! Das brüst' sich in der Sonne! - [Narr nimmt das Kind und wird still.] - Der Franz ist nit gekommen, gestern nit, heut nit. Es wird hei? hier! - [Sie macht das Fenster auf und liest wieder:] "Und trat hinten zu seinen Fü?en und weinete, und fing an, seine Fü?e zu netzen mit Tr?nen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küssete seine Fü?e und salbete sie mit Salbe ..." [Schl?gt sich auf die Brust:] Alles tot! Heiland! Heiland! ich m?chte dir die Fü?e salben! -
Kaserne
[Andres. Woyzeck kramt in seinen Sachen.]
WOYZECK: Das Kamisolchen, Andres, ist nit zur Montur: du kannst's brauchen, Andres.
ANDRES [ganz starr, sagt zu allem]: Jawohl.
WOYZECK: Das Kreuz meiner Schwester und das Ringlein.
ANDRES: Jawohl.
WOYZECK: Ich hab' auch noch ein Heiligen, zwei Herze und sch?n Gold - es lag in meiner Mutter Bibel, und da steht: Herr, wie dein Leib war rot und wund, so la? mein Herz sein aller Stund. Mein Mutter fühlt nur noch, wenn ihr die Sonn auf die H?nd scheint - das tut nix.
ANDRES: Jawohl.
WOYZECK [zieht ein Papier hervor]: Friedrich Johann Franz Woyzeck, Wehrmann, Füsilier im 2. Regiment, 2. Bataillion 4. Kompanie, geboren Mari? Verkündigung, den 20. Juli. - Ich bin heut alt 30 Jahr, 7 Monat und 12 Tage.
ANDRES: Franz, du kommst ins Lazarett. Armer, du mu?t Schnaps trinken und Pulver drin, das t?t' das Fieber.
WOYZECK: Ja, Andres, wenn ein Schreiner die Hobelsp?ne sammelt, es wei? niemand, wer seinen Kopf drauflegen wird.
Stra?e
[Marie mit M?dchen vor der Haustür, Gro?mutter; sp?ter Woyzeck]
M?DCHEN: Wie scheint die Sonn am Lichtme?tag und steht das Korn im Blühn. Sie gingen wohl die Wiese hin, sie gingen zu zwein und zwein. Die Pfeifer gingen voran, die Geiger hinterdrein, sie hatten rote Socken an ...
ERSTES KIND: Das ist nit sch?n.
ZWEITES KIND: Was willst du auch immer!
ERSTES KIND: Marie, sing du uns!
MARIE: Ich kann nit.
ERSTES KIND: Warum?
MARIE: Darum.
ZWEITES KIND: Aber warum darum?
DRITTES KIND: Gro?mutter, erz?hl!
GROSSMUTTER: Kommt, ihr kleinen Krabben! - Es war einmal ein arm Kind und hatt' kein Vater und keine Mutter, war alles tot, und war niemand mehr auf der Welt. Alles tot, und es is hingangen und hat gesucht Tag und Nacht. Und weil auf der Erde niemand mehr war,
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