Wissenschaft der Logik, vol 1 | Page 7

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Seele und eines Leibes, des Begriffs und einer relativen Realität an ihm
hat; die tiefere Grundlage ist die Seele für sich, der reine Begriff, der
das Innerste der Gegenstände, ihr einfacher Lebenspuls, wie selbst des
subjektiven Denkens derselben ist. Diese logische Natur, die den Geist
beseelt, in ihm treibt und wirkt, zum Bewußtseyn zu bringen, dieß ist
die Aufgabe. Das instinktartige Thun unterscheidet sich von dem

intelligenten und freien Thun dadurch überhaupt, daß dieses mit
Bewußtseyn geschieht, indem der Inhalt des Treibenden heraus aus der
unmittelbaren Einheit mit dem Subjekte zur Gegenständlichkeit vor
dieses gebracht ist, beginnt die Freiheit des Geistes, der in dem
instinktweisen Wirken des Denkens befangen in den Banden seiner
Kategorien in einen unendlich mannigfachen Stoff zersplittert ist. In
diesem Netze schürzen sich hin und wieder festere Knoten, welche die
Anhalts- und Richtungspunkte seines Lebens und Bewußtseyns sind,
sie verdanken ihre Festigkeit und Macht eben dem, daß sie vor das
Bewußtseyn gebracht an und für sich seyenden Begriffe seiner
Wesenheit sind. Der wichtigste Punkt für die Natur des Geistes ist das
Verhältniß nicht nur dessen, was er an sich ist, zu dem was er wirklich
ist, sondern dessen, als was er sich weiß; dieses Sichwissen ist darum,
weil er wesentlich Bewußtseyn, Grundbestimmung seiner Wirklichkeit.
Diese Kategorien, die nur instinktmäßig als Triebe wirksam sind, und
zunächst vereinzelt, damit veränderlich und sich verwirrend in das
Bewußtseyn des Geistes gebracht, und ihm so eine vereinzelte und
unsichere Wirklichkeit gewähren, zu reinigen und ihn damit in ihnen
zur Freiheit und Wahrheit zu erheben, dieß ist also das höhere logische
Geschäft.
Was wir als Anfang der Wissenschaft, dessen hoher Werth für sich und
zugleich als Bedingung der wahrhaften Erkenntniß vorhin anerkannt
worden ist, angaben, die Begriffe und die Momente des Begriffs
überhaupt, die Denkbestimmungen zunächst als Formen, die von dem
Stoffe verschieden und nur an ihm seyen, zu behandeln, dieß giebt sich
sogleich an sich selbst als ein zur Wahrheit, die als Gegenstand und
Zweck der Logik angegeben wird, unangemessenes Verhalten kund.
Denn so als bloße Formen, als verschieden von dem Inhalte, werden sie
in einer Bestimmung stehend angenommen, die sie zu endlichen
stempelt und die Wahrheit, die in sich unendlich ist, zu fassen unfähig
macht. Mag das Wahre sonst, in welcher Rücksicht es sey, wieder mit
Beschränkung und Endlichkeit vergesellschaftet seyn, dieß ist die Seite
seiner Negation, seiner Unwahrheit und Unwirklichkeit, eben seines
Endes, nicht der Affirmation, welche es als Wahres ist. Gegen die
Kahlheit der bloß formellen Kategorien hat der Instinkt der gesunden
Vernunft sich endlich so erstarkt gefühlt, daß er ihre Kenntniß mit
Verachtung dem Gebiete einer Schullogik und Schulmetaphysik

überläßt, zugleich mit der Mißachtung des Werthes, den schon das
Bewußtseyn dieser Fäden für sich hat, und mit der Bewußtlosigkeit, in
dem instinktartigen Thun natürlicher Logik, noch mehr in dem
reflektirten Verwerfen der Kenntniß und Erkenntniß der
Denkbestimmungen selbst, im Dienste des ungereinigten und damit
unfreien Denkens gefangen zu seyn. Die einfache Grundbestimmung
oder gemeinschaftliche Formbestimmung der Sammlung solcher
Formen ist die Identität, die als Gesetz, als A=A, als Satz des
Widerspruchs in der Logik dieser Sammlung behauptet wird. Die
gesunde Vernunft hat ihre Ehrerbietung vor der Schule, die im Besitze
solcher Gesetze der Wahrheit und in der sie noch immer so fortgeführt
werden, so sehr verloren, daß sie dieselbe darob verlacht, und einen
Menschen, der nach solchen Gesetzen wahrhaft zu sprechen weiß: die
Pflanze ist eine--Pflanze, die Wissenschaft ist--die Wissenschaft, und
sofort ins Unendliche, für unerträglich hält. Über die Formeln auch,
welche die Regeln des Schließens, das in der That ein Hauptgebrauch
des Verstandes ist, hat sich--so ungerecht es ist zu verkennen, daß sie
ihr Feld in der Erkenntniß haben, worin sie gelten müssen und zugleich,
daß sie wesentliches Material für das Denken der Vernunft sind,--das
ebenso gerechte Bewußtsein festgesetzt, daß sie gleichgültige Mittel
wenigstens ebenso sehr des Irrthums und der Sophisterei sind, und wie
man auch sonst die Wahrheit bestimmen mag, für die höhere, z.B. die
religiöse Wahrheit unbrauchbar sind; daß sie überhaupt nur eine
Richtigkeit der Erkenntnisse, nicht die Wahrheit betreffen.
Die Unvollständigkeit dieser Weise, das Denken zu betrachten, welche
die Wahrheit auf der Seite läßt, ist allein dadurch zu ergänzen, daß
nicht bloß das, was zu äußeren Form gerechnet zu werden pflegt,
sondern der Inhalt mit in die denkende Betrachtung gezogen wird. Es
zeigt sich von selbst bald, daß was in der nächsten gewöhnlichsten
Reflexion als Inhalt von der Form geschieden wird, in der That nicht
formlos, nicht bestimmungslos in sich, seyn soll; so wäre er nur das
Leere, etwa die Abstraktion des Dings-an-sich,--daß er vielmehr Form
in ihm selbst, ja durch sie allein Beseelung und Gehalt hat und daß sie
selbst es ist, die nur in den Schein eines Inhalts, so wie damit auch in
den Schein eines an diesem Scheine Äußerlichen, umschlägt. Mit
dieser Einführung des Inhalts in die logische Betrachtung, sind es nicht
die
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