zu dem erstaunlich hohen Grad entwickelt hat, wo sie nun angelangt ist, das mu? meine Schwester wissen und uns mitteilen."
Der Oberst hatte seine Freude an der Geschichte der Tr?nen und der Veilchen und forderte seine Frau auf, weiter zu erz?hlen.
Sie sagte lachend: "Erdbeeren und Veilchen bl��hen deiner Ansicht nach das ganze Jahr durch, Max. Das ist aber nicht ganz so. Aber der gute Andres wurde wirklich das ganze Jahr durch nicht m��de, mir irgend etwas Erfreuliches aus Feld und Wald zu suchen und an meinen Platz zu legen, solange wir miteinander zur Schule gingen. Er trat dann lange vor mir aus und kam in die Lehre zu einem Schreiner in der Stadt. Er kam aber oft nach Hause, ich verlor ihn nie ganz aus den Augen. Und als mein Mann dieses Gut kaufte und wir uns eben verheiratet hatten, handelte es sich darum, da? Andres sich etwas ankaufen und sich selbst?ndig niederlassen wollte. Er hatte seine Eltern verloren und stand ganz allein, aber als t��chtiger Arbeiter da. Er hatte seine Augen auf das H?uschen mit dem sauberen kleinen Garten dort unterhalb der Kirche gerichtet, konnte es aber nicht ankaufen, da der Verk?ufer sofort bares Geld haben wollte und Andres erst etwas verdienen mu?te. Aber wir kannten ihn und seine Arbeit. Mein Mann kaufte das G��tchen an f��r ihn, und er hat es keinen Augenblick zu bereuen gehabt."
"Nein, wahrhaftig nicht", fiel der Oberst ein. "Der brave Andres hat l?ngst sein Gut vollst?ndig abgezahlt, und seither bringt er mir jedes Jahr um diese Zeit eine ganz h��bsche Summe, den Gewinn seiner Jahresarbeit. Die lege ich ihm gut an. Er ist jetzt schon ein wohlhabender Mann, und nun nimmt sein Besitztum j?hrlich sehr zu. Er kann sein H?uschen noch zu einem gro?en Haus machen, der brave Andres. Es ist nur schade, da? er wie ein Einsiedler lebt und darum sein erarbeitetes Gut gar nicht genie?en kann."
"Hat er denn keine Frau und keine Familie? Und wo ist der bitterb?se J?rg schlie?lich hingekommen?" fragte Onkel Max weiter.
"Nein, er hat gar niemanden", antwortete die Schwester. "Er lebt v?llig allein, wirklich wie ein Einsiedler. Er hat eine lange, traurige Geschichte erlebt, die ich mit angesehen habe und die ihm gewi? alle Lust genommen hat, je eine Frau zu suchen. Der Bruder J?rg ist hier einige Jahre herumgestrolcht. Er hat nie gearbeitet, sondern gehofft, durch furchtbares Schimpfen auf alle diejenigen, die keine Lumpen waren wie er, endlich doch noch sein Gl��ck zu machen. Und als ihm dies nicht gelang, auch der gute Andres ihm endlich nicht mehr aus seinen Schulden und allem B?sen heraushelfen konnte und auch nicht mehr wollte, da ist er verschwunden. Wohin, hat man nie recht gewu?t. Jedermann war froh, da? er fort war."
"Was war denn die traurige Geschichte, Marie?" fragte der Bruder. "Die mu? ich auch noch wissen."
"Und ich auch", sagte der Oberst und z��ndete zu der Erz?hlung vergn��glich eine neue Zigarre an.
"Aber Otto", bemerkte die Frau Oberst, "dir habe ich dieses Erlebnis wohl schon sechsmal erz?hlt."
"So?" entgegnete ruhig der Oberst. "Es gef?llt mir, wie es scheint."
"So fang an!" ermunterte der Onkel.
"Du mu?t dich noch an das Kind erinnern k?nnen, Max", begann seine Schwester, "von dem ich heute abend schon einmal gesprochen habe, das ganz in unserer N?he wohnte. Es geh?rte dem bleichen, mageren Leineweber, den wir immer sein Weberschifflein hin- und herwerfen h?rten, wenn wir in unserem Garten standen. Das Kind sah zart und nett aus und hatte gro?e, lustig gl?nzende Augen und so sch?ne braune Haare. Es hie? Aloise."
"In meinem Leben habe ich keine Aloise gekannt", warf Onkel Max ein.
"Oh, ich wei? schon, warum", fuhr seine Schwester fort. "Wir nannten sie auch nie so, besonders du nicht. Wisi nannten wir sie, zum Schrecken unserer seligen Mama. Wei?t du denn nicht mehr, wie oft du selbst sagtest, wenn wir am Klavier Lieder singen wollten mit Mama und es so leise t?nte: 'Man mu? das Wisi holen, sonst geht's nicht'?"
Jetzt stieg die Erinnerung mit einemmal in Onkel Max' Ged?chtnis auf. Er lachte auf und rief: "Oh, das ist's, das Wisi, ja gewi?, das Wisi kenne ich. Ich sehe es deutlich vor Augen mit dem lustigen Gesicht, wie es am Klavier stand und so tapfer darauflos sang. Ich mochte es gern, das Wisi. Es war auch nett anzusehen. Das ist wahr. Die gute Mutter hatte immer einen Schreckensanfall, wenn ich 'Wisi' sagte. Ich habe aber nie gewu?t, wie das Wisi eigentlich hie?."
"Freilich hast du das gewu?t", bemerkte die Schwester, "denn jedesmal sagte die Mama, es sei eine Barbarei, aus dem sch?nen Namen Aloise ein Wisi zu machen."
"Das habe ich wohl jedesmal ��berh?rt", meinte Onkel Max. "Aber wo ist denn das Wisi hingekommen?"
"Du wei?t, es war in derselben Klasse mit mir in der Schule, wir sind miteinander von Klasse zu Klasse gestiegen bis hinauf zur sechsten. Da kann ich mich ganz gut erinnern, wie alle diese
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