steht entfernt und sieht ihm zu.)
Leon (singt).
Den Wein, den mag ich herb, Der Tüchtige sei derb.
(Sprechend.) Pfui Sü?es! Hol' der Teufel das Sü?e!
Edrita. Ein schmuckes Bursch; doch vorlaut, wie es scheint. Ich will mir ihn ein wenig nur betrachten.
Leon (singt).
Der Reiter reitet ho, ho! Da ruft sie vom Fenster he, he! Er aber l?chelt ha, ha! Bist du da?
(Sprechend.) Nun freilich da, wo sollt' ich auch sonst sein?
Edrita. Bemerkt er mich in Wahrheit nicht, wie, oder Stellt er sich an? Ich will nur zu ihm sprechen. He, guter Freund!
Leon (ohne aufzusehen). He, gute Freundin. Ei, Ich mag die guten Freundinnen wohl leiden!
Edrita. Was macht Ihr da?
Leon (der Fleisch ausl?st, ohne aufzusehen). Ihr seht, ich spalte Holz.
Edrita (sich zurückziehend). Nun, das war grob.
Leon (singt).
Wer Augen hat, ohne zu sehn, Wer Ohren hat und nicht h?rt, Ist Ohren, beim Teufel, und Augen nicht wert.
Edrita. Ich sah wohl, was Ihr tut, doch sah ich auch, Da? Ihr das Gut verderbt, das Ihr bereitet, Und darum fragt' ich Euch. Seht einmal selbst! Ihr schneidet ab die besten Stücke. Hier!
(Sie hat hinweisend den Finger dem Hackbrette gen?hert. Leon schl?gt mit dem Messer st?rker auf. Sie zieht schreiend den Finger zurück.)
Ei Gott! das ist ein grober Bursch. Bewahr'! Nun sprech ich nicht mehr, g?lt' es noch so viel.
Leon. Es geht nicht! Nur daheim ist Arbeit Lust, Hier wird sie Frone. Da lieg du und du! (Er legt Messer und Schürze weg.) Sie m?gen zusehn, wie sie heut sich n?hren. Ich will mal eins spazierengehn.--Ja dort, Dort geht der Weg ins Freie. La?t doch sehn!
Edrita. Das wird dir schlimm bekommen, grober Mensch! Denn kaum im Freien, packen dich die Knechte Und führen dich mit manchem Schlag zurück.
Leon. Ja so! Ihr fürchtet, da? man sich verkühle. Die freie Luft ist ungesund. Recht gut! So la? denn du uns miteinander plaudern. Ein feines M?dchen! Je, mein gutes Kind, Kann man dir nahen, ohne viel zu wagen?
Edrita. Wie meinst du das?
Leon. Je, trifft man ein Gesch?pf Von einer neuen, niegesehnen Gattung, So forscht man wohl, ob es nicht kneipt, nicht sticht, Nicht kratzt, nicht bei?t; zum mind'sten will's die Klugheit.
Edrita. So h?ltst du uns für Tiere?
Leon. Ei bewahre! Ihr seid ein wackres V?lkchen. Doch verzeih! Vom Tier zum Menschen sind der Stufen viele.
Edrita. Armseliger!
Leon. Sieh, M?dchen, du gef?llst mir! Das l??t sich bilden, ich verzweifle nicht.
Edrita. Wei?t du auch, wer ich bin?
Leon. Ja doch, ein M?dchen.
Edrita. Und deines Herrn, des Grafen Kattwald, Tochter.
Leon. Ei, liebes Kind, da bist du nicht gar viel. Ein fr?nk'scher Bauer tauschte wahrlich nicht Mit Eures Herren Herrn. Denn unter uns: Ein Mensch ist um so mehr, je mehr er Mensch. (Mit einem Blick auf die Umgebung.) Und hier herum mahnt's ziemlich an die Krippe. Doch bist du hübsch, und Sch?nheit war und ist So Adelsbrief als Doktorhut den Weibern. Drum la? uns Freunde sein! (Er will sie umfassen.)
Edrita. Verwegener! Man rühmt die feinen Sitten deines Volks, Du aber bist entartet und gemein. Was sahst du wohl an mir, was sprach, was tat ich, Das dich zu solcher Dreistigkeit berechtigt? Und wenn denn auch--
Leon. Mein Kind, wohl gar ein Tr?nchen? H?rst du? Das K?pfchen hübsch zu mir gewandt! Ich bitte dich: verzeih! Bist nun zufrieden?
Edrita. Wohlan, ich bin's. Ich mag nicht gerne grollen. Auch nahm ich es wohl minder schmerzlich auf, Ja, wies den Kühnen früher schon zurück, Wenn du mir nicht gefielst, fürwahr gleich anfangs. Sie sprechen viel von Euern fr?nk'schen Leuten, Von ihren Sitten, Künsten; und der erste nun, Auf den ich stie?, so ungeschlacht und roh--
Leon. Verzeih! noch einmal, und: ich tu's nicht wieder. Wir haben unsre Weise nun erkannt In Zukunft soll kein Zank uns mehr betrüben.
Edrita. In Zukunft? Ja, was nennst du Zukunft denn? Mein Br?utigam ist hier, und morgen schon Gibt man ihm meine Hand drin in der Halle. Dann noch zwei Tage h?chstens oder drei, Und wir ziehn fort auf seine ferne Hube.
Leon. So bist du Braut? Je sieh, das tut mir leid. Wer ist dein Br?utigam? Wie hei?t, was treibt er?
Edrita. Ich nenn ihn nur den dummen Galomir.
Leon. Den dummen Galomir? O weh!
Edrita. Ja wohl! Doch ist er unser n?chster Stammverwandter, Und so gebührt ihm meine Hand.
Leon. Je freilich! Und was die Klugheit, die ihm fehlt, betrifft: Mein Kind, die dummen M?nner sind die besten.
Edrita. So dacht' ich auch.
Leon. Sie lassen sich was bieten.
Edrita. Und fordern alles nicht nach ihrem Kopf. Doch siehst du, manchmal, wenn auch nicht so oft, Spricht man doch gern einmal ein kluges Wort.
Leon. Kommt dir die Lust, ein kluges Wort zu sprechen, So geh in Wald hinaus und sag's den B?umen, Dann kehr erleichtert in dein Haus zurück. Denn was dir selber nützt, taugt nicht für viele. Was vielen frommt, das w?chst mit Gras und Kraut.
Edrita. Ganz fa? ich's nicht, doch will ich's also halten. Nur freilich wünscht man Antwort, wenn man spricht.
Leon.
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