Weh dem, der Lügt! | Page 9

Franz Grillparzer
Das findet sich, eh man's gedacht. Doch nun La? uns den Tag benützen, der uns bleibt. Führ mich ins Feld hinaus, zeig mir die Gegend. Auch m?cht ich, wie's erfordert mein Gesch?ft, Nach Wurzeln etwa suchen, Würze, Kr?utern. O Atalus!
Edrita. Wie sagst du?
Leon. Atalus.
Edrita. Ist das ein Kr?utlein auch?
Leon. Wie du's nun nimmst.
Edrita. Ein n?hrendes?
Leon. Mir n?hrt es Herz und Sinn. Doch will ich dich nicht eben nur betrügen. Der Name eines Freunds ist's, den ich suche. Du lachst?
Edrita. Ei, eines Atalus gedenk ich, Der hier bei uns.
Leon. Ein Franke?
Edrita. Ja, vom Rhein.
Leon. Der Neffe--?
Edrita. Sieh, ich wei? nicht, was er ist, Doch liegt er hier als Geisel unsrer Herrn. Das ist ein trockner Bursch und gut zu necken. Wenn du versprichst, recht fromm zu sein und artig, Und etwa zu entfliehen nicht versuchst--
Leon. Sorgst du um mich?
Edrita. Denk nur, das viele Geld, Das kurz nur erst für dich der Vater gab.
Leon. Ei, geizig, wie die Weiber alle sind!
Edrita. Doch wei?t du ja, unm?glich ist die Flucht. Ich nehme denn das K?rbchen, und du folg.
Leon. Doch naht dort jemand.
Edrita. Ei, wer immer!
Galomir (der auf der Brücke erscheint). Eh!
Edrita. Was kümmerst du mich, dummer Galomir!
Galomir (poltert die Brücke hinan, ins Haus zurück).
Edrita. Ei, sag's dem Vater nur, mich st?rt das wenig. Nun komm, eh' man uns hindert. Folg mir rasch, Ich zeige dir den Garten und die Gegend. Dann unsern Atalus, der auch, wer wei?? Der deine wohl. Zum mindsten ist's ein Landsmann, Des Anblick dich entsch?digt für den unsern. Verstell dich nicht, so ist's. Willst du, so komm! (Sie geht gegen das Tor zu.)
Leon. Das geht ja rascher, als ich dacht' und hoffte. Der Himmel, scheint's, kürzt ab mir mein Gesch?ft. Ich nehm es dankbar an.--Sieh nur, hier bin ich!
(Er folgt ihr. Beide gehen ab.)
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Kurze Gegend, mit B?umen besetzt.
Der Schaffer kommt, vor ihm her Atalus.
Schaffer. Bist du schon wieder mü?ig, wie du pflegst? Dort gehn die Pferde weiden. Hier dein Platz. Und wenn sich eins verliert, so w?r' dir besser, Du h?ttst dich selbst verloren, als das Tier.
(Atalus setzt sich im Vorgrunde rechts auf die Erde. Der Schaffer geht. Nachdem dieser fort ist.)
Atalus. Geh nur, du grober Bauer, geh! Ich wollt', Vergiften k?nnt' ich sie mit einem Blick. (Er schnitzt an einem Stock.) Hab ich den derben Stock erst zugeschnitzt, Dann nah' mir einer nur. Verwünschtes Volk! Und auch das grobe Hemd kratzt mir die Haut, Und nichts als Brot und grüne Kost zur Nahrung. W?r' ich erst wieder heim bei meinem Ohm! Der denkt nicht mein und l??t sich's wohl ergehn, Indes ich hier bei diesen Heiden schmachte.
(Edrita und Leon kommen.)
Edrita (Kr?uter pflückend). Sich, hier ist Salbei, blaues Kerbelkraut. Und dort dein Landsmann, schau nur, Atalus. Der brummt in seinen Bart und schwingt den Stock, Damit vermeint er, all uns zu erschlagen. Ei, Gott zum Gru?, mein hochgestrenger Herr! Das ?rgert ihn.--Verweile hier ein wenig! Ich will zum Garten noch des Schaffers gehn; Dort w?chst am Zaune sch?ner Majoran, Davon stibitz ich etwa dir ein H?ndchen. (Sie setzt das K?rbchen nieder.) Bleib nur indes!
Leon. Ja wohl.
Edrita. Bald komm ich wieder. (Sie geht.)
(Leon setzt sich links im Vorgrunde auf den Boden nieder und legt den Inhalt des K?rbchens aus.)
Leon. Das hier ist Kraut und das gesprengter Kohl-- He, Atalus!
Atalus (gerade über sich blickend). Ruft's da?
Leon. Hier gelbe M?hren-- Eu'r Oheim sendet mich.
Atalus. Wie nur? Mein Ohm?
Leon. Bleibt dort und schweigt! Man darf uns nicht gewahren.
Atalus (aufstehend). Du sprachst von meinem Ohm.
Leon. Dort Euer Platz!
Atalus. Er selbst--
Leon. Wenn Ihr nicht bleibt, so geh denn ich. (Er steht auf und entfernt sich nach dem Hintergrunde.)
Atalus (der sich wieder gesetzt hat). Das ist denn auch so einer wie die andern! Sie necken mich und haben ihre Lust. Dem M?dchen, nun, dem steht's noch artig an; Doch diese groben Bursche--Gottes Wort! (Mit seinem Stock auf den Boden schlagend.) Ich wollt', ein Streich genügte für sie alle.
Leon (wieder nach vorn kommend und sich setzend). Noch einmal, Atalus, bleibt still und h?rt. Eu'r Oheim sendet mich, Euch zu erretten.
Atalus. Wie fingst du das nur an?
Leon. Mit Gott gelingt's. Schon fand den Eingang ich in dies Geh?ft. Ich bin hier Koch.
Atalus. Da bist du schon was Rechts!
Leon. Ist alles gut doch, was zum Ziele führt. Der Herr des Hauses ist mir hold gesinnt, Ich will erbitten Euch mir zum Gehilfen.
Atalus. Mich zum Gehilfen? In der Küche?
Leon. Wohl!
Atalus. Da such du einen andern nur als mich.
Leon. Und wenn Ihr sonst gefangen bleibt, wie dann?
Atalus. Weit lieber hier gefangen oder sonst, Als also sch?nden meiner V?ter Namen.
(Der Schaffer geht im Hintergrunde beobachtend vorüber.)
Leon (im Korbe kramend). Hier Sellerie und das hier Pastinak. Die Zwiebel bei?t. Zu wenig von der Kresse.
(Der Schaffer geht ab.)
Leon. G?lt' es nur Euch, so w?r' ich nun am Ende. Doch Euer Oheim will's, und, junger Herr, Da werdet Ihr wohl müssen.
Atalus. Müssen, ich?
Leon. Ja, Herr!
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