Wallensteins Tod | Page 8

Friedrich von Schiller
tragen.?(Max, der bisher in einem schmerzvollen Kampfe gestanden, geht schnell ab. Wallenstein sieht ihm verwundert und betroffen nach und steht in tiefe Gedanken verloren.)
Dritter Auftritt
Wallenstein. Terzky. Gleich darauf Illo.
Terzky.
Max Piccolomini verlie? dich eben?
Wallenstein.
Wo ist der Wrangel?
Terzky.
Fort ist er.
Wallenstein.
So eilig?
Terzky.
Es war, als ob die Erd' ihn eingeschluckt.?Er war kaum von dir weg, als ich ihm nachging,?Ich hatt' ihn noch zu sprechen, doch--weg war er,?Und niemand wu?te mir von ihm zu sagen.?Ich glaub, es ist der Schwarze selbst gewesen,?Ein Mensch kann nicht auf einmal so verschwinden.
Illo. (kommt)
Ist's wahr, da? du den Alten willst verschicken?
Terzky.
Wie? Den Octavio! Wo denkst du hin?
Wallenstein.
Er geht nach Frauenberg, die spanischen?Und welschen Regimenter anzuf��hren.
Terzky.
Das wolle Gott nicht, da? du das vollbringst!
Illo.
Dem Falschen willst du Kriegsvolk anvertrauen??Ihn aus den Augen lassen, grade jetzt,?In diesem Augenblicke der Entscheidung?
Terzky.
Das wirst du nicht tun. Nein, um alles nicht!?Wallenstein.?Seltsame Menschen seid ihr.
Illo.
Oh! nur diesmal?Gib unsrer Warnung nach. La? ihn nicht fort.
Wallenstein.
Und warum soll ich ihm dies eine Mal?Nicht trauen, da ich's stets getan? Was ist geschehn, Das ihn um meine gute Meinung br?chte??Aus eurer Grille, nicht der meinen, soll ich?Mein alt erprobtes Urteil von ihm ?ndern??Denkt nicht, da? ich ein Weib sei. Weil ich ihm?Getraut bis heut, will ich auch heut ihm trauen.
Terzky.
Mu? es denn der just sein? Schick einen andern.
Wallenstein.
Der mu? es sein, den hab ich mir erlesen.?Er taugt zu dem Gesch?ft, drum gab ich's ihm.
Illo.
Weil er ein Welscher ist, drum taugt er dir.
Wallenstein.
Wei? wohl, ihr wart den beiden nie gewogen,?Weil ich sie achte, liebe, euch und andern?Vorziehe, sichtbarlich, wie sie's verdienen,?Drum sind sie euch ein Dorn im Auge! Was?Geht euer Neid mich an und mein Gesch?ft??Da? ihr sie ha?t, das macht sie mir nicht schlechter.?Liebt oder ha?t einander, wie ihr wollt,?Ich lasse jedem seinen Sinn und Neigung,?Wei? doch, was mir ein jeder von euch gilt.
Illo.
Er geht nicht ab--m��?t' ich die R?der ihm am Wagen?Zerschmettern lassen.
Wallenstein.
M??ige dich, Illo!
Terzky.
Der Questenberger, als er hier gewesen,?Hat stets zusammen auch gesteckt mit ihm.
Wallenstein.
Geschah mit meinem Wissen und Erlaubnis.
Terzky.
Und da? geheime Boten an ihn kommen?Vom Gallas, wei? ich auch.
Wallenstein.
Das ist nicht wahr.
Illo.
Oh! du bist blind mit deinen sehenden Augen!
Wallenstein.
Du wirst mir meinen Glauben nicht ersch��ttern,?Der auf die tiefste Wissenschaft sich baut.?L��gt er, dann ist die ganze Sternkunst L��ge.?Denn wi?t, ich hab ein Pfand vom Schicksal selbst,?Da? er der treuste ist von meinen Freunden.
Illo.
Hast du auch eins, da? jenes Pfand nicht l��ge?
Wallenstein.
Es gibt im Menschenleben Augenblicke,?Wo er dem Weltgeist n?her ist als sonst?Und eine Frage frei hat an das Schicksal.?Solch ein Moment war's, als ich in der Nacht,?Die vor der L��tzner Aktion vorherging,?Gedankenvoll an einen Baum gelehnt,?Hinaussah in die Ebene. Die Feuer?Des Lagers brannten d��ster durch den Nebel,?Der Waffen dumpfes Rauschen unterbrach,?Der Runden Ruf einf?rmig nur die Stille.?Mein ganzes Leben ging, vergangenes?Und k��nftiges, in diesem Augenblick?An meinem inneren Gesicht vor��ber,?Und an des n?chsten Morgens Schicksal kn��pfte?Der ahnungsvolle Geist die fernste Zukunft.?Da sagt' ich also zu mir selbst:" So vielen?Gebietest du! Sie folgen deinen Sternen?Und setzen, wie auf eine gro?e Nummer,?Ihr Alles auf dein einzig Haupt und sind?In deines Gl��ckes Schiff mit dir gestiegen.?Doch kommen wird der Tag, wo diese alle?Das Schicksal wieder auseinanderstreut,?Nur wen'ge werden treu bei dir verharren.?Den m?cht' ich wissen, der der Treuste mir?Von allen ist, die dieses Lager einschlie?t.?Gib mir ein Zeichen, Schicksal! Der soll's sein,?Der an dem n?chsten Morgen mir zuerst?Entgegenkommt mit einem Liebeszeichen".?Und dieses bei mir denkend, schlief ich ein.?Und mitten in die Schlacht ward ich gef��hrt?Im Geist. Gro? war der Drang. Mir t?tete?Ein Schu? das Pferd, ich sank, und ��ber mir?Hinweg, gleichg��ltig, setzten Ro? und Reiter,?Und keuchend lag ich, wie ein Sterbender,?Zertreten unter ihrer Hufe Schlag.?Da fa?te pl?tzlich hilfreich mich ein Arm,?Es war Octavio--und schnell erwach ich,?Tag war es, und--Octavio stand vor mir.?"Mein Bruder", sprach er, "reite heute nicht?Den Schecken, wie du pflegst. Besteige lieber?Das sichre Tier, das ich dir ausgesucht.?Tu's mir zu Lieb'. Es warnte mich ein Traum."?Und dieses Tieres Schnelligkeit entri??Mich Banniers verfolgenden Dragonern.?Mein Vetter ritt den Schecken an dem Tag,?Und Ro? und Reiter sah ich niemals wieder.
Illo.
Das war ein Zufall.
Wallenstein. (bedeutend)
Es gibt keinen Zufall;?Und was uns blindes Ohngef?hr nur d��nkt,?Gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.?Versiegelt hab ich's und verbrieft, da? er?Mein guter Engel ist, und nun kein Wort mehr!?(Er geht.)
Terzky.
Das ist mein Trost, der Max bleibt uns als Geisel.
Illo.
Und der soll mir nicht lebend hier vom Platze.
Wallenstein. (bleibt stehen und kehrt sich um)
Seid ihr nicht wie die Weiber, die best?ndig?Zur��ck nur kommen auf ihr erstes Wort,?Wenn man Vernunft gesprochen stundenlang!?--Des Menschen Taten und Gedanken, wi?t!?Sind nicht wie Meeres blind bewegte Wellen.?Die innre Welt, sein Mikrokosmus, ist?Der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.?Sie sind notwendig, wie des Baumes Frucht,?Sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.?Hab ich des Menschen Kern erst untersucht,?So wei? ich auch sein Wollen und sein Handeln.?(Gehen ab.)
Vierter Auftritt
Zimmer in Piccolominis Wohnung.
Octavio Piccolomini reisefertig. Ein Adjutant.
Octavio.
Ist das Kommando da?
Adjutant.
Es wartet unten.
Octavio.
Es sind doch sichre Leute, Adjutant??Aus welchem Regimente nahmt Ihr sie?
Adjutant.
Von Tiefenbach.
Octavio.
Dies Regiment ist treu.?La?t sie
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