Wallensteins Tod | Page 6

Friedrich von Schiller
handelt.
Wallenstein.
Wahr ist's! Sie sahn mich immer, wie ich bin,?Ich hab sie in dem Kaufe nicht betrogen,?Denn nie hielt ich's der M��he wert, die k��hn?Umgreifende Gem��tsart zu verbergen.
Gr?fin.
Vielmehr--du hast dich furchtbar stets gezeigt.?Nicht du, der stets sich selber treu geblieben,?Die haben Unrecht, die dich f��rchteten?Und doch die Macht dir in die H?nde gaben.?Denn Recht hat jeder eigene Charakter,?Der ��bereinstimmt mit sich selber, es gibt?Kein andres Unrecht als den Widerspruch.?Warst du ein andrer, als du vor acht Jahren?Mit Feuer und Schwert durch Deutschlands Kreise zogst, Die Gei?el schwangest ��ber alle L?nder,?Hohn sprachest allen Ordnungen des Reichs,?Der St?rke f��rchterliches Recht nur ��btest?Und jede Landeshoheit niedertratst,?Um deines Sultans Herrschaft auszubreiten??Da war es Zeit, den stolzen Willen dir?Zu brechen, dich zur Ordnung zu verweisen!?Doch wohl gefiel dem Kaiser, was ihm n��tzte,?Und schweigend dr��ckt' er diesen Freveltaten?Sein kaiserliches Siegel auf. Was damals?Gerecht war, weil du's f��r ihn tatst, ist's heute?Auf einmal sch?ndlich, weil es gegen ihn?Gerichtet wird?
Wallenstein. (aufstehend)
Von dieser Seite sah ich's nie--Ja! dem?Ist wirklich so. Es ��bte dieser Kaiser?Durch meinen Arm im Reiche Taten aus,?Die nach der Ordnung nie geschehen sollten.?Und selbst den F��rstenmantel, den ich trage,?Verdank ich Diensten, die Verbrechen sind.
Gr?fin.
Gestehe denn, da? zwischen dir und ihm?Die Rede nicht kann sein von Pflicht und Recht,?Nur von der Macht und der Gelegenheit!?Der Augenblick ist da, wo du die Summe?Der gro?en Lebensrechnung ziehen sollst,?Die Zeichen stehen sieghaft ��ber dir,?Gl��ck winken die Planeten dir herunter?Und rufen: es ist an der Zeit! Hast du?Dein Lebenlang umsonst der Sterne Lauf?Gemessen?--den Quadranten und den Zirkel?Gef��hrt?--den Zodiak, die Himmelskugel?Auf diesen W?nden nachgeahmt, um dich herum?Gestellt in stummen, ahnungsvollen Zeichen?Die sieben Herrscher des Geschicks,?Nur um ein eitles Spiel damit zu treiben??F��hrt alle diese Zur��stung zu nichts,?Und ist kein Mark in dieser hohlen Kunst,?Da? sie dir selbst nichts gilt, nichts ��ber dich?Vermag im Augenblick der Entscheidung?
Wallenstein. (ist w?hrend dieser letzten Rede mit heftig arbeitendem Gem��t auf und ab gegangen und steht jetzt pl?tzlich still, die Gr?fin unterbrechend)
Ruft mir den Wrangel, und es sollen gleich?drei Boten satteln.
Illo.
Nun, gelobt sei Gott!?(Eilt hinaus.)
Wallenstein.
Es ist sein b?ser Geist und meiner. Ihn?Straft er durch mich, das Werkzeug seiner Herrschsucht, Und ich erwart es, da? der Rache Stahl?Auch schon f��r meine Brust geschliffen ist.?Nicht hoffe, wer des Drachen Z?hne s?t,?Erfreuliches zu ernten. Jede Untat?Tr?gt ihren eignen Rach-Engel schon,?Die b?se Hoffnung, unter ihrem Herzen.?Er kann mir nicht mehr traun,--so kann ich auch?Nicht mehr zur��ck. Geschehe denn, was mu?.?Recht stets beh?lt das Schicksa, denn das Herz?In uns ist sein gebietrischer Vollzieher.?(Zu Terzky.)
Bring mir den Wrangel in mein Kabinett,?Die Boten will ich selber sprechen. Schickt?Nach dem Octavio!?(Zur Gr?fin, welche eine triumphierende Miene macht.)
Frohlocke nicht!?Denn eifers��chtig sind des Schicksals M?chte.?Voreilig Jauchzen greift in ihre Rechte.?Den Samen legen wir in ihre H?nde,?Ob Gl��ck, ob Ungl��ck aufgeht, lehrt das Ende.?(Indem er abgeht, f?llt der Vorhang.)
Zweiter Aufzug
Ein Zimmer
Erster Auftritt
Wallenstein. Octavio Piccolomini. Bald darauf Max Piccolomini.
Wallenstein.
Mir meldet er aus Linz, er l?ge krank,?Doch hab ich sichre Nachricht, da? er sich?Zu Frauenberg versteckt beim Grafen Gallas.?Nimm beide fest und und schick sie mir hieher.?Du ��bernimmst die spanischen Regimenter,?Machst immer Anstalt und bist niemals fertig,?Und treiben sie dich, gegen mich zu ziehn,?So sagst du Ja und bleibst gefesselt stehn.?Ich wei?, da? dir ein Dienst damit geschieht,?In diesem Spiel dich m��?ig zu verhalten.?Du rettest gern, so lang du kannst, den Schein;?Extreme Schritte sind nicht deine Sache,?Drum hab ich diese Rolle f��r dich ausgesucht,?Du wirst mir durch dein Nichtstun diesesmal?Am n��tzlichsten--Erkl?rt sich unterdessen?Das Gl��ck f��r mich, so wei?t du, was zu tun.?(Max Piccolomini tritt ein.)
Jetzt, Alter, geh. Du mu?t heut nacht noch fort.?Nimm meine eignen Pferde.--Diesen da?Behalt ich hier--Macht's mit dem Abschied kurz!?Wir werden uns ja, denk ich, alle froh?Und gl��cklich wiedersehn.
Octavio. (zu seinem Sohn)
Wir sprechen uns noch.?(Geht ab.)
Zweiter Auftritt
Wallenstein. Max Piccolomini.
Max. (n?hert sich ihm.)
Mein General--
Wallenstein.
Der bin ich nicht mehr,?Wenn du des Kaisers Offizier dich nennst.
Max.
So bleibt's dabei, du willst das Heer verlassen?
Wallenstein.
Ich hab des Kaisers Dienst entsagt.
Max.
Und willst das Heer verlassen?
Wallenstein.
Vielmehr hoff ich,?Mir's enger noch und fester zu verbinden.?(Er setzt sich.)
Ja, Max. Nicht eher wollt' ich dir's er?ffnen,?Als bis des Handelns Stunde w��rde schlagen.?Der Jugend gl��ckliches Gef��hl ergreift?Das Rechte leicht, und eine Freude ist's,?Das eigne Urteil pr��fend auszu��ben,?Wo das Exempel rein zu l?sen ist.?Doch, wo von zwei gewissen ��beln eins?Ergriffen werden mu?, wo sich das Herz?Nicht ganz zur��ckbringt aus dem Streit der Pflichten,?Da ist es Wohltat, keine Wahl zu haben,?Und eine Gunst ist die Notwendigkeit.?--Die ist vorhanden. Blicke nicht zur��ck.?Es kann dir nichts mehr helfen. Blicke vorw?rts!?Urteile nicht! Bereite dich, zu handeln.?--Der Hof hat meinen Untergang beschlossen,?Drum bin ich willens, ihm zuvorzukommen.?--Wir werden mit den Schweden uns verbinden.?Sehr wackre Leute sind's und gute Freunde.?(H?lt ein, Piccolominis Antwort erwartend.)
--Ich hab dich ��berrascht. Antwort mir nicht.?Ich will dir Zeit verg?nnen, dich zu fassen.?(Er steht auf und geht nach hinten. Max steht lange unbeweglich, in den heftigsten Schmerz versetzt; wie er eine Bewegung macht, k?mmt Wallenstein zur��ck und stellt sich vor ihn.)
Max.
Mein General!--Du machst mich heute m��ndig.?Denn bis auf diesen Tag war mir's
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 35
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.