Wallensteins Tod | Page 5

Friedrich von Schiller
Gut! Gib deinen Feinden Recht!?Da eben ist es, wo sie dich erwarten.?Den Vorsatz glauben sie dir gern; sei sicher,?Da? sie's mit Brief und Siegel dir belegen!?Doch an die M?glichkeit der Tat glaubt keiner,?Da m��?ten sie dich f��rchten und dich achten.?Ist's m?glich? Da du so weit bist gegangen,?Da man das Schlimmste wei?, da dir die Tat?Schon als begangen zugerechnet wird,?Willst du zur��ckziehn und die Frucht verlieren??Entworfen blo? ist's ein gemeiner Frevel,?Vollf��hrt ist's ein unsterblich Unternehmen;?Und wenn es gl��ckt, so ist es auch verziehn,?Denn aller Ausgang ist ein Gottes Urtel.
Kammerdiener. (tritt herein)
Der Oberst Piccolomini.
Gr?fin. (schnell)
Soll warten.
Wallenstein.
Ich kann ihn jetzt nicht sehn. Ein andermal.
Kammerdiener.
Nur um zwei Augenblicke bittet er,?Er hab ein dringendes Gesch?ft--
Wallenstein.
Wer wei?, was er uns bringt. Ich will doch h?ren.
Gr?fin. (lacht)
Wohl mag's ihm dringend sein. Du kannst's erwarten.
Wallenstein.
Was ist's.
Gr?fin.
Du sollst es nachher wissen.?Jetzt denke dran, den Wrangel abzufert'gen.?(Kammerdiener geht.)
Wallenstein.
Wenn eine Wahl noch w?re--noch ein milderer?Ausweg sich f?nde--jetzt noch will ich ihn?Erw?hlen und das ?u?erste vermeiden.
Gr?fin.
Verlangst du weiter nichts, ein solcher Weg?Liegt nah vor dir. Schick diesen Wrangel fort.?Vergi? die alten Hoffnungen, wirf dein?Vergangnes Leben weg, enschlie?e dich,?Ein neues anzufangen. Auch die Tugend?Hat ihre Helden, wie der Ruhm, das Gl��ck.?Reis hin nach Wien zum Kaiser stehndes Fu?es,?Nimm eine volle Kasse mit, erkl?r,?Du hab'st der Diener Treue nur erproben,?Den Schweden blo? zum besten haben wollen.
Illo.
Auch damit ist's zu sp?t. Man wei? zu viel.?Er w��rde nur das Haupt zum Todesblocke tragen.
Gr?fin.
Das f��rcht ich nicht. Gesetzlich ihn zu richten,?Fehlt's an Beweisen; Willk��r meiden sie.?Man wird den Herzog ruhig lassen ziehn.?Ich seh, wie alles kommen wird. Der K?nig?Von Ungarn wird erscheinen, und es wird sich?Von selbst verstehen, da? der Herzog geht;?Nicht der Erkl?rung wird das erst bed��rfen.?Der K?nig wird die Truppen lassen schw?ren,?Und alles wird in seiner Ordnung bleiben.?An einem Morgen ist der Herzog fort.?Auf seinen Schl?ssern wird es nun lebendig,?Dort wird er jagen, baun, Gest��te halten,?Sich eine Hofstatt gr��nden, goldne Schl��ssel?Austeilen, gastfrei gro?e Tafel geben,?Und kurz ein gro?er K?nig sein--im Kleinen!?Und weil er klug sich zu bescheiden wei?,?Nichts wirklich mehr zu gelten, zu bedeuten,?L??t man ihn scheinen, was er mag; er wird?Ein gro?er Prinz bis an sein Ende scheinen.?Ei nun! der Herzog ist dann eben auch?Der neuen Menschen einer, die der Krieg?Emporgebracht; ein ��bern?chtiges?Gesch?pf der Hofgunst, die mit gleichem Aufwand?Freiherrn und F��rsten macht.
Wallenstein. (steht auf, heftig bewegt)
Zeigt einen Weg mir an aus diesem Drang,?Hilfreiche M?chte! einen solchen zeigt mir,?Den ich vermag zu gehn--Ich kann mich nicht,?Wie so ein Wortheld, so ein Tugendschw?tzer,?An meinem Willen w?rmen und Gedanken--?Nicht zu dem Gl��ck, das mir den R��cken kehrt,?Gro?tuend sagen: Geh! Ich brauch dich nicht!?Wenn ich nicht wirke mehr, bin ich vernichtet;?Nicht Opfer, nicht Gefahren will ich scheun,?Den letzten Schritt, den ?u?ersten, zu meiden;?Doch eh' ich sinke in die Nichtigkeit,?So klein aufh?re, der so gro? begonnen,?Eh' mich die Welt mit jenen Elenden?Verwechselt, die der Tag erschafft und st��rzt,?Eh' spreche Welt und Nachwelt meinen Namen?Mit Abscheu aus, und Friedland sei die Losung?F��r jede fluchenswerte Tat.
Gr?fin.
Was ist denn hier so wider die Natur??Ich kann's nicht finden, sage mir's--oh! la??Des Aberglaubens n?chtliche Gespenster?Nicht deines hellen Geistes Meister werden!?Du bist des Hochverrats verklagt; ob mit?--Ob ohne Recht, ist jetzo nicht die Frage--?Du bist verloren, wenn du dich nicht schnell der Macht Bedienst, die du besitzest--Ei! wo lebt denn?Das friedsame Gesch?pf, das seines Lebens?Sich nicht mit allen Lebenskr?ften wehrt??Was ist so k��hn, das Notwehr nicht entschuldigt?
Wallenstein.
Einst war mir dieser Ferdinand so huldreich;?Er liebte mich, er hielt mich wert, ich stand?Der N?chste seinem Herzen. Welchen F��rsten?Hat er geehrt wie mich?--Und so zu enden!
Gr?fin.
So treu bewahrst du jede kleine Gunst,?Und f��r die Kr?nkung hast du kein Ged?chtnis??Mu? ich dich dran erinnern, wie man dir?Zu Regenspurg die treuen Dienste lohnte??Du hattest jeden Stand im Reich beleidigt;?Ihn gro? zu machen, hattest du den Ha?,?Den Fluch der ganzen Welt auf dich geladen,?Im ganzen Deutschland lebte dir kein Freund,?Wei du allein gelebt f��r deinen Kaiser.?An ihn blo? hieltest du bei jenem Sturme?Dich fest, der auf dem Rgenspurger Tag?Sich gegen dich zusammenzog--da lie? er?Dich fallen! Lie? dich fallen! Dich dem Bayern,?Dem ��berm��tigen, zum Opfer fallen!?Sag nicht, da? die zur��ckgegebne W��rde?Das erste, schwere Unrecht ausges?hnt.?Nicht wahrlich guter Wille stellte dich,?Dich stellte das Gesetz der herben Not?An diesen Platz, den man dir gern verweigert.
Wallenstein.
Nicht ihrem guten Willen, das ist wahr!?Noch seiner Neigung dank ich dieses Amt.?Mi?brauch ich's, so mi?brauch ich kein Vertrauen.
Gr?fin.
Vertrauen? Neigung?--Man bedurfte deiner!?Die ungest��me Presserin, die Not,?Der nicht mit hohlen Namen, Figuranten?Gedient ist, die die Tat will, nicht das Zeichen,?Den Gr??ten immer aufsucht und den Besten,?Ihn an das Ruder stellt, und m��?t sie ihn?Aufgreifen aus dem P?bel selbst--die setzte dich?In dieses Amt und schrieb dir die Bestallung.?Denn lange, bis es nicht mehr kann, behilft?Sich dies Geschlecht mit feilen Sklavenseelen?Und mit den Drahtmaschinen seiner Kunst--?Doch wenn das ?u?erste ihm nahe tritt,?Der hohle Schein es nicht mehr tut, da f?llt?Es in die starken H?nde der Natur,?Des Riesengeistes, der nur sich gehorcht,?Nichts von Vertr?gen wei? und nur auf ihre?Bedingung, nicht auf seine, mit ihm
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