das Werk vollendet. Was ist denn Zeugung und Ern?hrung anderes, als ein ewiger Austausch verschiedenartigster rhythmischer Spannkr?fte auf kleinstem Raum der Zellsubstanzen zusammengepre?t, ein dauerndes Kartenmischen tierischer und pflanzlicher Rhythmentr?ger durcheinander? Was ist Arzenei- und Giftwirkung anders, als das Eingreifen aufgesammelter, von der Sonne akkumulierter Spannkr?fte in die Rhythmen des organischen Geschehens? Wie kann eine Au?enkraft dem inneren Gef��ge anders n��tzen, als indem sie Schwungkraft den ermattenden Rhythmen hinzuf��gt? Das Leben wird nur vom Leben gepeitscht, getrieben, emporgehoben wie der brodelnde Schaum der Fl��ssigkeiten, in die ein Tr?pfchen S?ure f?llt. Auch in chemischen Verbindungen werden Hemmungsketten fortgerissen, damit latente Kr?fte zu neuen Formenkreisen sich stabilisieren. Ich will das berauschende Bild, wo Rhythmus sich zum Rhythmus gesellt, um neue Formen hervorzubringen, nicht weiter ausspinnen, es gen��gt mir, die M?glichkeit betont zu haben, da? das Leben nichts ist als eine neue, durch Hemmungsfortfall erm?glichte rhythmische Wellenform der sogenannten unbelebten Kr?fte. In diesem Sinne kann in der Tat das Leben rhythmisch als eine Synkope des Weltallrhythmus, als eine Sondertaktbewegung, nur scheinbar losgetrennt von der Symphonie des Ganzen, definiert werden. Es mag einen langen Schlaf gehabt haben im ewigen Barbarossagrab: der Felsen brach, die Hemmung fiel, und die junge Majest?t des Organischen stieg auf den Thron der Erde.
Wenn wir diese Anschauungen in uns lebendig werden f��hlen, so mu? nat��rlich zwingend das Motiv des Rhythmischen in allen Phasen des menschlichen Betriebes, k?rperlich und geistig, nachweisbar sein. Es ist l?ngst bekannt, welche Rolle die Periodizit?t im K?rperlichen und Geistigen spielt, wie die ganze Summe physischen und psychischen Geschehens in unserem Leibe und unserer Seele in dauernder Abh?ngigkeit vom Rhythmus ist, von dem wiederum gar nicht anders zu denken ist, als da? er in Harmonie mit dem Welttakte sein mu?, um nicht einfach hinweggefegt zu werden vom Schwungrad des Kosmos, wie ein Sonnenst?ubchen vom wehenden Atem. Ich will niemand behelligen mit der Aufz?hlung aller physiologischen und pathologischen Periodizit?ten, den Bedingungen des Pulsschlags und der Atmungszahl, den periodischen Sekretionen, Schlaf und Wachsein, Pubert?t und Adynamie, Ein- und Ausgabe der Nahrungsmittel, nicht mit der Rhythmik der Schmerzanf?lle, der Kr?mpfe, der Zuckungen, Wallungen und Blutungen, ich will nur verweilen bei dem psycho-physischen Grundgesetz des Rhythmischen auch im menschlichen Leben und will den Mechanismus zu ergr��nden suchen, auf dem sich auch dieses psycho-physische Geschehen auf einem Widerspiel zwischen Aktion und Hemmung, als dem eigentlichen Grunde der Rhythmik, aufbauen l??t. Ich mu? hier bemerken, da? ich alles seelische Geschehen in Abh?ngigkeit setze von einer Aktion der Nervenstr?me und einem Hemmungsmechanismus, einer Art periodischer Isolation durch die Neuroglia, bzw. von dem sie durchstr?menden Blutsafte, welcher ja nach Ritters Untersuchungen aus Biers Schule in der Tat stromhemmende, Nervenerregungen einbettende Kraft hat. Danach ist es leicht, sich vorzustellen, da? das mit dem Herzpulse einstr?mende Blut periodisch die Ganglien au?er Kontakt setzt und da? die Pause der Herzbewegung diejenige Zeit ist, innerhalb welcher die Ganglien Anschlu?freiheit besitzen. Die ?rzte wissen, welche Rolle Blutmischungsanomalien f��r die Art der Anschl��sse im Gehirn spielen, wie ein verd��nntes, hemmungsarmes Blut naturgem?? zu Erregungen und Unruhen, ?ngsten und Wahnvorstellungen und Schmerzempfindungen disponiert; wie Hunger und Krankheit, ver?nderte innere Sekretion ein ganzes Heer abnormer Nervenst?rungen hervorrufen kann. Sie wissen alle, wie die Herausnahme der Schilddr��se unter ��berladung des Blutes mit Hemmungss?ften, wie bekannt, auch den geistreichsten Menschen zu einem Idioten machen kann. Wir wissen, da? die Nebennieren einen Stoff produzieren, welcher selbst auf peripheren Nerven die allerenergischste Stromausschaltung zuwege bringt, und den Irren?rzten ist bekannt, wie wichtig ein normaler Hemmungsmechanismus f��r den Bestand der Seele ist.
Es kann keine Frage sein, da?, wenn der Blutsaft die ihm von mir vindizierte Kraft der Ein- und Ausschaltung besitzt, das eigentliche Wesen der Pers?nlichkeit, das Temperament eine Frage der rhythmischen gr??eren oder geringeren Reaktionsf?higkeit der Nervenzentren sein mu?, da? die Zahl der aufgenommenen Eindr��cke and ihre Verarbeitung zu Vorstellungs- und Willensimpulsen in direkter Abh?ngigkeit von rhythmischen Individualit?ten sein mu?, die wiederum in Abh?ngigkeit von der rhythmisch ein- und ausschaltenden Saftf��llung des Gehirns steht. Der alte Volksglaube von dem leichten und schweren Blute findet hier also seine durchaus plausible wissenschaftliche Begr��ndung; das Menschenherz ist nicht nur die grobmechanische Druckpumpe f��r Blutbewegungen, es spielt in seinen rhythmischen Zuckungen auch f��r das Nerven- und Gem��tsleben eine wichtige, wenn auch bisher noch wenig gew��rdigte Rolle. Aber noch in einem ganz anderen Sinne ist die Herzbewegung der eigentliche Manometer der harmonischen Einstellung des Nervenlebens in den Gesamtrhythmus aller Erscheinungen. Schon _Ernst v. Baer_ hat die geistreiche Frage gewagt, wie wohl unsere Wahrnehmungen sich anders gestalten w��rden, wenn wir nicht, wie jetzt, in einer Sekunde etwa zehn Einzelwahrnehmungen zu apperzipieren f?hig w?ren, in einem Zeitraum, der durchschnittlich genau ��bereinstimmt mit dem Ablauf eines Herzpulses, und er hat plausibel gemacht, da? schon die F?higkeit, innerhalb einer Sekunde etwa 30 Beobachtungen machen zu k?nnen, uns zwingen w��rde, das ganze Weltbild anders zu sehen. Wir w��rden die Flintenkugel als einen Strich, alle Himmelsk?rper als leuchtende
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