Von Tripolis nach Alexandrien - 2. Band | Page 3

Gerhard Rohlfs
indem er die Eigenschaften der Thapsia garganica nicht mit den
von den Alten erwähnten, vereinbar hält; dann Ørsted[5], welcher
hauptsächlich Drias nicht für das alte Sylphium erkennen will, weil ihm
die Münzbilder nicht für diese Pflanze zutreffend sind. Professor
Ørsted vindicirt Narthex asa foetida, als das alte Silphium, glaubend,
dass die Eigenschaften dieser Ambilifore am meisten mit dem Silphium
und den Bildern der Münzen übereinstimmen.
Nach Theophrast entstand, natürlich konnte solche Wunderpflanze nur
durch ein Wunder entstehen, 430 v. R. das Silphium nach einem
Pechregen, derselbe beschreibt die Wurzel als dick, fleischig, den
Stengel dem des Fenchel ähnlich, die Samenkörner als breit und
geflügelt, ähnlich, wie die von Phyllis; dies alles fanden wir bei der
heutigen Drias-Pflanze auch, und auch der Standort, den er für die
Pflanze angiebt, stimmt: "Die Umgegend der Hesperiden-Gärten."
Nach Plinius war die Rinde der Wurzel schwarz, länger als eine Elle;
wo sie aus dem Boden kam, war eine Tuberosität, welche
eingeschnitten einen milchigen Saft gab, die Samenkörner sind glatt,
und fallen leicht mit den gelb vertrockneten Blättern, sobald die erste
Jahreszeit vorüber ist, ab; auf der Pflanze selbst bemerkt man auch
Tuberositäten. Plinius verlegt den Standort des Silphium ebenfalls in
die Umgegend der hesperidischen Gärten. Nach ihm wurde der Stengel
gegessen, nachdem man ihn gekocht hatte, er constatirt ferner die
schädliche Wirkung aufs Vieh, die Ziegen und Schafe waren sehr
begierig danach, die Ziegen fingen an zu niesen, die Schafe zu schlafen.
Zu seiner Zeit war die Pflanze schon fast ganz verschwunden, so dass
Nero eine einzige Pflanze als ein grosses Geschenk angeboten wurde.
Wir sehen, dass auch die Beschreibung von Plinius vollkommen passt.
Von anderen Autoren verlegen Herodot und Scylax den Standort der
Pflanze in die ganze Küstengegend von Pentapolitanien, von der Insel
Plataea bis zum Anfange der grossen Syrte, Catull bei Cyrene, Strabo
und Ptolemaeus mitten in die Wüste, südlich von Cyrene, Arrian
endlich sagt, sie sei über den ganzen fruchtbaren Boden Cyrenaicas bis

zum Saume der Wüste verbreitet. Nach diesem Schriftsteller wurden
Ziegen und Schafe eingepfercht, um sie vor dem Silphium zu
bewahren.
Sobald die Provinz römisch wurde, fing die Pflanze an zu
verschwinden, jedoch 100 Jahre nach der Regierung Roms berichtet
Plautus noch von reichlichen Ernten, Strabo fand sie ebenfalls noch
vor, Plinius fand das Silphium schon spärlich und Synesius berichtet als
etwas Ausserordentliches von einer im Garten seines Bruders
gezogenen Pflanze. Die Ursache des Verschwindens der Pflanze wird
von den Alten verschieden angegeben, nach Solin war es, um sich von
den hohen Taxen zu befreien, denen das Silphium unterworfen war,
Strabo führt die Ausrottung auf die eindringenden Barbaren zurück.
Höchst wahrscheinlich wirkten beide Ursachen, um die Pflanze so
schnell schwinden zu machen, denn die mit Kameelen eindringenden
Libyer hatten natürlich ein Interesse daran, diese den Kameelen den
Tod bringende Pflanze auszurotten.
Bei den Römern stand das Silphium oder Laserpitium im gleichen
Werthe mit Silber; hauptsächlich wurde der aus dem Stempel der
Pflanze Thysias gewonnene Saft, oder der aus der Wurzel mittelst
Einschnitte hervorquellende succus, Caulias genannt, als Arznei
benutzt. Man verarbeitete beide mit Kleie; und dies dann bis zu dicker
Consistenz eingekocht, wurde so über die ganze civilisirte Welt
verschickt. Beide Posten werden auch unter dem Namen "Thränen der
Cyrenaica" ohne Unterschied genannt. Die Römer verwahrten das
Silphium in ihrem öffentlichen Schatze. Julius Caesar fand 1500
römische Pfunde vor.
Die heutige Drias-Pflanze, Thap. garg., zeigt sowohl mit den
Münzabbildungen, als mit den eben erwähnten die grösste Aehnlichkeit,
nur möchte ich die Frage aufwerfen, warum gerade die Thapsia
garganica von Cyrenaica sich von den anderen unterscheidet. Und doch
muss ein Unterschied da sein. In Algerien, in Marokko fällt es keinem
Eingebornen ein, sein Kameel mit Maulkörben zu versehen, sobald er
es in die mit Thapsia garganica bestandenen Gegenden treibt, während
in Cyrenaica die Pflanze, sobald sie trocken ist, sehr gefürchtet wird.

Auch schreibt man dort der Pflanze keine besonderen medicinischen
Eigenschaften zu, während die Bewohner von Barca noch heute die
Drias-Pflanze, wie die Alten das Silphium als ein Universalmittel
betrachten. Da muss denn doch wohl ein Unterschied zwischen der
Thapsia garganica von Cyrenaica und den übrigen bestehen, der den
Botanikern bis jetzt entgangen ist. Auch mir gelang es nur, Stengel und
Blätter der Drias-Pflanze mitzubringen, die Blüthezeit war noch nicht
angegangen, als ich in Cyrenaica war. Heinzmann, der die Thapsia
garganica medicinisch untersuchte, fand, dass die Wurzel ein
werthvolles Heilmittel sei, äusserlich bei unreinen Geschwüren sowohl
der Menschen als Thiere gebraucht. Die Tinctur der Rinde der Wurzel
auf gesunde Hauttheile gebracht, erregt meist anhaltendes Jucken,
zuletzt Pusteln ohne grosse Entzündung. Auf eine offene Wunde
gebracht, wird kein Brennen und Jucken gefühlt. Innerlich 6-8 Gran
genommen, wird Schwindel, Ohrensausen, Ideenconfusion, grosses
Gefühl von Schwäche mit lange andauernden schweren Schweissen
beobachtet. Wiederholte, von ihm in Europa angestellte Versuche,
stellten die Thapsia garganica als ein drastisches Reinigungsmittel hin.
Theophrastus, Dioscoridas und Plinius sprechen von ganz gleichen
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