Von Tripolis nach Alexandrien - 1. Band | Page 8

Gerhard Rohlfs
bei einem besonders starken Wellenschlage alle diese Thiere mit B?nken und Sch��sseln in der Caj��te umhertanzten, geh?rten mehr als starke Nerven dazu, um es auszuhalten. Abends 8 Uhr am 28. November warfen wir Anker im Hafen von La Valetta, und waren einige Augenblicke sp?ter wieder auf europ?ischem Grund und Boden.
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Kurzer geschichtlicher Ueberblick von Tripolis.
Im freundlichen Imperial-H?tel in Lavaletta abgestiegen, mussten wir nun freilich in Malta l?ngere Zeit bleiben, als wir, wenn es nach unserem Wunsche gegangen w?re, beabsichtigt hatten; aber mit Malta hat der regelm?ssige Verkehr ein Ende, wenigstens wenn man nach Tripolis will, und man muss sich den Launen der t��rkischen Dampfschiffs-Eigenth��mer, sowie dem Wetter f��gen.
Indess kann man die Zeit in Lavalletta und Malta recht gut hinbringen. Freilich bietet die Stadt f��r einen Nichtmilitair des Interessanten nicht viel. Das Palais des Gouverneurs, ehemals das des Grossmeisters der Johanniter, die Johanniskirche, einige Pall?ste der ehemaligen Zungen, besonders das castilianische H?tel, einige h��bsche Promenaden, zwei Bibliotheken, endlich Oper und einige Clubs gew?hren wohl f��r einige Tage dem Fremden Unterhaltung, wer aber all dies von fr��her her schon kennt, und ich war nun schon verschiedene Male in Lavalletta gewesen, der sehnt sich nach etwas Anderem. Dazu k?mmt nun noch, dass an keinem Orte von Europa die Familien so abgeschlossen und f��r den Fremden schwer zug?nglich sind, als in Malta. L?ngere Zeit unter der Herrschaft der Araber, wie ja auch heute noch die Volkssprache auf Malta ein arabischer Dialekt ist, halten die Familien ihr Haus dem Fremden fast so fest verschlossen, wie es der Mohammedaner einem nicht zu seiner Sippe Geh?rigen thut, und trotzdem ich mehrere Bekannte in Lavalletta hatte, war es mir nie gelungen, Eingang zu ihren Familien zu bekommen. Nat��rlich nehme ich die dort residirenden Engl?nder hiervon aus, welche auch hier wie ��berall ihre gastlichen Eigenschaften beibehalten haben.
Wer nun aber l?ngere Zeit einen gezwungenen Aufenthalt auf diesen Inseln haben sollte, der bleibe nicht in der Stadt, sondern mache Ausfl��ge, und ob er diese zu Fuss mache, oder mit jenem antiken Einsp?nner ohne Springfedern, er wird seine Spaziertouren nicht bereuen. Malta hat die lieblichsten Buchten, viele interessante Ruinen aus ph?nicischer Zeit, von denen ich hier nur Hedjer Kim, Mnaidra und die merkw��rdige nat��rliche Einsenkung Makluba nenne. Auch Gozzo mit seinem ebenfalls aus ph?nicischer Zeit stammenden Riesenthurm ist eines Besuches werth; kurz wenn man nicht seinen Aufenthalt auf Lavalletta selbst beschr?nkt, kann man 14 Tage recht gut auf Malta hinbringen.
Erst am 11. December war der "Trabulos Garb", ein t��rkischer Dampfer, welcher dem Schich el bled von Tripolis geh?rt, segelfertig. In den Wintermonaten ist es gar nicht angenehm und oft sehr gefahrvoll auf dem Mittelmeere, und Jeder erinnert sich noch wohl der heftigen St��rme, welche gerade in dem Monat auf unserer Hemisph?re stattfanden. Zudem kam noch, dass "Trabulos Garb" so eben erst eine unheilvolle Katastrophe erlebt hatte: Von Smyrna abgehend mit f��r Tripolitanien bestimmten Soldaten, sprang der Kessel noch ehe der Dampfer den Hafen verlassen hatte. Der Maschinist, die Heizer und ��ber 50 Soldaten waren augenblickliche Opfer, wie viele aber noch sp?ter starben infolge von Verwundungen, hat man nie erfahren k?nnen; in dem t��rkischen Reiche k��mmert man sich um dergleichen nicht. Andererseits bot jedoch jetzt das Dampfschiff eine gewisse Garantie, denn in den Docks von Lavalletta mit einem neuen Kessel versehen, durfte man annehmen, dass das Schiff nur seet��chtig entlassen worden sei. Ueberdies war es das einzige Mittel, um nach Tripolis zu kommen, wenn man nicht mit einem Segelschiffe, die im Winter jedoch noch weit gef?hrlicher und unsicherer sind, die Fahrt h?tte machen wollen.
Die Einpackung und Verladung der vielen Kisten hatte unser norddeutscher Consul, Hr. Ferro, schon besorgt, und ��berhaupt w?hrend der ganzen Zeit meines Aufenthaltes in Malta sowohl als auch sp?ter in Tripolis nicht aufgeh?rt, auf das Liebensw��rdigste sich meiner Sache anzunehmen.
Unsere Ueberfahrt nach Tripolis war eine sehr gute, schon nach 30 Stunden erreichten wir das afrikanische Ufer. Oea mit seinen grossen Palmenw?ldern lag vor uns, und einen Augenblick sp?ter konnten wir schon die einzelnen H?user unterscheiden. Angesichts der Stadt, liess ich mit Bewilligung des Capitains unsere norddeutsche Flagge am Hauptmaste aufhissen, es war das erste Mal, dass sich dieselbe vor Tripolis zeigte; f��r meine vielen Freunde und Bekannten daselbst sollte es zugleich ein verabredetes Zeichen sein, dass ich mich an Bord bef?nde. Und kaum hatte man unsere Flagge bemerkt, als s?mmtliche Consulatsfahnen an ihren hohen, langen Mastb?umen emporstiegen. Nirgends ist wohl unsere deutsche Flagge ehrenhafter und freudiger bei ihrem ersten Erscheinen begr��sst worden; die Stadt hatte ihr sonnt?glichstes Aussehen angenommen. Die Formalit?ten des Passes, der Douane und der Sanit?tspolizei waren rasch durchgemacht, und kurz nachdem wir Anker geschmissen hatten, konnten wir landen.
Die Ankunft des Dampfers, der zugleich die verschiedenen Posten aus Europa bringt, ist f��r eine so abgelegene Stadt wie Tripolis immer ein Ereigniss, und die ganze Stadt findet sich dann am Quai des Hafens versammelt; auf diese
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