Art konnte ich auf Ein Mal fast meine s?mmtlichen Bekannten begr��ssen, fast alle waren auf dem Quai versammelt.
Ich hielt mich nicht lange in der Stadt auf, sondern fuhr gleich nach der Mschia hinaus, wo Consul Rossi mit bekannter Liebensw��rdigkeit seinen Landsitz zu meiner Disposition gestellt hatte. Tripolis hatte einen weiteren Schritt in der Civilisation gemacht: es hatte ein Fuhrwerk bekommen, eine kleine Malteser "Kascha", welche Droschkendienst verrichtete. Fr��her hatten nur der Pascha und einige der Consuln Wagen, jetzt konnte sich jeder, wer einige Piaster ��ber hatte, das Vergn��gen des Fahrens machen, und oft genug sah man elegant gekleidete Judendandi's, die noch vor wenigen Jahren baarfuss bei jedem Moslim vorbeigehen und sich jedwede Schmach von einem fanatischen Druisch gefallen lassen mussten, die Kascha benutzen, und durch Extrabakschische angefeuert, fuhr der Kutscher sie zum Aerger der Rechtgl?ubigen in rasender Geschwindigkeit ��ber den Grossen Platz, zwischen Stadt und Mschia.
Unsere Sachen waren auch bald in dem Landhause des Herrn Rossi, das recht freundlich und heimisch in einem Palmgarten gelegen ist, angekommen; die nach Bornu bestimmten Sachen liess ich indess alle in einem eigens dazu gemietheten Hause in der Stadt. Beim Auspacken fand sich, dass alle unversehrt, mit Ausnahme einer grossen Glasglocke ��bergekommen waren. Die noch fehlenden Sachen: Kameele, Seidenstoffe, Corallen etc., wurden nun auch gleich eingekauft, da man dergleichen in Tripolis besser, und eigens f��r den Geschmack der innern V?lker hergerichtet, bekommen kann, als in Europa. Ich hatte hier wieder Gelegenheit, zu bewundern, wie die Tripolitaner, seien es Christen oder Juden, es geschickt anzufangen wissen, einem Fremden gegen��ber den Uneigenn��tzigen zu spielen, ohne dabei im Mindesten ihren oft betr?chtlichen Gewinn aus den Augen zu verlieren. Man sollte in der That meinen, wenn man es mit diesen Leuten zu thun hat, als ob sie beim Verkauf verl?ren, und trotzdem, wenn sie F��nfzig auf Hundert gewinnen, glauben sie schlechte Gesch?fte gemacht zu haben--denn sie h?tten ja hundert Procent und mehr gewinnen k?nnen. Es ist dies ��brigens so nat��rlich, dass ich mich gar nicht dar��ber wundern sollte: Die Juden und Christen leihen den Arabern ihr Geld zu 5 Procent monatlich; 2 Procent oder 1? Procent monatlich zu nehmen, sind seltene F?lle, ein solcher Mann ist sicherlich ein Ehrenmann, und wird allgemein wegen seiner Uneigenn��tzigkeit gelobt. Die meisten, oder man kann fast sagen, alle in Tripolis lebenden Juden und Christen haben auf diese Weise ihr Geld verdient, denn der eigentliche reelle Handel wirft in Tripolis keinen grossen Gewinn ab.
Welch merkw��rdige Schicksale hat aber diese Stadt erlebt und welche Zukunft steht ihr noch bevor, wenn sie einst wie Algerien in die H?nde einer aufgekl?rteren Regierung kommen sollte. War nicht das alte Tripolis jener Dreist?dteverein Leptis magna, Oea und Sabratha, einst eine der bl��hendsten und reichsten Colonien am Nordgestade Afrika's? Ohne hier einen Abriss der Geschichte der Stadt geben zu wollen, welche sich auch gar nicht, was die alte Zeit anbetrifft, von der Geschichte aller St?dte und Colonien Nordafrika's trennen l?sst, werden gewiss meine Leser gern einen Blick in die Vergangenheit thun, um zu sehen, unter welchen Verh?ltnissen Tripolis das geworden, was es jetzt ist.
Im heutigen Tripolitanien hausten im Alterthume nach Herodot die Nasomonen, welche um die grosse Syrte nomadisirten und uns als verwegene und gef?hrliche Seer?uber geschildert werden. Unter Augustus bekriegt, verschwinden sie von der Seek��ste und statt ihrer f��hrt Ptolem?us die Makakutae und die h?hlenbewohnenden Lesaniki an, die Nasomonen verlegt er weiter ins Innere. Westlich von den Nasomonen grenzten die Psylli und von diesen wieder westlich die Maccae. Im ?ussersten Westen des heutigen Tripolitanien waren nach Scylax die Lotophagen. Andere V?lkerschaften werden von Herodot und Ptolem?us im Innern genannt, als die Machlyes, Auses, Nigintini, Astskures etc. Am bekanntesten von allen waren jedoch die Garamanten, welche wir heutzutage, wenn auch nicht in Tripolitanien, so doch im Stamme der Tebu s��dlich davon deutlich wiedererkennen. Aus allen Angaben aber m��ssen wir schliessen, dass die Garamanten fr��her das ganze heutige Kaimmakamlik Fesan inne hatten.
W?hrend die Kenntniss von den Garamanten unter den Griechen sich g?nzlich verlor, tauchte dieses Volk unter r?mischer Herrschaft wieder auf, und wir finden nun auch zum ersten Mal den Namen Fesan, Phasania genannt, erw?hnt. Plinius f��hrt uns eine Menge St?dte und Oerter der Garamanten auf mit der Hauptstadt Garama. Ob ��brigens die Garamanten eine so grosse Ausdehnung gehabt haben, wie die Alten es annehmen und auch noch einige Gelehrte der Neuzeit, m?chte nicht ganz erwiesen sein, man m��sste denn ganz Bornu als ihnen damals unterworfen betrachten. Die Hauptstadt Garama finden wir im heutigen Djerma in Fesan wieder, auch Krema in Tibesti erinnert an Garama, sowie Berdoa an Borde in eben dem Lande.
Zu diesen an der K��ste wohnenden Libyern, welche von den R?mern Numider (vom Worte [griechisch: nomades], herumziehende V?lker) genannt wurden, kamen zur Zeit der trojanischen Kriege ph?nicische Handelsleute: so entstand Leptis, Oea, Sabratha und die wichtigste Colonie von allen, Carthago. W?hrend so die Geschichte Tripolis' mit der von
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