phönicischen Ursprungs gewesen zu sein.
Im Alter war sie der Stadt Cirta von derselben Bedeutung, wie sie es
heute als Hafenort für Constantine ist.
Der Alterthumsforscher findet aber seine eigentlichen Kleinodien im
Museum selbst, und wenn das Gebäude auch schuppenartig aussieht, so
birgt es doch manche Sachen, um welche es die Museen in London und
Berlin beneiden würden. Erst auf Antrieb des Prinzen Napoleon im
Jahre 1850 in's Leben gerufen zu der Epoche, wo dieser gelehrte und
die Wissenschaften pflegende Prinz rein Rundschreiben an die
Präfecten von Algerien richtete: "d'aviser à la conservation des ruines,
vestiges et débris de la domination romaine," hat in der kurzen Zeit von
nicht 10 Jahren, unter der sorgfältigen Hand des Herrn Roger das
archäologische Museum einen raschen und blühenden Aufschwung
genommen. Aber um ein solches Werk zu fördern, gehört auch eben ein
Mann dazu, wie es Herr Roger ist. Ich hatte das Glück, von ihm selbst,
der von Stand Architekt und Professor der Zeichnenkunst am
Collegium in Philippeville ist, im Museum herumgeführt zu werden,
und konnte mich überzeugen, mit welcher väterlichen Sorgfalt er jedes,
auch das kleinste Object würdigte.
Und nicht nur hatte er seine Aufmerksamkeit auf alte römische
Ueberreste oder Gegenstände aus der ersten Periode des Christenthums
gerichtet; da finden wir prachtvolle Stalaktiten, Korallen, Krystalle aus
der Umgegend der Stadt, eine Schädelsammlung, ethnographische
Gegenstände selbst aus China; ja in letzter Zeit war es Herrn Roger
gelungen, einen echten Tintoretto, den ein Malteser Marketender im
Winde aushängen hatte, für's Museum zu erstehen, und das zu dem
fabelhaft billigen Preise von 3 Francs. Es soll unzweifelhaft feststehen,
dass das Bild von Tintoretto ist, und so würde es jetzt einen Werth von
einigen Tausend Thalern erlangt haben.
Hauptsächlich reich ist die Sammlung von Lampen, einige davon auf
dem Boden mit einem Kreuze versehen, ein Zeichen, dass sie der
christlichen Zeitrechnung angehören; Thränenvasen, Amphoren,
Aschenvasen sind in reichhaltigster Auswahl vorhanden, und täglich
werden noch neue gefunden.
Ueberhaupt sind alle Haushaltungsgegenstände vorhanden,
Schmucksachen, Küchengeschirr etc. Dass die Münzen nicht fehlen,
versteht sich von selbst, und besonders ist es der Meeresstrand, der
nach heftigen Stürmen oft eine reiche Ernte giebt für's Museum. Die
meisten Münzen sind von Hadrian, dann von Antonin dem Frommen,
Faustin, Maxentius, Constantin dem Grossen, Constantin dem Jüngern,
Marcus Aurelius, Claudius II, Trajan, Vespasian, Alexander Severus
und einzelne von allen Imperatoren. Sehr zahlreich sind die
numidischen Münzen, alle daran kenntlich, dass sie auf einer Seite ein
laufendes Pferd zeigen, meist nach links gerichtet.
Nachmittags besahen wir die Umgegend von Philippeville, welche
überall einen lachenden Garten bildet, und selbst zur Winterzeit hatte
der warme Regen in wenigen Tagen eine so üppige Vegetation
hervorgerufen, dass der Frühling wirklich vor den Thoren zu sein
schien. Die Bäume sind meistens Oliven, Korkeichen und Lentisken,
und vom kleinerem Gebüsch findet man die Zwergpalme und Aloe;
Zahlreiche kleine Dörfer umgeben die Stadt, es scheint aber keines in
besonders blühendem Zustande zu sein; wenigstens sehen die, welche
wir besuchten, nur kläglich aus. Will man von der einheimischen
Bevölkerung sprechen, so fällt einem fast die Feder aus der Hand; die
schreckliche Hungersnoth, welche so eben die Araber decimirt hat und
jetzt freilich zu Ende ist, sprach noch aus den Augen fast jedes
Individuums. Zerlumpt, schmutzig, der Körper nur aus Haut und
Knochen bestehend, schleichen sie wie Phantome umher. Aber sie
haben schon Alles vergessen und nichts gelernt, eine nächste Missernte
wird ihnen ein gleiches Schicksal bereiten. Am Hafen lungerten immer
Hunderte dieser halbnackten Kerle herum, und blickten mit stolzer
Verachtung auf die arbeitenden Christen, ohne indess zu stolz zu sein,
einem Fremden gleich die bettelnde Hand entgegenzustrecken.
Hr. B., der Engländer, kehrte noch Nachmittags an Bord zurück, das
Wirthshaus war ihm zu schlecht, und da er seines kranken Zustandes
wegen nicht gehen konnte, also fast die ganze Zeit auf das Hôtel
d'Orient angewiesen war, konnte er auch nichts Besseres thun.
Ich selbst blieb mit meinen Leuten noch bis am andern Morgen und
dann gingen wir zu Fusse nach Stora. Der Weg geht immer längs des
Meeres und an zahlreichen Landhäusern, von hübschen Lustgärten
umgeben, vorüber und bei jeder Drehung des Weges bietet er ein
anderes Panorama, dass die vier Kilometer Entfernung ganz unbemerkt
dahin schwinden.
Stora selbst ist ein kleiner Ort von einigen Häusern, und diese sind fast
alle Schnapsläden oder Kaffeehäuser, aber auch eine Kirche und Schule
fehlen nicht, beide hoch über dem Orte gelegen. Der Ort war auch
schon in alten Zeiten besiedelt; eine grossartige Cisterne, von den
Römern erbaut und jetzt renovirt, und eine reizende Marmorfontaine,
am Meere gelegen und von der Cisterne gespeist, bezeugen dies
hinlänglich. Noch heute hat die Cisterne Wasser genug für den ganzen
Ort, und die Marmorfontaine strahlt das Wasser noch ebenso aus, wie
zur Zeit der Römer. Von einem hohen Gewölbe überdacht, ein
Gewölbe, welches halb in die Felswand gehauen und halb aus Ziegeln
errichtet ist, aber auch aus
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