verhaltenem Lachen ersticken. Der This beugte sich
so stark vornüber, als wollte er in den Boden hineinkriechen. Von dem,
was der Herr Pfarrer das letztemal erklärte, hatte er nichts gehört, weil
er sich immer gegen heimliche Angriffe wehren mußte. Jetzt hatte er
auf die Frage ganz nach seiner eigenen Erfahrung geantwortet,
Der Herr Pfarrer schaute ihn fest an. Als er aber sah, daß es dem This
gar nicht zum Lachen war, sondern daß er vor Scheu ganz erschrocken
und zusammengeduckt dasaß, da schüttelte der Herr Pfarrer nur ganz
bedenklich den Kopf und sagte: "Es ist nichts mit ihm zu machen."
Als aber die Religionsstunde zu Ende war, da stürzte die ganze Schar
hinter dem This her, alle lachten überlaut und schrien durcheinander:
"This, sind dir auf einmal in der Kirche die Käsfische in den Sinn
gekommen?"
"This, warum hast du nicht auch etwas von den Käsfischen gesagt?"
Der This lief wie ein gejagtes Kaninchen davon, um nur endlich dem
Geschrei zu entfliehen, rannte keuchend den Berghang hinauf. Oben
wurde er nun nicht mehr verfolgt. Denn die anderen wollten den
schönen Sonntagabend unten im Dorf genießen.
Der This lief immer weiter hinauf. Er hatte bei allem Leid jetzt einen
Trost im Herzen. Er konnte zur Schwemmebachsennhütte
hinaufflüchten und dort das freundliche Gesicht des Franz Anton sehen.
Ganz still konnte er dort an seinem verborgenen Plätzchen sitzen und
vor Verfolgung sicher sein. Nun saß er wieder unter den Tannen und
über ihm sang der Vogel sein Lied. Die Schneeberge glitzerten in der
Sonne, und über den grünen Hängen floß da und dort ein klares
Bächlein friedlich ins Tal hinab. Dem This wurde es so wohl, daß er
allen Spott vergaß und nur den einzigen Wunsch empfand, gar nicht
mehr weggehen zu müssen.
Von Zeit zu Zeit erblickte er auch den Franz Anton, nach dem er
beständig ausschaute. Dann duckte er sich aber so tief wie möglich
nieder. Denn er hatte das Gefühl, wenn der Franz Anton ihn wieder hier
sehe, so könnte er meinen, er sei gekommen, um wieder ein Butterbrot
zu bekommen. Und er kam doch nur, weil er der erste und einzige
Mensch war, der freundlich und liebevoll zu ihm gewesen, und in
dessen Nähe es ihm so wohl und sicher zumute war, wie sonst nirgends
auf der Welt. Der Senn entdeckte ihn auch heute nicht, und This saß an
seinem schönen Plätzchen, bis die Sterne am Himmel standen und der
Franz Anton wieder wie gestern vor seine Hütte hinaustrat und ausrief:
"Gute Nacht geb euch Gott!" Dann erst lief der This wieder davon, und
spät wie gestern kam er auf sein Lager, diesmal recht hungrig, denn seit
dem Morgen hatte er ja nichts mehr gegessen. Aber das war dem Buben
heute ganz gleich, er hatte sich ja so wohl gefühlt dort oben.
So ging es eine ganze Woche. Tag für Tag, sobald er einen Augenblick
fand, da niemand ihn sehen und vermissen konnte, lief der This die
Alm hinauf und setzte sich unter seine Tannenzweige. Von da
beobachtete er die ganze Tätigkeit des Sennen von einer Minute zur
anderen. Und nie verließ er seinen friedlichen Aufenthalt, bis der Franz
Anton gesagt hatte: "Gute Nacht geb euch Gott!" Es war ihm jetzt
immer, als sei der Nachtsegen auch für ihn gedacht.
Es waren ausnahmsweise heiße Tage. An dem wolkenlosen Himmel
stieg jeden Morgen die Sonne wieder so hell empor, wie sie am Abend
niedergegangen war. Das Futter war besonders kräftig, und Franz
Anton bekam so schöne, fette Milch von den Alpenkühen, daß er die
prächtigsten Käse daraus herstellen konnte. Das machte ihm Freude,
und schon frühmorgens konnte man ihn voller Vergnügen in seiner
Sennhütte pfeifen hören, so auch am Samstag dieser Woche. Da hörte
man ihn noch viel früher als sonst, denn es war einer der Tage, an dem
der Senn seine drei oder vier fertigen Käse an den See hinunterbrachte.
Dort wurden sie in eines der Schiffe verladen. Bald hatte er sie auf
seinem Rücken festgebunden und wanderte nun wohlgemut talabwärts,
den dicken Bergstock in der Hand, die schwere Last auf dem Rücken.
Es war der heißeste Tag des ganzen Sommers.
Je weiter hinunter er gelangte, je mehr plagte ihn die übermäßige Hitze,
und oft sagte er zu sich: "O wie will ich froh sein, heute abend wieder
zu meiner Hütte hinauf in die kühle Luft zu kommen, hier unten ist's
wie in einem Backofen." Jetzt war er unten angelangt, gerade als das
Schiff herankam, das die Käse mitnehmen sollte. Bald war alles
verladen, und Franz Anton stand einen Augenblick unschlüssig da, ob
er gleich wieder den Berg hinaufsteigen, oder erst hier unten etwas zu
sich nehmen wollte. Aber er fühlte keinen Appetit, sein Kopf war
schwer und heiß, er wünschte sich nur hinaufzukommen. Da zog ihn
jemand am Arm. Es war einer der Schiffsangestellten, der eben beim
Einladen geholfen hatte.
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