Venus im Pelz | Page 8

Leopold von Sacher-Masoch
Jahren den Gil Blas, mit zw?lf die Pucelle. Wie andere in ihrer Kindheit den D?umling, Blaubart, Aschenbr?del, nannte ich Venus und Apollo, Herkules und Laokoon meine Freunde. Mein Gatte war eine heitere, sonnige Natur; nicht einmal das unheilbare Leiden, das ihn nicht lange nach unserer Verm?hlung ergriff, konnte seine Stirne jemals f��r die Dauer umw?lken. Noch die Nacht vor dem Tode nahm er mich in sein Bett und w?hrend der vielen Monate, wo er sterbend in seinem Rollsessel lag, sagte er ?fter scherzend zu mir: ?Nun, hast du schon einen Anbeter?? Ich wurde schamrot.
?Betr��ge mich nicht?, f��gte er einmal hinzu, ?das f?nde ich h??lich, aber suche dir einen h��bschen Mann aus, oder lieber gleich mehrere. Du bist ein braves Weib, aber dabei noch ein halbes Kind, du brauchst Spielzeug.? Es ist wohl nicht n?tig, Ihnen zu sagen, da? ich, solange er lebte, keinen Anbeter hatte, aber genug, er erzog mich zu dem, was ich bin, zu einer Griechin.?
?Zu einer G?ttin?, fiel ich ein.
Sie l?chelte. ?Zu welcher etwa??
?Zu einer Venus.?
Sie drohte mit dem Finger und zog die Brauen zusammen. ?Am Ende gar zu einer ?Venus im Pelz?, warten Sie nur -- ich habe einen gro?en, gro?en Pelz, mit dem ich Sie ganz zudecken kann, ich will Sie darin fangen, wie in einem Netz.?
?Glauben Sie auch?, sagte ich rasch, denn mir kam etwas in den Sinn, was ich -- so gew?hnlich und abgeschmackt es war -- f��r einen sehr guten Gedanken hielt --
?glauben Sie, da? Ihre Ideen sich in unserer Zeit durchf��hren lassen, da? Venus ungestraft in ihrer unverh��llten Sch?nheit und Heiterkeit unter Eisenbahnen und Telegraphen wandeln d��rfte??
?Unverh��llt gewi? nicht, aber im Pelz?, rief sie lachend,
?wollen Sie den meinen sehen??
?Und dann --?
?Was dann??
?Sch?ne, freie, heitere und gl��ckliche Menschen, wie es die Griechen waren, sind nur dann m?glich, wenn sie Sklaven haben, welche f��r sie die unpoetischen Gesch?fte des t?glichen Lebens verrichten und vor allem f��r sie arbeiten.?
?Gewi??, erwiderte sie mutwillig, ?vor allem braucht aber eine olympische G?ttin, wie ich, ein ganzes Heer von Sklaven. H��ten Sie sich also vor mir.?
?Warum??
Ich erschrak selbst ��ber die K��hnheit, mit der ich dieses ?Warum?
herausgebracht hatte; sie indes erschrak durchaus nicht, sie zog die Lippen etwas empor, so da? die kleinen, wei?en Z?hne sichtbar wurden, und sprach dann leichthin, als handle es sich um etwas, was nicht der Rede wert sei: ?Wollen Sie mein Sklave sein??
?In der Liebe gibt es kein Nebeneinander?, erwiderte ich mit feierlichem Ernst,
?sobald ich aber die Wahl habe, zu herrschen oder unterjocht zu werden, scheint es mir weit reizender, der Sklave eines sch?nen Weibes zu sein. Aber wo finde ich das Weib, das nicht mit kleinlicher Zanksucht Einflu? zu erringen, sondern ruhig und selbstbewu?t, ja streng zu herrschen versteht??
?Nun, das w?re am Ende nicht so schwer.?
?Sie glauben --?
?Ich -- zum Beispiel -- --? sie lachte und bog sich dabei weit zur��ck -- ?ich habe Talent zur Despotin -- die n?tigen Pelze besitze ich auch -- aber Sie haben sich heute nacht in allem Ernste vor mir gef��rchtet!?
?In allem Ernste.?
?Und jetzt??
?Jetzt -- jetzt f��rchte ich mich erst recht vor Ihnen!?

Leopold von Sacher-Masoch: Venus im Pelz / 4
Wir sind t?glich beisammen, ich und --
Venus; viel beisammen, wir nehmen das Fr��hst��ck in meiner Gaisblattlaube und den Tee in ihrem kleinen Salon, und ich habe Gelegenheit, alle meine kleinen, sehr kleinen Talente zu entfalten. Wozu h?tte ich mich in allen Wissenschaften unterrichtet, in allen K��nsten versucht, wenn ich nicht imstande w?re, ein kleines h��bsches Weib -- Aber dieses Weib ist durchaus nicht so klein und imponiert mir ganz ungeheuer. Heute zeichnete ich sie, und da f��hlte ich erst so recht deutlich, wie wenig unsere moderne Toilette f��r diesen Kameenkopf pa?t. Sie hat wenig R?misches, aber viel Griechisches in der Bildung ihrer Z��ge.
Bald m?chte ich sie als Psyche, bald als Astarte malen, je nachdem ihre Augen den schw?rmerisch seelischen, oder jenen halb verschmachtenden, halb versengenden, m��d-woll��stigen Ausdruck haben, aber sie w��nscht, da? es ein Portr?t werden soll.
Nun, ich werde ihr einen Pelz geben.
Ach! wie konnte ich nur zweifeln, f��r wen geh?rt ein f��rstlicher Pelz, wenn nicht f��r sie?
Ich war gestern abend bei ihr und las ihr die r?mischen Elegien. Dann legte ich das Buch weg und sprach einiges aus dem Kopfe. Sie schien zufrieden, ja noch mehr, sie hing f?rmlich an meinen Lippen und ihr Busen flog.
Oder habe ich mich get?uscht? Der Regen pochte melancholisch an die Scheiben, das Feuer am Kamin prasselte winterlich traulich, mir wurde so heimatlich bei ihr, ich hatte einen Augenblick allen Respekt vor dem sch?nen Weibe verloren und k��?te ihre Hand und sie lie? es geschehen.
Dann sa? ich zu ihren F��?en und las ihr ein kleines Gedicht, das ich f��r sie gemacht habe.
Venus im Pelz
?Setz' den Fu? auf deinen Sklaven, Teuflisch holdes Mythenweib,
Unter Myrten und Agaven
Hingestreckt den Marmorleib.?
Ja -- nun weiter! Diesmal bin ich wirklich ��ber die erste Strophe hinausgekommen, aber ich habe
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