Venus im Pelz | Page 7

Leopold von Sacher-Masoch
aber als eine s��?e Qual, eine prickelnde Grausamkeit f��hlen; eine echt moderne Anschauung.?
?Sie teilen sie nicht.?
?Ich teile sie nicht?, sprach sie rasch und entschieden und sch��ttelte den Kopf, da? ihre Locken wie rote Flammen emporschlugen.
?Mir ist die heitere Sinnlichkeit der Hellenen Freude ohne Schmerz -- ein Ideal, das ich in meinem Leben zu verwirklichen strebe. Denn an jene Liebe, welche das Christentum, welche die Modernen, die Ritter vom Geiste predigen, glaube ich nicht. Ja, sehen Sie mich nur an, ich bin weit schlimmer als eine Ketzerin, ich bin eine Heidin.
?Glaubst du, es habe sich lange die G?ttin der Liebe besonnen, Als im Id?ischen Hain einst ihr Anchises gefiel?? Diese Verse aus Goethes r?mischer Elegie haben mich stets sehr entz��ckt.
In der Natur liegt nur jene Liebe der herrischen Zeit, ?da G?tter und G?ttinnen liebten?. Damals ?folgte Begierde dem Blick, folgte Genu? der Begier?.
Alles andere ist gemacht, affektiert, erlogen. Durch das Christentum -- dessen grausames Emblem -- das Kreuz -- etwas Entsetzliches f��r mich hat -- wurde erst etwas Fremdes, Feindliches in die Natur und ihre unschuldigen Triebe hineingetragen.
Der Kampf des Geistes mit der sinnlichen Welt ist das Evangelium der Modernen. Ich will keinen Teil daran.?
?Ja, Ihr Platz w?re im Olymp, Madame?, entgegnete ich, ?aber wir Modernen ertragen einmal die antike Heiterkeit nicht, am wenigsten in der Liebe; die Idee, ein Weib, und w?re es auch eine Aspasia, mit anderen zu teilen, emp?rt uns, wir sind eifers��chtig wie unser Gott. So ist der Name der herrlichen Phryne bei uns zu einem Schimpfworte geworden.
Wir ziehen eine d��rftige, blasse, Holbeinsche Jungfrau, welche uns allein geh?rt, einer antiken Venus vor, wenn sie noch so g?ttlich sch?n ist, aber heute den Anchises, morgen den Paris, ��bermorgen den Adonis liebt, und wenn die Natur in uns triumphiert, wenn wir uns in gl��hender Leidenschaft einem solchen Weibe hingeben, erscheint uns dessen heitere Lebenslust als D?monie, als Grausamkeit, und wir sehen in unserer Seligkeit eine S��nde, die wir b��?en m��ssen.?
?Also auch Sie schw?rmen f��r die moderne Frau, f��r jene armen, hysterischen Weiblein, welche im somnambulen Jagen nach einem ertr?umten, m?nnlichen Ideal den besten Mann nicht zu sch?tzen verstehen und unter Tr?nen und Kr?mpfen t?glich ihre christlichen Pflichten verletzen, betr��gend und betrogen, immer wieder suchen und w?hlen und verwerfen, nie gl��cklich sind, nie gl��cklich machen und das Schicksal anklagen, statt ruhig zu gestehen, ich will lieben und leben, wie Helena und Aspasia gelebt haben. Die Natur kennt keine Dauer in dem Verh?ltnis von Mann und Weib.?
?Gn?dige Frau --?
?Lassen Sie mich ausreden. Es ist nur der Egoismus des Mannes, der das Weib wie einen Schatz vergraben will. Alle Versuche, durch heilige Zeremonien, Eide und Vertr?ge Dauer in das Wandelbarste im wandelbaren menschlichen Dasein, in die Liebe hineinzutragen, sind gescheitert.
K?nnen Sie leugnen, da? unsere christliche Welt in F?ulnis ��bergegangen ist??
?Aber --?
?Aber der einzelne, der sich gegen die Einrichtungen der Gesellschaft emp?rt, wird ausgesto?en, gebrandmarkt, gesteinigt, wollen Sie sagen. Nun gut. Ich wage es, meine Grunds?tze sind recht heidnisch, ich will mein Dasein ausleben. Ich verzichte auf euren heuchlerischen Respekt, ich ziehe es vor, gl��cklich zu sein. Die Erfinder der christlichen Ehe haben gut daran getan, auch gleich dazu die Unsterblichkeit zu erfinden. Ich denke jedoch nicht daran, ewig zu leben, und wenn mit dem letzten Atemzuge hier f��r mich als Wanda von Dunajew alles zu Ende ist, was habe ich davon, ob mein reiner Geist in den Ch?ren der Engel mitsingt oder ob mein Staub zu neuen Wesen zusammenquillt? Sobald ich aber, so wie ich bin, nicht fortlebe, aus welcher R��cksicht soll ich dann entsagen? Einem Manne angeh?ren, den ich nicht liebe, blo? deshalb, weil ich ihn einmal geliebt habe? Nein, ich entsage nicht, ich liebe jeden, der mir gef?llt, und mache jeden gl��cklich, der mich liebt. Ist das h??lich? Nein, es ist mindestens weit sch?ner, als wenn ich mich grausam der Qualen freue, die meine Reize erregen, und mich tugendhaft von dem Armen abkehre, der um mich verschmachtet. Ich bin jung, reich und sch?n, und so, wie ich bin, lebe ich heiter dem Vergn��gen, dem Genu?.?
Ich hatte, w?hrend sie sprach und ihre Augen schelmisch funkelten, ihre H?nde ergriffen, ohne recht zu wissen, was ich mit ihnen anfangen wollte, aber als echter Dilettant lie? ich sie jetzt wieder eilig los.
?Ihre Ehrlichkeit?, sagte ich, ?entz��ckt mich, und nicht diese allein --?
Wieder der verdammte Dilettantismus, der mir den Hals mit einem Hemmseil zuschn��rt.
?Was wollten Sie doch sagen...?
?Was ich sagen wollte -- ja, ich wollte -- vergeben Sie -- meine Gn?dige -- ich habe Sie unterbrochen.?
?Wie??
Eine lange Pause. Sie h?lt gewi? einen Monolog, der, in meine Sprache ��bersetzt, sich in das einzige Wort ?Esel? zusammenfassen l??t.
?Wenn Sie erlauben, gn?dige Frau?, begann ich endlich, ?wie sind Sie zu diesen -- zu diesen Ideen gekommen??
?Sehr einfach, mein Vater war ein vern��nftiger Mann. Ich war von der Wiege an mit Abg��ssen antiker Bildwerke umgeben, ich las mit zehn
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