Venetianische Epigramme | Page 7

Johann Wolfgang von Goethe
sind diese?Narren in deinem Palast, Gottheit, so geh ich vorbey.
CXVII.
H?llengespenster seyd ihr und keine Christen ihr Schreyer?Die ihr den lieblichen Schlaf mir von den Augen verscheucht. Warum macht der Pfaffe soviele tausend Geb?rden?Und verscheuchet euch nicht wieder zur H?lle zurück?
CXVIII.
Wenn ein verst?ndiger Koch ein artig Gastmal bereitet,?Mischt er unter die Kost vieles und vieles zugleich.?So genie?et auch ihr die? Büchlein und kaum unterscheidet?Alles ihr was ihr genie?t. Nun es bekomm euch nur wohl.
CXIX.
Sagt, wem geb' ich die? Büchlein? Der Fürstin die mirs gegeben, Die uns Italien noch jetzt in Germanien schafft.
CXX.
"Wagst du Deutsch zu schreiben unziemliche Sachen!" - Mein Guter Deutsch dem kleinen Bezirk leider ist griechisch der Welt.
CXXI.
Aus zu eklem Geschmack verbrannte Nauger Martialen.?Wirfst du das Silber hinweg, weil es nicht Gold ist? Pedant!
CXXII.
Mehr hat Horaz nicht gewollt, er fand es, weniger wollen?Kann man mit gr??erm Verdienst und man erh?lt auch nicht das.
CXXIII.
Wie der Mensch das Pfuschen so liebt! Fast glaub ich dem Mythus, Der mir erz?hlet ich sey selbst ein verpfuschtes Gesch?pf.
CXXIV.
Das gemeine lockt jeden: siehst du in Kürze von vielen?Etwas geschehen, sogleich dencke nur: die? ist gemein.
CXXV.
W?ren der Welt die Augen zu ?ffnen! - Das k?nnte geschehen! Besser du suchest dir selbst und du erfindest dein Theil.
CXXVI.
Helden herrlich zu seyn besch?digen tausende. Tadelt?Nicht den Dichter der auch wie ein Eroberer denkt.
CXXVII.
Wenn du schelten willst, so wolle kein Heiliger scheinen,?Denn ein rechtlicher Mann schweigt und verzeihet uns gern.
CXXVIII.
Unglückselige Fr?sche die ihr Venedig bewohnet!?Springt ihr zum Wasser heraus, springt ihr auf hartes Gestein.
CXXIX.
Einen zierlichen K?fig erblickt ich, hinter dem Gitter?Regten sich emsig und rasch M?dchen des sü?en Gesangs.?M?dchen wissen sonst nur uns zu ermüden, Venedig?Heil dir da? du sie auch uns zu erquicken ern?hrst.
CXXX.
Alle Weiber sind Waare, mehr oder weniger kostet?Sie den begierigen Mann der sich zum Handel entschlie?t.?Glücklich ist die Best?ndige die den Best?ndigen findet,?Einmal nur sich verkauft und auch nur einmal gekauft wird.
CXXXI.
Hat dich Hymen geflohn? Hast du ihn gemieden? - Was sag ich? Hymen! k?stlich ist er, aber zu ernsthaft für mich.?Aus dem Ehbett darf man nicht schw?tzen und Dichter sind schwatzhaft. Freye Liebe sie l??t frey uns die Zunge, den Muth.
CXXXII.
Jungfer! ruf ich das M?dchen, ist, Jungfer, der Herr nicht zu Hause? Aber sie h?rt nicht, der Ruf schl?gt ihr am Ohr nicht an.
CXXXIII.
Vier gef?llige Kinder hast du zum Glauben erzogen?Alter Gauckler und schickst nun sie zum Sammlen umher.?Meine Güter trag ich bey mir! so sagte der Weise,?Meine Güter, sagst du, hab ich mir selber gemacht.
CXXXIV.
Amerikanerinn nennst du das T?chterchen alter Phantaste,?Glücklicher! hast du sie nicht hier in Europa gemacht?
CXXXV.
Ich empfehle mich euch! Seyd wacker, sagst du und reichest?Mir das Tellerchen dar, l?chelst und dankest gar sch?n.?Ach empfohlen bist du genug und w?rst du nur ?lter,?Wacker wollten wir seyn, wach bi? zum Kr?hen des Hahns.
CXXXVI.
Zürnet nicht ihr Frauen da? wir das M?dchen bewundern:?Ihr genie?et des Nachts was sie am Abend erregt.
CXXXVII.
Was ich am meisten besorge: Bettina wird immer geschickter, Immer beweglicher wird jegliches Gliedchen an ihr;?Endlich bringt sie das Züngelchen noch in zierliche Spielt mit dem artigen Selbst, achtet die M?nner nicht viel.
CXXXVIII.
Auszuspannen befiehlt der Vater die zierlichen Schenkel,?Kindisch der liebliche Theil den Teppich herab. Ach wer einst zuerst dich liebet, er findet die Blüte?Schon verschwunden, sie nahm frühe das Handwerk hinweg.
CXXXIX.
Caffé wollen wir trinken mein Fremder! - da meynt sie branliren; Hab ich doch, Freunde, mit Recht immer den Caffé geha?t.
CXL.
Seyd ihr ein Fremder, mein Herr? bewohnt ihr Venedig? so fragten Zwey Lacerten die mich in die Spelunke gelockt.?Rathet! - Ihr seyd ein Franzos! ein Napolitaner! Sie schwatzten Hin und wieder und schnell schlürften sie Kaffe hinein.?Thun wir etwas! Sagte die Sch?nste, sie setzte die Tasse?Nieder, ich fühlte sogleich ihre gesch?ftige Hand.?Sacht ergriff ich und hielte sie fest; da streckte die zweyte Zierliche Fingerchen aus und ich verwehrt es auch ihr.?Ach! es ist ein Fremder! so riefen sie beyde; sie scherzten Baten Geschencke sich aus, die ich doch sparsam verlieh.?Drauf bezeichneten sie mir die entferntere Wohnung?Und zu dem w?rmeren Spiel sp?tere Stunden der Nacht.?Kannten diese Gesch?pfe sogleich den Fremden am Weigern,?O so wi?t ihr warum bla? der Venetier schleicht.
CXLI.
Gieb mir statt "Der " ein ander Wort o Priapus?Denn ich Deutscher ich bin übel als Dichter geplagt.?Griechisch nennt ich dich Phallos, das kl?nge doch pr?chtig den Ohren, Und lateinisch ist auch Mentula leidlich ein Wort.?Mentula k?me von Mens, der ist etwas von hinten,?Und nach hinten war mir niemals ein froher Genu?.
CXLII.
Camper der iüngere trug in Rom die Lehre des Vaters?Von den Thieren uns vor wie die Natur sie erschuf,?B?uche nahm und gab, dann H?lse, Pfoten und Schw?nze.?Alles gebrochenes Deutsch so wie geerbter Begriff.?Endlich sagt' er: "Vierfü?iges Thier wir haben's vollendet?Und es bleibet uns nur, Freunde, das V?glen zurück!"?Armer Camper du hast ihn gebüst den Irrthum der Sprache,?Denn acht Tage darnach lagst du und schlucktest Merkur.
CXLIII.
Knaben liebt ich wohl auch, doch lieber sind mir die M?dchen, Hab ich als M?dchen sie satt,
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 11
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.