Ueber die schrecklichen Wirkungen des Aufsturzes eines Kometen auf die Erde | Page 5

August Heinrich Christian Gelpke
jenem Orte zu liegen scheint[A].
[Anmerkung A: Das in den Geographien stets angeführte Eisen von
Senegambien scheint dieses zu sein.]

Außer diesen festen Massen, welche zu uns herabgekommen sind, sind
auch solche in Staub und Regen, wie ich schon angeführt habe, zu uns
herabgefallen. Zu den merkwürdigsten Staubregen dieser Art gehört
erstlich derjenige, welcher am 14. März 1813 in Calabrien gefallen ist,
wo eine Menge von rothem Staube, vom Meere herkommend, unter
Regen, Blitz, Donner und einem besondern Getöse, und hin und wieder
mit Steinen vermischt, zur Erde fiel, wobei die Luft Stunden lang
verfinstert und die ganze Gegend mit Furcht und Schrecken angefüllt
gewesen ist. Und zu gleicher Zeit soll ein rother Schnee in Friaul
gefallen sein. Zweitens gehört hierher der starke Staubregen, welcher
sich am Ende des Septembers im Jahre 1815 auf dem Ostindischen
Meere ereignet hat, wo dasselbe noch am zweiten Tage, in einer Breite
von 50 deutschen Meilen, mit hohem rothen Staube bedeckt war[A].
[Anmerkung A: Mehres hierüber findet man in dem Verzeichnisse der
herabgefallenen Stein- und Eisenmassen von Chladni, und in den
fortgesetzten Verzeichnissen dieser Massen in dem 22. und 23. Bande
von Gilbert's Annalen, und in der ersten Zeitschrift vom Jahre 1818.]
Alle diese Massen, die sich am Tage am Himmelsgewölbe als
vielfarbige, sonderbar gestaltete Wölkchen, und des Nachts in der
Gestalt von brennenden, mit leuchtenden Dämpfen umgebenen und mit
einem Schweife versehenen Kugeln gezeigt haben, und die alle in
Ansehung ihrer Bestandtheile von einerlei Beschaffenheit sind, können
nun keine Erdprodukte sein. Denn sollten sie diese sein, so müßten sie
aus feuerspeienden Bergen ausgeworfen und von ihnen
umhergeschleudert worden sein, und man müßte sie alsdann in der
Gegend dieser Berge am häufigsten antreffen, wo man aber fast gar
keine findet. Und sollten sie aus Bergen, die am Nord- und Südpole,
von welchen wir aber nichts wissen, vorhanden sein sollen,
ausgeworfen werden, so würden sie stets aus einer und ebenderselben
Gegend, und nicht aus allen Weltgegenden zu uns kommen. Ferner sind
auch die Berge nicht vermögend, solche Massen von 100 bis 100,000
Pfunden zu einer Höhe von 60 bis 100 Meilen zu schleudern und ihnen
eine Wurfkraft, durch welche sie über Länder geführt worden sind,
mitzutheilen. Auch der mächtige Blitzstrahl vermag solche Massen
nicht von den Felsenspitzen zu reißen, und sie in eine solche Höhe zu

schleudern; daher können diese Meteormassen keine Erdprodukte sein.
2) Können diese Massen, wie einige geglaubt haben, auch nicht vom
Monde zu uns gekommen sein, und noch von demselben zu uns
kommen, weil +a)+ ihre Anzahl, welche Chladni auf 300 angibt, viel zu
groß ist, und +b)+ weil der Lauf beider Weltkörper, der Erde und des
Mondes, ihre Ankunft vom Monde her nur in einer elliptischen Bahn
verstatten könnte, weswegen daher nur selten solche Meteormassen zu
uns herabfallen könnten. Der große Geometer La Place, der die
Mechanik des Weltenbaues entdeckt und uns enthüllt hat, wurde durch
den Anblick der vielen Krater auf dem Monde, die von den heftigsten
Revolutionen, welche auf demselben müssen statt gefunden haben,
zeugen, auch auf den Gedanken gebracht, daß die Meteormassen wol
vom Monde zu uns hergeschleudert werden könnten. Als er aber zu
berechnen anfing, und fand, daß eine solche Masse in einer Sekunde
7773 Fuß machen mußte[A], um aus dem Gebiete der Anziehungskraft
des Mondes in das der Erde zu kommen, so gab er seine Meinung auf.
Auch +Dr.+ Olbers war anfangs ebenfalls dieser Meinung ergeben,
wenn der Mond in seiner Erdnähe von 48,000 Meilen sich befände, und
beide Weltkörper, Erde und Mond, in einem Ruhestande sich befinden.
Da aber dieses nicht der Fall ist, so muß jedem Körper auf dem Monde
die Bewegung der Schnelligkeit und Richtung so mitgetheilt werden,
wie er dieselbe hat. Hierdurch würde der Stein in den Lauf eines
parabolischen Bogens versetzt werden, aber nicht zur Erde kommen.
Und 3) können diese Massen nicht in der Atmosphäre erzeugt werden,
weil +a)+ diese nur 9 bis 10 Meilen hoch ist, und jene Massen in einer
Höhe von 60 bis 100 Meilen, wie die darüber angestellten
Berechnungen beweisen[B], erblickt worden sind. +b)+ Ist die
Atmosphäre in einer Höhe von 20 Meilen so dünn, daß eine
Kubikmeile Luft nicht mehr als ein Pfund wiegt. Wie ist nunmehr
denkbar, daß in dieser Höhe und noch weniger in der von 60 bis 100
Meilen sich Eisenmassen von 1000 bis 100,000 Pfund haben bilden
können? Denn wo ist der Stoff dazu in dieser Höhe vorhanden? Und
+c)+ wodurch sollten diese Meteormassen die Schwungkraft erhalten
haben, durch welche sie über ganze Länder, mit einer Geschwindigkeit,
welche bei einigen die der Erde übertroffen hat, dahin geführt worden
sind, und mit welcher sie sich, in einem parabolischen Bogen sanft zur
Erde niederlassend, erhalten haben, wenn sie beides nicht bei ihrem

Entstehen im Weltenraume erhalten hätten, indem die Luft nicht einmal
einen Wassertropfen, der nach seiner Bildung sogleich zur Erde fällt,
fortzuführen vermag.
[Anmerkung
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