Uber die Dichtkunst | Page 8

Aristotle
doch wohl stets unsere sittlichen Eigenschaften hinaus, indem sich alle in bezug auf ihren Charakter durch Laster und Tugend unterscheiden
2. Dementsprechend ahmen die Dichter Handelnde nach, die entweder besser als wir Durchschnittsmenschen sind oder schlechter oder auch diesen ?¤hnlich Dasselbe finden wir bei den Malern, denn Polygnot pflegte bessere, Pauson schlechtere und Dionysios der Wirklichkeit entsprechende Menschen nachzubilden.
[Sidenote: c. 2, 3. Arten und Unterschiede der Dichtung.]
3. Fernerhin ist es klar, da?? auch eine jede der erw?¤hnten nachahmenden Darstellungen eben diese Unterschiede aufweisen wird, insofern aber eine verschiedene sein wird, als sie verschiedene Objekte nachahmt. Denn auch beim Tanze, dem Spiel der Fl??te und Guitarre k??nnen diese Un?¤hnlichkeiten auftreten und nicht minder in der prosaischen und rein metrischen Darstellung So hat z.B. Homer bessere Charaktere, _Kl?“ophon_ uns ?¤hnliche, _Heg?“mon_ der Thasier aber, (S. 4) der erste Parodiendichter und Nikochares, der Verfasser der "Deliade", schlechtere nachgeahmt. In ?¤hnlicher Weise k??nnen bei den Dithyramben und Nomen diese Verschiedenheiten eintreten. Man k??nnte n?¤mlich nachahmend darstellen, wie Argas ... oder wie Timotheos und Philoxenos den Kyklopen dargestellt haben. Und eben darin besteht auch ein Unterschied zwischen der Trag??die und Kom??die, denn diese will schlechtere Charaktere nachahmend darstellen, jene dagegen bessere als sie heutzutage sind.
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KAPITEL III
1. Zu den (im obigen behandelten) Darstellungsunterschieden gesellt sich nun als dritter, die Art und Weise, in der man die einzelnen Gegenst?¤nde nachahmen k??nnte. Man kann n?¤mlich mit denselben Darstellungsmitteln dieselben Gegenst?¤nde darstellen, dabei aber einerseits _erz?¤hlen_--und zwar entweder, wie Homer dies tut, in der Person eines anderen oder aber in eigner Person ohne sich zu ?¤ndern--andrerseits so, da?? man alle nachahmend dargestellten Personen als handelnd und in T?¤tigkeit vorf??hrt. Diese drei also sind die Unterschiede, in denen sich die nachahmende Darstellung, wie wir zu Anfang bemerkt haben, vollzieht, n?¤mlich in den Mitteln, den Gegenst?¤nden und der Art und Weise.
2. Darnach w?¤re also nach der einen Seite Sophokles derselbe nachahmende Darsteller wie Homer, denn beide ahmen edle Personen nach, in anderer Hinsicht aber st??nde er auf derselben Stufe wie Aristophanes da beide handelnde und dramatisch t?¤tige Personen nachahmen.
[Sidenote: c. 4, 1. Ursprung der Dichtung.]
3. Daher behaupten auch einige, da?? diese Werke (S. 5) "Dramen" genannt werden, weil sie handelnde Personen (_dr?ntas_) nachahmen.
4. Deshalb machen auch die Dorier Anspruch auf die Trag??die und Kom??die. Die Kom??die wollen die Megarer erfunden haben, sowohl die hier im Mutterlande und zwar zur Zeit als bei ihnen die Demokratie aufkam, als auch die von Sizilien, denn von dort stamme Epicharmos, der bei weitem ?¤lter gewesen sei als Chionides und Magnes. Auch f??hren sie die Namen als Beweis ins Feld. Bei ihnen n?¤mlich, sagen sie, w??rden umherliegende Ortschaften "_k?mai_" (D??rfer), bei den Athenern aber "_d?“moi_" genannt und sie f??gen hinzu, da?? "Kom??diant" nicht etwa von "_k?m??zein_" (umherschw?¤rmen) abgeleitet sei, sondern von deren Wanderung durch die _k?mai_, weil sie in der Stadt in (1448b) keiner Achtung standen. [Ferner behaupten sie, da?? sie selbst f??r "handeln" "_dr?n_" gebrauchen, die Athener aber "_pr??ttein_"]. Auf die Erfindung der Trag??die erheben einige im Peloponnes Anspruch <....> ??ber die Unterschiede einer nachahmenden Darstellung, deren Zahl und Art, m??ge also dies gesagt sein.
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KAPITEL IV
[Sidenote: c. 4, 1. Ursprung der Dichtung.]
1. Im allgemeinen scheinen es etwa _zwei und zwar in der menschlichen Natur begr??ndete Ursachen gewesen zu sein, die die Dichtkunst hervorgebracht haben_. Denn das Nachahmen ist dem Menschen von Kindheit an eingepflanzt, unterscheidet er sich doch dadurch von allen anderen lebenden Wesen, da?? er das am eifrigsten der Nachahmung beflissene Wesen ist, und da?? er seine ersten Kenntnisse vermittelst der Nachahmung sich erwirbt. Auch (S. 6) die Freude aller an nachahmenden Darstellungen ist f??r ihn charakteristisch. Ein Beweis daf??r ist, was uns bei Kunstwerken tats?¤chlich begegnet. Denn von denselben Gegenst?¤nden, die wir mit Unlust betrachten, sehen. wir besonders sorgf?¤ltig angefertigte Abbildungen mit "Wohlgefallen an, wie z.B. die Formen von ganz widerw?¤rtigen Tieren und selbst von Leichnamen Der Grund daf??r ist, da?? das Lernen nicht nur f??r Philosophen ein Hochgenu?? ist, sondern ebenso f??r alle anderen, wenn auch diese nur auf kurze Zeit an dieser Freude teilnehmen.
2. Man betrachtet aber Bilder deshalb mit Vergn??gen, weil bei ihrem Anblick ein Lernen, d.h. ein Schlu?? sich ergibt, was ein jegliches Bild vorstellt, n?¤mlich da?? dieser so und so sei. Hat man aber zuf?¤llig den betreffenden Gegenstand nicht fr??her schon gesehen so ist es nicht die nachahmende Darstellung als solche, die unsere Lustempfindung erregt, sondern es geschieht dies wegen der technischen Ausf??hrung oder wegen des Kolorits oder aus irgend einem anderen ?¤hnlichen Grunde.
3. Da uns nun der Nachahmungstrieb von Natur eigen ist und dasselbe gilt von dem _Gef??hl f??r Harmonie und Rhythmus_--denn da?? das Metrum nur ein Teil des Rhythmus ist, leuchtet ein--so haben die Menschen, da sie von Haus aus daf??r begabt waren und diese Eigenschaften allm?¤hlich besonders vervollkommneten, aus Stegreifversuchen die Dichtkunst ins Leben gerufen.
[Sidenote: c. 4, 8.
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