Turandot, Prinzessin von China | Page 8

Friedrich von Schiller
ist,?Will ich behaupten, eines Kaisers Tochter.?Ich sehe durch ganz Asien das Weib?Erniedrigt und zum Sklavenjoch verdammt,?Und r?chen will ich mein beleidigtes Geschlecht?An diesem stolzen M?nnervolke, dem?Kein andrer Vorzug vor dem z?rtern Weibe?Als rohe St?rke ward. Zur Waffe gab?Natur mir den erfindenden Verstand?Und Scharfsinn, meine Freiheit zu besch��tzen.?--Ich will nun einmal von dem Mann nichts wissen,?Ich hass' ihn, ich verachte seinen Stolz?Und ��bermuth--Nach allem K?stlichen?Streckt er begehrlich seine H?nde aus;?Was seinem Sinn gef?llt, will er besitzen.?Hat die Natur mit Reizen mich geschm��ckt,?Mit Geist begabt--warum ist's denn das Loos?Des Edeln in der Welt, da? es allein?Des J?gers wilde Jagd nur reizt, wenn das Gemeine?In seinem Unwerth ruhig sich verbirgt??Mu? denn die Sch?nheit eine Beute sein?F��r Einen? Sie ist frei, so wie die Sonne,?Die allbegl��ckend herrliche, am Himmel,?Der Quell des Lichts, die Freude aller Augen,?Doch Keines Sklavin und Leibeigenthum.
Kalaf. So hoher Sinn, so seltner Geistesadel?In dieser g?ttlichen Gestalt! Wer darf?Den J��ngling schelten, der sein Leben?F��r solchen Kampfpreis freudig setzt!--Wagt doch?Der Kaufmann um geringe G��ter Schiff?Und Mannschaft an ein wildes Element;?Es jagt der Held dem Schattenbild des Ruhms?Durchs blut'ge Feld des Todes nach--Und nur?Die Sch?nheit w?r' gefahrlos zu erwerben,?Die aller G��ter erstes, h?chstes ist??Ich also zeih' Euch keiner Grausamkeit;?Doch nennt auch Ihr den J��ngling nicht verwegen?Und ha?t ihn nicht, weil er mit gl��hnder Seele?Nach dem Unsch?tzbaren zu streben wagt!?Ihr selber habt ihm seinen Preis gesetzt,?Womit es zu erkaufen ist--die Schranken?Sind offen f��r den W��rdigen--Ich bin?Ein Prinz, ich hab' ein Leben dran zu wagen.?Kein Leben zwar des Gl��cks; doch ist's mein Alles,?Und h?tt' ich's tausendmal, ich g?b' es hin.
Zelima (leise zu Turandot).?H?rt Ihr, Prinzessin? Um der G?tter willen!?Drei leichte R?thsel! Er verdient's.
Adelma. Wie edel! Welche Liebensw��rdigkeit!?O, da? er mein sein k?nnte! H?tt' ich damals?Gewu?t, da? er ein Prinz geboren sei,?Als ich der s��?en Freiheit mich noch freute!?--O, welche Liebe flammt in meiner Brust,?Seitdem ich ihn mir ebenb��rtig wei?!?--Muth, Muth, mein Herz! Ich mu? ihn noch besitzen.
(Zu Turandot.)?Prinzessin! Ihr verwirret Euch! Ihr schweigt!?Bedenket Euren Ruhm! Es gilt die Ehre!
Turandot. Und er allein riss' mich zum Mitleid hin??Nein. Turandot, du mu?t dich selbst besiegen.?--Verwegener, wohlan! Macht Euch bereit!
Altoum. Prinz, Ihr beharrt noch?
Kalaf. Sire! ich wiederhol' es:?Tod oder Turandot! (Pantalon und Tartaglia geberden sich ungeduldig.)
Altoum. So lese man?Das blutige Mandat. Er h?r's und zittre!
(Tartaglia nimmt das Gesetzbuch aus dem Busen, k��?t es, legt es sich auf die Brust, hernach auf die Stirn, dann ��berreicht er's dem Pantalon.)
Pantalon (empf?ngt das Gesetzbuch, nachdem er sich mit der Stirn auf die Erde geworfen, steht auf und liest dann mit lauter Stimme.) "Es kann sich jeder Prinz um Turandot bewerben,?"Doch erst drei R?thsel legt die K?nigin ihm vor.?"L?st er sie nicht, mu? er vom Beile sterben,?"Und schaugetragen wird sein Haupt auf Peckins Thor.?"L?st er die R?thsel auf hat er die Braut gewonnen.?"So lautet das Gesetz. Wir schw?ren's bei der Sonnen."
(Nach geendigter Vorlesung k��?t er das Buch, legt es sich auf die Brust und Stirn und ��berreicht es dem Tartaglia, der sich mit der Stirn auf die Erde wirft, es empf?ngt und dem Altoum pr?sentiert.)
Altoum (hebt die rechte Hand empor und legt sie auf das Buch). O Blutgesetz! du meine Qual und Pein!?Ich schw?r's bei Fohis Haupt, du sollst vollzogen sein.
(Tartaglia steckt das Buch wieder in den Busen, es herrscht eine lange Stille.)
Turandot (in declamatorischem Ton, aufstehend).?Der Baum, auf dem die Kinder?Der Sterblichen verbl��hn,?Steinalt, nichts desto minder?Stets wieder jung und gr��n;?Er kehrt auf einer Seite?Die Bl?tter zu dem Licht;?Doch kohlschwarz ist die zweite?Und sieht die Sonne nicht.
Er setzet neue Ringe,?So oft er bl��het, an.?Das Alter aller Dinge?Zeigt er den Menschen an.?In seine gr��ne Rinden?Dr��ckt sich ein Name leicht,?Der nicht mehr ist zu finden,?Wenn sie verdorrt und bleicht.?So sprich, kannst du's ergr��nden,?Was diesem Baume gleicht? (Sie setzt sich wieder).
Kalaf (nachdem er eine Zeitlang nachdenkend in die H?he gesehen, verbeug sich gegen die Prinzessin).?Zu gl��cklich, K?nigin, ist Euer Sklav,?Wenn keine dunklern R?thsel auf ihn warten.?Dieser alte Baum, der immer sich erneut,?Auf dem die Menschen wachsen und verbl��hen,?Und dessen Bl?tter auf der einen Seite?Die Sonne suchen, auf der andern fliehen,?In dessen Rinde sich so mancher Name schreibt,?Der nur, so lang sie gr��n ist, bleibt.?--Er ist--das Jahr mit seinen Tagen und N?chten.
Pantalon (freudig).?Tartaglia! Getroffen!
Tartaglia. Auf ein Haar!
Doctoren (erbrechen ihre Zettel).?Optime! Optime! Optime! das Jahr, das?Jahr, das Jahr! Es ist das Jahr. (Musik f?llt ein.)
Altoum (freudig). Der G?tter Gnade sei mit dir, mein Sohn, Und helfe dir auch durch die andern R?thsel!
Zelima (bei Seite).?O Himmel, sch��tz' ihn!
Adelma (gegen die Zuschauer). Himmel, sch��tz' ihn nicht!?La? nicht geschehn, da? ihn die Grausame?Gewinne, und die Liebende verliere!
Turandot (entr��stet, f��r sich).?Er sollte siegen? Mir den Ruhm entrei?en??Nein, bei den G?ttern! (Zu Kalaf.) Selbstzufriedner Thor! Frohlocke nicht zu fr��h! Merk' auf und l?se!
(Steht wieder auf und f?hrt in declamatorischem Tone fort.)
Kennst du das Bild auf zartem Grunde??Es gibt sich selber Licht und Glanz.?Ein andres ist's zu jeder Stunde,?Und immer ist es frisch und ganz.?Im engsten Raum ist's ausgef��hrt,?Der kleinste Rahmen fa?t es ein;?Doch
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