Turandot, Prinzessin von China | Page 7

Friedrich von Schiller
sieben Weisen Griechenlands,?Mit sammt den siebenzig Dolmetschern sich?Die N?gel Jahre lang umsonst zerkauten.?Wir selbst, so alte Practici und grau?Geworden ��ber B��chern, haben Noth,?Das Tiefe dieser R?thsel zu ergr��nden.?Es sind nicht R?thsel aus dem Kinderfreund,?Nicht solches Zeug, wie das:?"Wer's sieht, f��r den ist's nicht bestellt,?"Wer's braucht, der zahlt daf��r kein Geld,?"Wer's macht, der will's nicht selbst ausf��llen,?"Wer's bewohnt, der thut es nicht mit Willen,"?Nein, es sind R?thsel von dem neusten Schnitt,?Und sind verfluchte N��sse aufzuknacken.?Und wenn die Antwort nicht zum guten Gl��ck?Auf dem Papier, das man den Herrn Doktoren?Versiegelt ��bergibt, geschrieben st��nde,?Sie m?chten's auch mit allem ihrem Witz?In einem S?culum nicht ausstudieren.?Darum, Herr Milchbart, zieht in Frieden heim!?Ihr jammert mich, seid ein so junges Blut,?Und Schade w?r's um Eure sch?nen Haare.?Beharrt Ihr aber drauf, so steht ein Rettich?Des G?rtners fester, Herr, als Euer Kopf.
Kalaf. Ihr sprecht verlorne Worte, guter Alter.?Tod oder Turandot!
Tartaglia (stotternd). Tu--Turandot!?Zum Henker, welcher Steifsinn und Verblendung!?Hier spielt man nicht um w?lsche N��sse, Herr,?Noch um Kastanien--'s ist um den Kopf?Zu thun--den Kopf--bedenkt das wohl! Ich will?Sonst keinen Grund anf��hren als den einen;?Er ist nicht klein--den Kopf! Es gilt den Kopf.?Die Majest?t h?chstselbst, auf ihrem Thron,?L??t sich herab, Euch v?terlich zu warnen?Und abzurathen--Dreihundert Pferde sind?Der Sonne dargebracht, dreihundert Ochsen?Dem h?chsten Himmelsgott, dreihundert K��he?Den Sternen und dem Mond dreihundert Schweine.?Und Ihr seid st?rrig gnug und undankbar,?Das kaiserliche Herz so zu betr��ben??W?r' ��berall auch keine andre Dame?Mehr in der Welt, als diese Turandot,?Blieb's immer doch ein loser Streich von Euch,?Nehmt mir's nicht ��bel, junger Herr. Es ist,?Wei? Gott! die pure Liebe und Erbarmni?,?Die mich so frei l??t von der Leber sprechen.?Den Kopf verlieren! Wi?t Ihr, was das hei?t??Es ist nicht m?glich--
Kalaf. So in Wind zu reden!?Ihr habt in Wind gesprochen, alter Meister!?Tod oder Turandot!
Altoum. Nun denn, so hab' es!?Verderbe dich, und mich st��rz' in Verzweiflung! (Zu der Wache) Man geh' und rufe meine Tochter her. (Wache geht hinaus.)?Sie kann sich heut am zweiten Opfer weiden.
Kalaf (gegen die Th��re gewendet, in heftiger Bewegung).?Sie kommt! Ich soll sie sehen! Ew'ge M?chte,?Das ist der gro?e Augenblick! O, st?rket?Mein Herz, da? mich der Anblick nicht verwirre,?Des Geistes Helle nicht mit Nacht umgebe!?Ich f��rchte keine als der Sch?nheit Macht.?Ihr G?tter, gebt, da? ich mir selbst nicht fehle!?Ihr seht es, meine Seele wankt; Erwartung?Durchzittert mein Gebein und schn��rt das Herz?Mir in der Brust zusammen.--Weise Richter?Des Divans! Richter ��ber meine Tage!?O, zeiht mich nicht strafbaren ��bermuths,?Da? ich das Schicksal zu versuchen wage!?Bedauert mich! Beweint den Ungl��cksvollen!?Ich habe hier kein W?hlen und kein Wollen!?Unwiderstehlich zwingend rei?t es mich?Von hinnen, es ist m?chtiger, als ich.
Vierter Auftritt.
Man h?rt einen Marsch.
Truffaldin tritt auf, den S?bel an der Schulter, die Schwarzen hinter ihm, darauf mehrere Sklavinnen, die zu den Trommeln?accompagnieren. Nach diesen Adelma und Zelima, jene in tartarischem Anzug, beide verschleiert. Zelina tr?gt einen Sch��ssel mit versiegelten Papieren. Truffaldin und seine Schwarzen werfen sich im Vorbeiziehen vor dem Kaiser mit der Stirn auf die Erde und stehen sogleich wieder auf; die Sklavinnen knieen nieder mit der Hand auf der Stirn. Zuletzt erscheint Turandot verschleiert, in reicher chinesischer Kleidung. majest?tisch und stolz. Die R?the und Doctoren werfen sich vor ihr mit dem Angesicht auf die Erde. Altoum steht auf; die Prinzessin macht ihm, die Hand auf der Stirn, eine abgemessene Verbeugung, steigt dann auf ihren Thron und setzt sich. Zelima und Adelma nehmen zu ihren beiden Seiten Platz, und die letztere den Zuschauern am n?chsten. Truffaldin nimmt der Zelima die Schl��ssel ab und vertheilt unter l?cherlichen Ceremonien die Zettel unter die acht Doctoren. Darauf entfernt er sich mit denselben Verbeugungen, wie am Anfang, und der Marsch h?rt auf.
Turandot (nach einer langen Pause).?Wer ist's, der sich aufs Neu vermessen schmeichelt,?Nach so viel kl?glich warnender Erfahrung,?In meine tiefen R?thsel einzudringen!?Der, seines eignen Lebens Feind, die Zahl?Der Todesopfer zu vermehren kommt!?Altoum (zeigt auf Kalaf. der erstaunt in der Mitte des Divans steht). Der ist es, Tochter--w��rdig wohl ist er's,?Da? du freiwillig zum Gemahl ihn w?hlest,?Ohn' ihn der furchtbarn Probe auszusetzen?Und neue Trauer diesem Land, dem Herzen?Des Vaters neue Stacheln zu bereiten.
Turandot (nachdem sie ihn eine Zeit lang betrachtet, leise zur Zelima). O Himmel! Wie geschieht mir, Zelima!
Zelima. Was ist dir, K?nigin?
Turandot. Noch Keiner trat?Im Divan auf, der dieses Herz zu r��hren?Verstanden h?tte. Dieser wei? die Kunst.
Zelima. Drei leichte R?thsel denn, und Stolz--fahr hin!
Turandot. Was sagst du? Wie, Verwegne? Meine Ehre?
Adelma (hat w?hrend dieser Rede den Prinzen mit h?chstem?Erstaunen betrachtet, f��r sich).?T?uscht mich ein Traum? Was seh' ich, gro?e G?tter!?Er ist's, der sch?ne J��ngling ist's, den ich?Am Hofe meines Vaters Keicobad?Als niedern Knecht gesehn!--Er war ein Prinz!?Ein K?nigssohn! Wohl sagte mir's mein Herz;?O, meine Ahnung hat mich nicht betrogen!
Turandot. Prinz, noch ist's Zeit. Gebt das verwegene?Beginnen auf! Gebt's auf! Weicht aus dem Divan!?Der Himmel wei?, da? jene Zungen l��gen,?Die mich der H?rte zeihn und Grausamkeit.?--Ich bin nicht grausam. Frei nur will ich leben;?Blo? keines Andern will ich sein; dies Recht,?Das auch dem allerniedrigsten der Menschen?Im Leib der Mutter anerschaffen
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