Tristan | Page 7

Thomas Mann
euch die K?pfe ��ber diese Erscheinung! -- Und wir zerbrechen sie uns.? --
Hiermit hatte Herrn Kl?terjahns Gattin sich wiederholt besch?ftigt.
Eines anderen Tages fand zum Erstaunen der R?tin Spatz folgendes Zwiegespr?ch zwischen ihnen statt.
?Darf ich einmal fragen, gn?dige Frau (aber es ist wohl naseweis), wie Sie hei?en, wie eigentlich Ihr Name ist??
?Ich hei?e doch Kl?terjahn, Herr Spinell!?
?Hm.-- Das wei? ich. Oder vielmehr: ich leugne es. Ich meine nat��rlich Ihren eigenen Namen, Ihren M?dchennamen. Sie werden gerecht sein und einr?umen, gn?dige Frau, da?, wer Sie >Frau Kl?terjahn< nennen wollte, die Peitsche verdient.?
Sie lachte so herzlich, da? das blaue ?derchen ��ber ihrer Braue be?ngstigend deutlich hervortrat und ihrem zarten, s��?en Gesicht einen Ausdruck von Anstrengung und Bedr?ngnis verlieh, der tief beunruhigte.
?Nein! Bewahre, Herr Spinell! Die Peitsche? Ist >Kl?terjahn< Ihnen so f��rchterlich??
?Ja, gn?dige Frau, ich hasse diesen Namen aus Herzensgrund, seit ich ihn zum erstenmal vernahm. Er ist komisch und zum Verzweifeln unsch?n, und es ist Barbarei und Niedertracht, wenn man die Sitte so weit treibt, auf Sie den Namen Ihres Herrn Gemahls zu ��bertragen.?
?Nun, und >Eckhof ?Oh, sehen Sie! >Eckhof< ist etwas ganz anderes! Eckhof hie? sogar ein gro?er Schauspieler. Eckhof passiert. -- Sie erw?hnten nur Ihres Vaters. Ist Ihre Frau Mutter ...?
?Ja; meine Mutter starb, als ich noch klein war.?
?Ah. -- Sprechen Sie mir doch ein wenig mehr von Ihnen, darf ich Sie bitten? Wenn es Sie erm��det, dann nicht. Dann ruhen Sie, und ich fahre fort, Ihnen von Paris zu erz?hlen, wie neulich. Aber Sie k?nnten ja ganz leise reden, ja, wenn Sie fl��stern, so wird das alles nur sch?ner machen ... Sie wurden in Bremen geboren?? Und diese Frage tat er beinahe tonlos, mit einem ehrfurchtsvollen und inhaltsschweren Ausdruck, als sei Bremen eine Stadt ohnegleichen, eine Stadt voller unnennbarer Abenteuer und verschwiegener Sch?nheiten, in der geboren zu sein eine geheimnisvolle Hoheit verleihe.
?Ja, denken Sie!? sagte sie unwillk��rlich. ?Ich bin aus Bremen.?
?Ich war einmal dort?, bemerkte er nachdenklich. --
?Mein Gott, Sie waren auch dort? Nein, h?ren Sie, Herr Spinell, zwischen Tunis und Spitzbergen haben Sie, glaube ich, alles gesehen!?
?Ja, ich war einmal dort?, wiederholte er. ?Ein paar kurze Abendstunden. Ich entsinne mich einer alten, schmalen Stra?e, ��ber deren Giebeln schief und seltsam der Mond stand. Dann war ich in einem Keller, in dem es nach Wein und Moder roch. Das ist eine durchdringende Erinnerung ...?
?Wirklich? Wo mag das gewesen sein?-Ja, in solchem grauen Giebelhause, einem alten Kaufmannshause mit hallender Diele und wei?lackierter Galerie, bin ich geboren.?
?Ihr Herr Vater ist also Kaufmann?? fragte er ein wenig z?gernd.
?Ja. Aber au?erdem und eigentlich wohl in erster Linie ist er ein K��nstler.?
?Ah! Ah!. Inwiefern??
?Er spielt die Geige ... Aber das sagt nicht viel. Wie er sie spielt, Herr Spinell, das ist die Sache! Einige T?ne habe ich niemals h?ren k?nnen, ohne da? mir die Tr?nen so merkw��rdig brennend in die Augen stiegen, wie sonst bei keinem Erlebnis. Sie glauben es nicht ...?
?Ich glaube es! Ach, ob ich es glaube! ... Sagen Sie mir, gn?dige Frau: Ihre Familie ist wohl alt? Es haben wohl schon viele Generationen in dem grauen Giebelhaus gelebt, gearbeitet und das Zeitliche gesegnet??
?Ja. -- Warum fragen Sie ��brigens??
?Weil es nicht selten geschieht, da? ein Geschlecht mit praktischen, b��rgerlichen und trockenen Traditionen sich gegen das Ende seiner Tage noch einmal durch die Kunst verkl?rt.?
?Ist dem so? -- Ja, was meinen Vater betrifft, so ist er sicherlich mehr ein K��nstler als mancher, der sich so nennt und vom Ruhme lebt. Ich spiele nur ein bi?chen Klavier. Jetzt haben sie es mir ja verboten; aber damals, zu Hause, spielte ich noch. Mein Vater und ich, wir spielten zusammen ... Ja, ich habe all die Jahre in iieber Erinnerung; besonders den Garten, unseren Garten, hinterm Hause. Er war j?mmerlich verwildert und verwuchert und von zerbr?ckelten, bemoosten Mauern eingeschlossen; aber gerade das gab ihm viel Reiz. In der Mitte war ein Springbrunnen, mit einem dichten Kranz von Schwertlilien umgeben. Im Sommer verbrachte ich dort lange Stunden mit meinen Freundinnen. Wir sa?en alle auf kleinen Feldsesseln rund um den Springbrunnen herum ...?
?Wie sch?n!? sagte Herr Spinell und zog die Schultern empor. ?Sa?en Sie und sangen??
?Nein, wir h?kelten meistens.?
?Immerhin ... Immerhin ...?
?Ja, wir h?kelten und schwatzten, meine sechs Freundinnen und ich ...?
?Wie sch?n! Gott, h?ren Sie, wie sch?n!? rief Herr Spinell, und sein Gesicht war g?nzlich verzerrt.
?Was finden Sie nun hieran so besonders sch?n, Herr Spinell!?
?Oh, dies, da? es sechs au?er Ihnen waren, da? Sie nicht in diese Zahl eingeschlossen waren, sondern da? Sie gleichsam als K?nigin daraus hervortraten ... Sie waren ausgezeichnet vor Ihren sechs Freundinnen. Eine kleine goldene Krone, ganz unscheinbar, aber bedeutungsvoll, sa? in Ihrem Haar und blinkte ...?
?Nein, Unsinn, nichts von einer Krone ...?
?Doch, sie blinkte heimlich. Ich h?tte sie gesehen, h?tte sie deutlich in Ihrem Haar gesehen, wenn ich in einer dieser Stunden unvermerkt im Gestr��pp gestanden h?tte
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 22
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.