geb ich
mein Pferd dem Timon; ich verlange nichts, ich schenk es ihm, gleich
wirft es mir zehen tüchtige Pferde. Er hat keinen Thürhüter an seiner
Pforte, sondern einen Kerl der immer lächelt und alles einlädt, was
vorbey geht. Das kan nicht dauern; es ist vernünftigerweise unmöglich,
daß eine solche Wirthschaft dauern könnte. Caphis, he! Caphis, sag ich.
(Caphis tritt auf.)
Caphis. Hier, mein Herr, was habt ihr zu befehlen?
Senator. Zieh deinen Rok an, und geh in Eile zu dem Lord Timon; treib
ihn für die Bezahlung der Gelder, die er mir schuldig ist; laß dich durch
keine schlechte Weigerung abweisen, oder durch ein: Mein
Compliment an euern Herrn, zum Schweigen bringen, und dir mit der
Müze in der rechten Hand die Thüre weisen, so--sondern sag ihm, ich
hab es unumgänglich nöthig; der Termin sey verstrichen, und die Frist
die ich ihm gegeben, habe schon meinen Credit geschwächt; Ich liebe
und ehre ihn, aber es sey mir nicht zuzumuthen, daß ich den Hals
breche, um seinen Finger zu heilen; Meine Bedürfnisse seyen dringend,
und können durch Vertröstungen nicht befriediget werden, sondern
erheischen unmittelbare Hülfe. Geh; nimm eine ungestüme Mine an,
mach' ein Anforderungs-Gesicht; denn ich besorge, wenn jede Feder in
ihrem eignen Flügel steken wird, so wird Lord Timon, der izt wie ein
Phönix schimmert, nur eine nakte Möwe übrig bleiben-- Geh, sag ich.
Caphis. Ich gehe, Herr.
Senator. Ich gehe, Herr?--Nehmt die Verschreibungen mit euch, und
gebt wohl auf die Datums Acht.
Caphis. Ich will, Herr.
Senator. Geh.
(Sie gehen ab.)
Zweyte Scene. (Verwandelt sich in Timons Halle.) (Flavius tritt mit
verschiednen Obligationen in der Hand auf.)
Flavius. Keine Sorge, kein Maaß noch Ziel! Er bekümmert sich so
wenig um seine Ausgaben, daß er weder darauf denkt wie er sie
bestreiten, noch wie er diesem Strom von Verschwendung Einhalt thun
wolle. Niemals ist so viel Güte mit so viel Thorheit in einem Menschen
beysammen gewesen--Was ist zu thun?--Er wird nicht hören, bis er
fühlt; ich muß freymüthig mit ihm sprechen, wenn er von der Jagd
heimkommt! O! weh! weh! weh! (Caphis, Isidor und Varro treten auf.)
Caphis. Guten Abend, Varro; wie, kommt ihr auch um Geld zu
fordern?
Varro. Das wird vermuthlich euer Geschäft auch seyn?
Caphis. Es ist nicht anders, und euers auch, Isidor?
Isidor. So ist es.
Caphis. Ich wollte, wir wären alle bezahlt.
Varro. Mir ist nicht wohl bey der Sache.
Caphis. Hier kommt der Lord. (Timon und sein Gefolge treten auf.)
Timon. Sobald wir zu Mittag gegessen haben, wollen wir wieder fort.
Mein Alcibiades--Nun, was ist euer Begehren.
(Sie bieten ihm ihre Handschriften hin.)
Caphis. Gnädiger Herr, hier ist eine Rechnung von gewissen Schulden
--
Timon. Schulden? Woher seyd ihr?
Caphis. Von Athen, hier, Gnädiger Herr.
Timon. Geht zu meinem Verwalter.
Caphis. Euer Gnaden wollen mir's zu gut halten, er hat mich diesen
ganzen Monat durch von einem Tag auf den andern vertröstet; mein
Herr wird durch eine dringende Veranlassung genöthiget, das Seinige
einzufordern, und bittet demüthig, Euer Gnaden möchte, nach dero
bekannten Großmuth ihm sein Recht angedeyhen lassen.
Timon. Mein ehrlicher Freund, komm den nächsten Morgen wieder.
Caphis. Nein, Gnädiger Herr--
Timon. Mäßige dich, guter Freund.
Varro. Eines gewissen Varro's Bedienter, gnädiger Herr.
Isidor. Von Isidor, er bittet um schleunige Bezahlung.
Caphis. Wenn Euer Gnaden die Noth wüßte, worinn mein Herr stekt. --
Varro. Die Verschreibung, gnädiger Herr, ist schon vor sechs Wochen
verfallen --
Isidor. Euer Haushofmeister weißt mich ab, und ich bin ausdrüklich zu
Euer Gnaden geschikt worden.
Timon. Laßt mich nur zu Athem kommen,--
(zu seinen Begleitern)
Ich bitte euch, meine werthesten Herren, gehet hinein, ich werde euch
in einem Augenblik aufwarten--
(Die Lords gehen ab.)
Kommt hieher;
(zu Flavius)
Wie geht das zu, daß ich auf eine so schimpfliche Art mit ungestümen
Anfordrungen wegen Schulden, verfallnen Handschriften, und
Vorenthaltung längst richtig zumachender Zahlungen angefallen
werde?
Flavius. Mit eurer Erlaubniß, meine Herren; es ist izt keine gelegne
Zeit für euer Geschäfte; wartet bis nach Mittag, damit ich Seiner
Gnaden inzwischen begreiflich machen kan, warum ihr noch nicht
bezahlt seyd.
Timon. Thut das, meine Freunde.
(zu Flavius.)
Seht, daß ihnen wohl begegnet werde.
(Timon geht ab.)
Flavius. Ich bitte euch, kommt herein.
(Flavius geht ab.)
Dritte Scene. (Apemanthus und ein Harlequin zu den Vorigen.)
Caphis. Wartet, wartet, hier kommt der Narr mit Apemanthus, wir
wollen ein wenig Spaß mit ihnen haben.
Varro. An den Galgen mit ihm, er wird uns eins anhängen.
Isidor. Daß ihn die Pest,--den Hund!
Varro. Wie geht's, Narr?
Apemanthus. Redst du mit deinem Schatten?
Varro. Ich rede nicht mit dir.
Apemanthus. Das ist wahr, du redst mit dir selbst. Komm, laß uns
gehn.
(Zum Narren.)
Isidor. Der Narr hangt schon an deinem Rüken.
Apemanthus. Nein, du stehst einzeln.
Caphis. Weil du noch nicht an ihm bist. Wo ist der Narr hingekommen?
Apemanthus. Er hat die lezte Frage gethan. Arme
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