von Seefischen wird hier mit
Ausnahme des Sonntags von den malayischen Fischern täglich
aufgestapelt, von Hummern wahre Berge, deren ganze Masse auch stets
willige Abnehmer finden. Wer sein Geruchsorgan gegen die
Ausdünstung des Marktes unempfindlich zu machen wüßte, hätte hier
ein dankbares Feld für Studien nach jeder, insbesondere aber
ethnographischer Richtung. Die seit Decennien eingewanderten
Malayen sind ihrer mitgebrachten Tracht und ihren Gebräuchen treu
geblieben. Sie kamen als Fischer, Maurer, Schneider und sind es auch
geblieben, selbst zu gediegenen Rosselenkern haben sie sich in der
neuen Heimat gebildet. Mit rothen Tuchlappen, die älteren mit
riesengroßen, kegelförmigen aus Stroh, Schilf und Bambusgeflecht
erzeugten Hüten gegen die Sonnenstrahlen geschützt und meist in
weitbauschige Leinenhosen und -Hemden gehüllt, sehen wir die
dunkelbraunen Gestalten der Männer in ihren Booten mit dem
Ausleeren ihrer Fangbeute in Körbchen eifrig beschäftigt. Der
Gesichtstypus ist flach, wenig ansprechend, doch das Auge verräth die
tropische Heimat, namentlich ist es bei den Frauen groß und schön. Die
Frauen, den Männern behilflich und lachend bald in der eigenen, bald
in der holländischen Sprache den Beutezug besprechend, tragen
grellfarbige Kopftücher und ebenfalls bauschige weiße Hemden und
eine große Zahl von Röcken, deren Umfang an die Crinolinen-Mode
erinnert. Zwischen den eifrig beschäftigten Männern und Frauen
tummelt sich ihre schwarzköpfige Nachkommenschaft; die Mädchen,
niedlichen Puppen gleich, in weißes Linnen, die Knaben in kurzen
Jäckchen und Hosen gekleidet. Kaum halb erwachsen, sind sie schon
bemüht, in ihrer Weise und nach besten Kräften die Eltern zu
unterstützen und größere Fische nach dem Markte zu schleifen.
[Illustration: Capstadt.]
Wir verlassen den Fischmarkt und begeben uns durch eine der vielen
parallel die Stadt durchkreuzenden Straßen nach dem durch Pinien
umsäumten Paradeplatz. Im Innern der Stadt werden wir weniger von
der Bauart der Häuser, von denen noch viele den alten holländischen
Styl zeigen, als vielmehr von dem Treiben in den Straßen gefesselt, in
denen die Eingebornen, welche hier jedoch als Mischrace überwiegen,
das meiste Interesse des Fremden erregen. Sie sind als Lastträger, als
Kutscher und Diener an jeder Ecke, in jedem Geschäfte und Hause
vertreten. Malayen, Kaffern und Mischlinge liegen friedlich an
derselben Ecke und suchen, wo sich ihnen ein »Job« (eine Arbeit)
darbietet, das Höchste herauszuschlagen. Hat sich im Verlaufe meines
siebenjährigen Aufenthaltes Manches im Aeußern der Stadt zum
Vortheil geändert und ist auch für die Hebung der allgemeinen Bildung
viel gethan worden, diese Schichte der Bevölkerung ist sich gleich
geblieben in ihrer Rohheit, gewonnen haben ihre Mitglieder nur an
Verschmitztheit und Unverschämtheit in ihren Forderungen. Malayen
und jene der Mischlinge, die durch Vermögensverhältnisse oder in
Bildungsanstalten eine bessere Erziehung erwerben konnten, machen
einigermaßen eine Ausnahme.
Die Mischlinge zeigen die mannigfachsten Nüancen der Hautfarbe, von
einem leichten Stiche in's dunkle bis zu dunkelbraun; die schwarzen
Gesichter gehören Kaffern und Eingebornen, die von der Ost- und
Westküste und von St. Helena eingewandert sind.
Capstadt ist der Sitz der höchsten englischen Behörde für Süd-Afrika,
des Commissioner for the Possessions and Dependencies in South
Africa, des ihm zur Seite stehenden Ministeriums, sowie des aus dem
Ober- und Unterhause bestehenden Parlaments, ferner der Sitz eines
anglikanischen katholischen Bischofs, die Stadt zählt sechzehn Kirchen
(Bethäuser mit eingerechnet) und unter den Bewohnern, deren
Mehrzahl Farbige sind, finden sich Bekenner aller erdenklichen
Confessionen. Unter den Weißen überwiegt das holländische Element
über die übrigen Vertreter europäischer Nationen, deren Rechte durch
Consuln gewahrt werden; es sind dies meist Kaufleute, welche die
Consulargeschäfte nebenbei besorgen. Nur Frankreich und Portugal
sind durch Consuls de carrière vertreten.
An der Spitze der jetzigen Regierung steht ein Mann, der sich das
vollkommene Vertrauen der Colonisten erworben und zu den edelsten
und einsichtsvollsten Gouverneuren gehört, die England je mit der
Verwaltung seiner südafrikanischen Colonien betraut hatte. Viele der
von Sir Bartle Frère eingeführten Neuerungen werden sich namentlich
in der Zukunft ersprießlich erweisen.
Von den öffentlichen Gebäuden können wir namentlich die Stadthalle,
die Kirchen, das Gouvernements-Gebäude, das Sailors Home, die
Militärgebäude, die Eisenbahnstation erwähnen; vor Allem aber
verdient das Museumsgebäude mit dem Monumente Sir Grey's und mit
dem angrenzenden botanischen Garten, von den, die Stadt nach der
Seeseite hin schützenden Befestigungen, namentlich das
terrassenförmig angelegte, steinerne Castell, in dem der Chef der
Militärbehörde der Capstadt residirt, und welches gegenwärtig dem
Zulukönig Ketschwaio zum provisorischen Aufenthalte angewiesen
worden ist, erwähnt zu werden.
Eine detaillirte Beschreibung der größten Stadt Süd-Afrika's würde zu
weit führen und ich will mich nur auf einige wenige Objecte
beschränken, und damit von der Metropole scheiden (siehe Anhang 1).
Von den Bildungsanstalten der Hauptstadt ist namentlich das South
African College zu nennen, an dem Männer vortragen, die bereits als
Gelehrte europäischen Ruf erlangt haben. Von den wissenschaftlichen
Gesellschaften nimmt die Philosophical Society den ersten Rang in
Süd-Afrika ein. Sie hat Originalforschungen auf dem Gebiete aller
Wissenschaften zum Zwecke. Der gegenwärtige Präsident der
Gesellschaft ist der wohlbekannte Astronom Prof. Gill.
Und nun wollen wir einen Blick auf die Umgebung der Capstadt
werfen, deren Scenerie, sowohl dem
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