wartete auf das Backup des RevolutionŠrs, auf eine
weitere Kostprobe von Jubel und grandiosem Triumph. Er ging den ganzen Weg von der
Union Station bis Bloor zu Fu§, eine gute Stunde inmitten des beengenden Drucks der
Menge zur Mittagszeit und noch immer weigerte sich der RevolutionŠr, wieder
aufzutauchen.
VerŠrgert mit der Zunge schnalzend tauchte er in einem Torbogen unter und suchte im
Netz nach dem franzšsischen MŠdchen.
Ihr Verzeichnis war geleert! Im Zeitraum von wenigen Stunden hatte sie alle Dateien, die
von Dritten bei ihr abgelegt worden waren, gelšscht!
Das war wirklich unentschuldbar. Der einzig mšgliche mildernde Umstand wŠre, wenn
sie die Datei vor dem Lšschen jemand anderem weitergegeben hŠtte. Er erzeugte einen
Agenten und sandte ihn auf die Jagd nach der Datei durch das Netzwerk der Million.
Dabei schwŠrmte er von den Knoten aus, die das franzšsische MŠdchen gewšhnlich
verwendete.
Ein Anruf seiner Mutter klingelte wieder in seinem Innenohr und er stellte sie an den
Anrufbeantworter weiter, aber das LŠuten bereitete ihm Sorgen. Es war eine Woche bis
zum letzten Termin des Zulassungskomittees an der Uni, und er wŸrde es sich ewig
vorwerfen, wenn er nicht hineinkam. Er schweifte in Gedanken zurŸck zu dem
RevolutionŠr und zu dessen Teilnahme an der †bernahme des Soziologiefachbereichs
durch Studenten in der Mitte des XXI. Jahrhunderts und der Ablšsung von Besitz durch
den Whuffie.
Das waren noch Zeiten! Wirkliche KŠmpfe, echte Prinzipien, und die glŸckselige,
gesegnete Bewegungsfreiheit. Das war es, was er brauchte. Oder, wenn er das schon
nicht erreichen konnte, noch einen Versuch, das Bootleg blitzzubacken. Diese verdammte
franzšsische Tussi.
Sein Innenohr lŠutete erneut. Seine Mutter. Resigniert nahm er an.
ãAdrian, wo bist du?Ò Sie klang zumindest, als hŠtte sie bessere Laune.
ãIch bin bei Yonge & Bloor, Mam. Ich gehe spazieren und sehe zu, wo ich mir ein
Mittagessen hole.Ò
ãWas hat Mr. Bosco gesagt?Ò
Verflucht. ãEr hat gesagt, er denkt darŸber nach Ð er wird sich morgen bei mir mit
Kommentaren melden.Ò
ãWirklich?Ò, sagte seine Mutter, ihre Stimme klang echt interessiert.
ãJaÒ, antwortete er. ãIch glaube, es hat ihm gefallen, die NP-vollstŠndige Sache, meine
ich. Das andere habe ich nicht erwŠhnt.Ò
ãEigenartigÒ, sagte sie und ihre Stimme war mit einemmal frostig. ãEr hat deinen
Besuch mit keinem Wort erwŠhnt, als ich gerade eben mit ihm sprach.Ò
Das Blut wich aus Adrians Gesicht. Das wŸrde nicht so bald ausgestanden sein. ãUhÒ,
machte er.
ãJetzt hšr mir einmal zu, BŸrschchen, und sag kein Wort. Deine Schwierigkeiten sind
gro§ genug. Ich habe deinen Vater auf Konferenzschaltung und ich kann dir sagen, er
sieht nicht sehr glŸcklich drein.
So, und jetzt sage ich dir, wie es weitergeht. Ich habe mit Bosco ein Treffen in einer
Stunde vereinbart. Ich musste einige GefŠlligkeiten einfordern, und du wirst pŸnktlich
kommen. Dein Vater wird dort sein, und du wirst Bosco erzŠhlen, wie aufgeregt du Ÿber
diese Chance bist. Du wirst diesen Blšdsinn, dem du nachjagst, nicht erwŠhnen. Du wirst
ihm zeigen, wie gewissenhaft du in deinen Studien bist, zeig ihm, wie sehr die
UniversitŠt von dir profitieren kann, und du wirst freundlich und gewandt auftreten. Hast
du verstanden?Ò
ãJaÒ, sagte er. Herr, war sie aufgebracht.
ãEine StundeÒ, sagte sie und legte auf.
Adrians Agent fand das Bootleg in dem Augenblick wieder, als er den Warteraum am
Innis College erreichte. Die Franzšsin hatte es weitergereicht, bevor sie es gelšscht hatte,
einem MŠdchen in Kansas. Er seufzte erleichtert auf und reihte sich fŸr den Download
ein, als sein Vater eintraf.
Adrians Vater sah aus wie 22, kaum Šlter als Adrian selbst, obwohl sein wirkliches Alter
eher bei 122 lag. Solange Adrian lebte, hatte sich sein Vater Šu§erlich in einem Alter
gehalten, das nur ein paar Jahre Ÿber dem Adrians zu liegen schien. Dabei folgte er einer
Weisheit der Kinderaufzucht, die vor fŸnfzig Jahren im Trend lag, kurz bevor die
Bitchun-Gesellschaft begann, Whuffie-Strafen an Leute auszuteilen, die selbstsŸchtig
genug der †berbevšlkerung mit eigenem Nachwuchs Vorschub leisteten. Der Gedanke
bestand darin, dass die Einsamkeit der Kinder dieser zahlenmŠ§ig reduzierten Generation
durch einen Vater in Spielkameradengrš§e gemindert werden wŸrde.
Mit 22 war Adrians Vater untersetzt und mit Aknepickeln ŸbersŠt, seine Speckstreifen
traten hervor, eingeschnŸrt von der hellen Baumwoll-Djellaba, die er gewšhnlich in der
Stadt trug.
Er nickte Adrian kurz zu, als er eintraf, seine Augen waren auf einen Punkt zwischen
ihnen fixiert, wo sein allgegenwŠrtiges HUD nur fŸr ihn leuchtete. Er setzte sich neben
Adrian und klingelte ihn an.
Adrian rollte die Augen und antwortete subvokal. Warum sein Vater keine direkte
Unterhaltung fŸhren konnte, war ihm ein RŠtsel. ãHi, PapsÒ, sagte er.
ãNa, wie gehtÕs. Wie war dein Vormittag?Ò
ãGing soÒ, antwortete Adrian. ãWie gehtÕs Mam?Ò
Sein Vater kicherte subvokal, das GerŠusch vermischte sich in seinem Innenohr
eigenartig mit den SchluckgerŠuschen aus seiner Kehle. ãSie ist ganz schšn sauer. Mach
dir deshalb keine Sorgen Ð wir legen eine Dressurnummer fŸr Bosco hin, und alles ist
vergessen.Ò
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