mit weißen Pferden bespannten
Wagen, eine goldne Leier in der Hand, auf dem Haupte den
Siegeskranz. Ihr zur Seite steht Phaon in einfacher Kleidung. Volk
umgibt laut jubelnd den Zug.
Volk (auftretend). Heil Sappho, Heil!
Rhamnes (sich unter sie mischend). Heil Sappho, teure Frau!
Sappho. Dank Freunde, Landsgenossen Dank. Um euretwillen freut
mich dieser Kranz Der nur den Bürger ziert, den Dichter drückt, In
eurer Mitte nenn ich ihn erst mein. Hier, wo der Jugend träumende
Entwürfe, Wo des Beginnens schwankendes Bestreben, Wo des
Vollbringens wahnsinnglühnde Lust Mit eins vor meine trunkne Seele
treten, Hier, wo Zypressen von der Eltern Grab Mir leisen Geistergruß
herüberlispeln, Hier, wo so mancher Frühverblichne ruht Der meines
Strebens, meines Wirkens sich erfreut, In eurem Kreis, in meiner
Lieben Mitte, Hier dünkt mir dieser Kranz erst kein Verbrechen, Hier
wird die frevle Zier mir erst zum Schmuck.
Einer aus dem Volke. Wohl uns, daß wir dich, Hohe, unser nennen!
Habt die bescheidne Rede ihr vernommen, Mehr als ganz Griechenland
hat sie ihr Wort geschmückt!
Rhamnes (sich hinzudrängend). Sei mir gegrüßt, gegrüßt, du Herrliche!
Sappho (vom Wagen herabsteigend und die Umstehenden freundlich
grüßend). Mein treuer Rhamnes sei gegrüßt!--Artander, Du auch hier,
trotzend deines Alters Schwäche? Kallisto--Rhodope--Ihr weinet
Liebe!-- Das Auge zahlt so richtig als das Herz Für Tränen Tränen,
seht!--O schonet mein!
Einer aus dem Volke. Willkommen auf der Heimat altem Boden,
Willkommen in der Deinen frohem Kreis!
Sappho. Umsonst sollt ihr die Bürgerin nicht grüßen, Sie führt zum
Dank euch einen Bürger zu. Hier Phaon. Von den Besten stammet er
Und mag auch kühn sich stellen zu den Besten! Obschon die Jahre ihn
noch Jüngling nennen, Hat ihn als Mann so Wort als Tat erwiesen. Wo
ihr des Kriegers Schwert bedürft, Des Redners Lippe und des Dichters
Mund, Des Freundes Rat, des Helfers starken Arm, Dann ruft nach ihm
und suchet länger nicht.
Phaon. Du spottest Sappho eines armen Jünglings! Wodurch hätt' ich so
reiches Lob verdient? Wer glaubt so Hohes von dem Unversuchten?
Sappho. Wer sieht, daß du errötest, da ich's sage.
Phaon. Ich kann beschämt nur staunen und verstummen.
Sappho. Du sicherst dir was du von dir entfernst, Geschwister sind ja
Schweigen und Verdienst. Ja meine Freunde, mögt ihr's immer wissen,
Ich liebe ihn, auf ihn fiel meine Wahl. Er war bestimmt, in seiner
Gaben Fülle, Mich von der Dichtkunst wolkennahen Gipfeln In dieses
Lebens heitre Blütentäler Mit sanft bezwingender Gewalt herabzuziehn.
An seiner Seite werd ich unter euch Ein einfach stilles Hirtenleben
führen; Den Lorbeer mit der Myrte gern vertauschend Zum Preise nur
von häuslich stillen Freuden Die Töne wecken dieses Saitenspiels. Die
ihr bisher bewundert und verehrt, Ihr sollt sie lieben lernen, lieben
Freunde.
Volk. Preis dir du Herrliche! Heil Sappho, Heil!
Sappho. Es ist genug! Ich dank euch, meine Freunde! Folgt meinem
Diener, er wird euch geleiten, Daß ihr bei Speis' und Trank und frohen
Tänzen Die Feier unsers Wiedersehns vollendet, Der Wiederkehr der
Schwester zu den Ihren! (Zu den Landleuten die sie begrüßen.) Lebt
wohl--auch du--und du--ihr alle--alle!
(Rhamnes mit den Landleuten ab.)
Dritter Auftritt
Sappho. Phaon.
Sappho. Siehst du, mein Freund, so lebt nun deine Sappho! Für Wohltat
Dank, für Liebe--Freundlichkeit, So ward mir's stets im Wechseltausch
des Lebens; Ich war zufrieden, und bin hoch beglückt, Gibst du auch
halb nur wieder das Empfangne, Wenn du dich nicht für übervorteilt
hältst. Ich hab gelernt verlieren und entbehren; Die beiden Eltern
sanken früh ins Grab Und die Geschwister, nach so mancher Wunde,
Die sie dem treuen Schwesterherzen schlugen, Teils Schicksals Laune,
und teils eigne Schuld Stieß früh sie schon zum Acheron hinunter. Ich
weiß wie Undank brennt, wie Falschheit martert, Der Freundschaft und
der--Liebe Täuschungen Hab ich in diesem Busen schon empfunden,
Ich hab gelernt verlieren und entbehren! Nur eins verlieren könnt' ich
wahrlich nicht, Dich Phaon, deine Freundschaft, deine Liebe! Drum
mein Geliebter, prüfe dich! Du kennst noch nicht die Unermeßlichkeit
Die auf und nieder wogt in dieser Brust. O laß mich's nie, Geliebter nie
erfahren, Daß ich den vollen Busen legte an den deinen Und fänd' ihn
leer!
Phaon. Erhabne Frau!
Sappho. Nicht so! Sagt dir dein Herz denn keinen süßern Namen?
Phaon. Weiß ich doch kaum was ich beginne, was ich sage. Aus meines
Lebens stiller Niedrigkeit Hervorgezogen--an den Strahl des Lichts,
Auf einen luftigen Gipfel hingestellt Nach dem der Besten Wünsche
fruchtlos zielen, Erliege ich der unverhofften Wonne, Kann ich mich
selbst in all dem Glück nicht finden. Die Wälder und die Ufer seh ich
fliehn, Die blauer Höhn, die niedern Hütten schwinden, Und kaum
vermag ich's mich zu überzeugen, Daß alles feststeht und nur ich es bin,
Der auf des Glückes Wogen taumelnd wird getragen.
Sappho. Du schmeichelst süß, doch, Lieber, schmeichelst du!
Phaon. Und bist du wirklich denn die hohe Frau, Die von der
Pelops-Insel fernstem Strand Bis dahin wo des rauhen Thrakers Berge
Sich
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.