Sitzen heute am Kamine,
Wo die Flammen traulich flackern;
Draußen Nacht und Schneegestöber
Und das Rollen von Fiakern.
Eine große Bowle Punsch
(Es versteht sich, unverzückert,
Unversäuert, unverwässert)
Haben sie bereits geschlückert.
Und von Wehmut wird beschlichen
Ihr Gemüte; ihr Gesicht
Wird
befeuchtet schon von Zähren,
Und der Crapülinski spricht:
»Hätt ich doch hier in Paris
Meinen Bärenpelz, den lieben
Schlafrock und die Katzfell-Nachtmütz,
Die im Vaterland
geblieben!«
Ihm erwiderte Waschlapski:
»O du bist ein treuer Schlachzitz,
Denkest immer an der Heimat
Bärenpelz und Katzfell-Nachtmütz.
»Polen ist noch nicht verloren,
Unsre Weiber, sie gebären,
Unsre
Jungfraun tun dasselbe,
Werden Helden uns bescheren,
»Helden, wie der Held Sobieski,
Wie Schelmufski und Uminski,
Eskrokewitsch, Schubiakski,
Und der große Eselinski.«
Das goldne Kalb
Doppelflöten, Hörner, Geigen
Spielen auf zum Götzenreigen,
Und
es tanzen Jakobs Töchter
Um das goldne Kalb herum -
Brum -
brum - brum -
Paukenschläge und Gelächter!
Hochgeschürzt bis zu den Lenden
Und sich fassend an den Händen,
Jungfraun edelster Geschlechter
Kreisen wie ein Wirbelwind
Um
das Rind -
Paukenschläge und Gelächter!
Aron selbst wird fortgezogen
Von des Tanzes Wahnsinnwogen,
Und er selbst, der Glaubenswächter,
Tanzt im Hohenpriesterrock,
Wie ein Bock -
Paukenschläge und Gelächter!
König David
Lächelnd scheidet der Despot,
Denn er weiß, nach seinem Tod
Wechselt Willkür nur die Hände,
Und die Knechtschaft hat kein
Ende.
Armes Volk! wie Pferd und Farrn
Bleibt es angeschirrt am Karrn,
Und der Nacken wird gebrochen,
Der sich nicht bequemt den Jochen.
Sterbend spricht zu Salomo
König David: Apropos,
Daß ich Joab
dir empfehle,
Einen meiner Generäle.
Dieser tapfre General
Ist seit Jahren mir fatal,
Doch ich wagte den
Verhaßten
Niemals ernstlich anzutasten.
Du, mein Sohn, bist fromm und klug,
Gottesfürchtig, stark genug,
Und es wird dir leicht gelingen,
Jenen Joab umzubringen.
König Richard
Wohl durch der Wälder einödige Pracht
Jagt ungestüm ein Reiter;
Er bläst ins Horn, er singt und lacht
Gar seelenvergnügt und heiter.
Sein Harnisch ist von starkem Erz,
Noch stärker ist sein Gemüte,
Das ist Herr Richard Löwenherz,
Der christlichen Ritterschaft Blüte.
Willkommen in England! rufen ihm zu
Die Bäume mit grünen
Zungen
Wir freuen uns, o König, daß du
Östreichischer Haft
entsprungen.
Dem König ist wohl in der freien Luft,
Er fühlt sich wie neugeboren,
Er denkt an Östreichs Festungsduft -
Und gibt seinem Pferde die
Sporen.
Der Asra
Täglich ging die wunderschöne
Sultanstochter auf und nieder
Um
die Abendzeit am Springbrunn,
Wo die weißen Wasser plätschern.
Täglich stand der junge Sklave
Um die Abendzeit am Springbrunn,
Wo die weißen Wasser plätschern;
Täglich ward er bleich und
bleicher.
Eines Abends trat die Fürstin
Auf ihn zu mit raschen Worten:
Deinen Namen will ich wissen,
Deine Heimat, deine Sippschaft!
Und der Sklave sprach: Ich heiße
Mohamet, ich bin aus Yemmen,
Und mein Stamm sind jene Asra,
Welche sterben, wenn sie lieben.
Himmelsbräute
Wer dem Kloster geht vorbei
Mitternächtlich, sieht die Fenster
Hell
erleuchtet. Ihren Umgang
Halten dorten die Gespenster.
Eine düstre Prozession
Toter Ursulinerinnen;
Junge, hübsche
Angesichter
Lauschen aus Kapuz und Linnen.
Tragen Kerzen in der Hand,
Die unheimlich blutrot schimmern;
Seltsam widerhallt im Kreuzgang
Ein Gewisper und ein Wimmern.
Nach der Kirche geht der Zug,
Und sie setzen dort sich nieder
Auf
des Chores Buchsbaumstühle
Und beginnen ihre Lieder.
Litaneienfromme Weisen,
Aber wahnsinnswüste Worte;
Arme
Seelen sind es, welche
Pochen an des Himmels Pforte.
»Bräute Christi waren wir,
Doch die Weltlust uns betörte,
Und da
gaben wir dem Cäsar,
Was dem lieben Gott gehörte.
»Reizend ist die Uniform
Und des Schnurrbarts Glanz und Glätte;
Doch verlockend sind am meisten
Cäsars goldne Epaulette.
»Ach, der Stirne, welche trug
Eine Dornenkrone weiland,
Gaben
wir ein Hirschgeweihe
Wir betrogen unsern Heiland.
»Jesus, der die Güte selbst,
Weinte sanft ob unsrer Fehle,
Und er
sprach: Vermaledeit
Und verdammt sei eure Seele!
»Grabentstiegner Spuk der Nacht,
Müssen büßend wir nunmehre
Irre gehn in diesen Mauern
Miserere! Miserere!
»Ach, im Grabe ist es gut,
Ob es gleich viel besser wäre
In dem
warmen Himmelreiche -
Miserere! Miserere!«
»Süßer Jesus, o vergib
Endlich uns die Schuld, die schwere,
Schließ
uns auf den warmen Himmel -
Miserere! Miserere!«
Also singt die Nonnenschar,
Und ein längst verstorbner Küster
Spielt die Orgel. Schattenhände
Stürmen toll durch die Register.
Pfalzgräfin Jutta
Pfalzgräfin Jutta fuhr über den Rhein,
Im leichten Kahn, bei
Mondenschein.
Die Zofe rudert, die Gräfin spricht:
»Siehst du die
sieben Leichen nicht,
Die hinter uns kommen
Einhergeschwommen
-
So traurig schwimmen die Toten!
»Das waren Ritter voll Jugendlust -
Sie sanken zärtlich an meine
Brust
Und schwuren mir Treue - Zur Sicherheit,
Daß sie nicht
brächen ihren Eid,
Ließ ich sie ergreifen
Sogleich und ersäufen -
So traurig schwimmen die Toten!«
Die Zofe rudert, die Gräfin lacht.
Das hallt so höhnisch durch die
Nacht!
Bis an die Hüfte tauchen hervor
Die Leichen und strecken
die Finger empor,
Wie schwörend - Sie nicken
Mit gläsernen
Blicken -
So traurig schwimmen die Toten!
Der Mohrenkönig
Ins Exil der Alpuxarren
Zog der junge Mohrenkönig;
Schweigsam
und das Herz voll Kummer
Ritt er an des Zuges Spitze.
Hinter ihm auf hohen Zeltern
Oder auch in güldnen Sänften
Saßen
seines Hauses Frauen;
Schwarze Mägde trägt das Maultier.
Hundert treue Diener folgen
Auf arabisch edlen Rappen;
Stolze
Gäule, doch die Reiter
Hängen schlottrig in den Sätteln.
Keine Zymbel, keine Pauke,
Kein Gesangeslaut ertönte;
Nur des
Maultiers Silberglöckchen
Wimmern schmerzlich in der Stille.
Auf der Höhe, wo der Blick
Ins Duero-Tal hinabschweift,
Und die
Zinnen von Granada
Sichtbar sind zum letzten Male:
Dorten stieg vom Pferd der König
Und betrachtete die Stadt,
Die im
Abendlichte glänzte,
Wie geschmückt mit Gold und Purpur.
Aber, Allah! Welch ein Anblick!
Statt des vielgeliebten Halbmonds,
Prangen Spaniens Kreuz und Fahnen
Auf den Türmen der
Alhambra.
Ach, bei diesem Anblick brachen
Aus des Königs Brust die Seufzer,
Tränen überströmten plötzlich
Wie ein Sturzbach seine Wangen.
Düster von dem
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