bei dem dritten Abzuge verbessert worden, der vierte ist ein unveraenderter Abdruck des vorigen. Februar 1886; September 1894 Achtes Buch Laender und Leute von Caesar bis Diocletian Gehe durch die Welt und sprich mit jedem. Firdusi Einleitung Die Geschichte der roemischen Kaiserzeit stellt aehnliche Probleme wie diejenige der frueheren Republik. Was aus der literarischen Ueberlieferung unmittelbar entnommen werden kann, ist nicht bloss ohne Farbe und Gestalt, sondern in der Tat meistens ohne Inhalt. Das Verzeichnis der roemischen Monarchen ist ungefaehr ebenso glaubwuerdig wie das der Konsuln der Republik und ungefaehr ebenso instruktiv. Die den ganzen Staat erschuetternden grossen Krisen sind in ihren Umrissen erkennbar; viel besser aber als ueber die Samnitenkriege sind wir auch nicht unterrichtet ueber die germanischen unter den Kaisern Augustus und Marcus. Der republikanische Anekdotenschatz ist sehr viel ehrbarer als der gleiche der Kaiserzeit; aber die Erzaehlungen von Fabricius und die vom Kaiser Gaius sind ziemlich gleich flach und gleich verlogen. Die innerliche Entwicklung des Gemeinwesens liegt vielleicht fuer die fruehere Republik in der Ueberlieferung vollstaendiger vor als fuer die Kaiserzeit; dort bewahrt sie eine, wenn auch getruebte und verfaelschte Schilderung der schliesslich wenigstens auf dem Markte Roms endigenden Wandlungen der staatlichen Ordnung; hier vollzieht sich diese im kaiserlichen Kabinett und gelangt in der Regel nur mit ihren Gleichgueltigkeiten in die Oeffentlichkeit. Dazu kommt die ungeheure Ausdehnung des Kreises und die Verschiebung der lebendigen Entwicklung vom Zentrum in die Peripherie. Die Geschichte der Stadt Rom hat sich zu der des Landes Italien, diese zu der der Welt des Mittelmeers erweitert, und worauf es am meisten ankommt, davon erfahren wir am wenigsten. Der roemische Staat dieser Epoche gleicht einem gewaltigen Baum, um dessen im Absterben begriffenen Hauptstamm maechtige Nebentriebe rings emporstreben. Der roemische Senat und die roemischen Herrscher entstammen bald jedem anderen Reichsland ebensosehr wie Italien; die Quiriten dieser Epoche, welche die nominellen Erben der weltbezwingenden Legionaere geworden sind, haben zu den grossen Erinnerungen der Vorzeit ungefaehr dasselbe Verhaeltnis wie unsere Johanniter zu Rhodos und Malta und betrachten ihre Erbschaft als ein nutzbares Recht, als stiftungsmaessige Versorgung arbeitsscheuer Armer. Wer an die sogenannten Quellen dieser Epoche, auch die besseren, geht, bemeistert schwer den Unwillen ueber das Sagen dessen, was verschwiegen zu werden verdiente, und das Verschweigen dessen, was notwendig war zu sagen. Denn gross Gedachtes und weithin Wirkendes ist auch in dieser Epoche geschaffen worden; die Fuehrung des Weltregiments ist selten so lange in geordneter Folge verblieben, und die festen Verwaltungsnormen, wie sie Caesar und Augustus ihren Nachfolgern vorzeichneten, haben sich im ganzen mit merkwuerdiger Festigkeit behauptet, trotz allem Wechsel der Dynastien und der Dynasten, welcher in der nur darauf blickenden und bald zu Kaiserbiographien zusammenschwindenden Ueberlieferung mehr als billig im Vordergrunde steht. Die scharfen Abschnitte, welche in der landlaeufigen, durch jene Oberflaechlichkeit der Grundlage geirrten Auffassung die Regierungswechsel machen, gehoeren weit mehr dem Hoftreiben an als der Reichsgeschichte. Das eben ist das Grossartige dieser Jahrhunderte, dass das einmal angelegte Werk, die Durchfuehrung der lateinisch-griechischen Zivilisierung in der Form der Ausbildung der staedtischen Gemeindeverfassung, die allmaehliche Einziehung der barbarischen oder doch fremdartigen Elemente in diesen Kreis, eine Arbeit, welche ihrem Wesen nach Jahrhunderte stetiger Taetigkeit und ruhiger Selbstentwicklung erforderte, diese lange Frist und diesen Frieden zu Lande und zur See gefunden hat. Das Greisenalter vermag nicht neue Gedanken und schoepferische Taetigkeit zu entwickeln, und das hat auch das roemische Kaiserregiment nicht getan; aber es hat in seinem Kreise, den die, welche ihm angehoerten, nicht mit Unrecht als die Welt empfanden, den Frieden und das Gedeihen der vielen vereinigten Nationen laenger und vollstaendiger gehegt, als es irgendeiner anderen Vormacht je gelungen ist. In den Ackerstaedten Afrikas, in den Winzerheimstaetten an der Mosel, in den bluehenden Ortschaften der lykischen Gebirge und des syrischen Wuestenrandes ist die Arbeit der Kaiserzeit zu suchen und auch zu finden. Noch heute gibt es manche Landschaft des Orients wie des Okzidents, fuer welche die Kaiserzeit den an sich sehr bescheidenen, aber doch vorher wie nachher nie erreichten Hoehepunkt des guten Regiments bezeichnet; und wenn einmal ein Engel des Herrn die Bilanz aufmachen sollte, ob das von Severus Antoninus beherrschte Gebiet damals oder heute mit groesserem Verstande und mit groesserer Humanitaet regiert worden ist, ob Gesittung und Voelkerglueck im allgemeinen seitdem vorwaerts- oder zurueckgegangen sind, so ist es sehr zweifelhaft, ob der Spruch zu Gunsten der Gegenwart ausfallen wuerde. Aber wenn wir finden, dass dieses also war, so fragen wir die Buecher, die uns geblieben sind, meistens umsonst, wie dieses also geworden ist. Sie geben darauf sowenig eine Antwort, wie die Ueberlieferung der frueheren Republik die gewaltige Erscheinung des Rom erklaert, welches in Alexanders Spuren die Welt unterwarf und zivilisierte. Ausfuellen laesst sich die eine Luecke sowenig wie die andere. Aber es schien des Versuches wert, einmal abzusehen sowohl von den Regentenschilderungen mit ihren bald grellen, bald blassen und nur zu oft gefaelschten Farben wie auch
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