in dem gebirgigen Innern der Insel der
Verknechtung zur Feldsklaverei entzogen wie die Numidier in Afrika
an dem Saum der Wueste, wurden nach Karalis (Cagliari) und anderen
wichtigen Punkten phoenikische Kolonien gefuehrt und die fruchtbaren
Kuestenlandschaften durch eingefuehrte libysche Ackerbauern
verwertet. In Sizilien endlich war zwar die Strasse von Messana und
die groessere oestliche Haelfte der Insel in frueher Zeit den Griechen in
die Haende gefallen; allein den Phoenikern blieben unter dem Beistand
der Karthager teils die kleineren Inseln in der Naehe, die Aegaten,
Melite, Gaulos, Kossyra, unter denen namentlich die Ansiedlung auf
Malta reich und bluehend war, teils die West- und Nordwestkueste
Siziliens, wo sie von Motye, spaeter von Lilybaeon aus die Verbindung
mit Afrika, von Panormos und Soloeis aus die mit Sardinien
unterhielten. Das Innere der Insel blieb in dem Besitz der Eingeborenen,
der Elymer, Sikaner, Sikeler. Es hatte sich in Sizilien, nachdem das
weitere Vordringen der Griechen gebrochen war, ein
verhaeltnismaessig friedlicher Zustand hergestellt, den selbst die von
den Persern veranlasste Heerfahrt der Karthager gegen ihre
griechischen Nachbarn auf der Insel (274 480) nicht auf die Dauer
unterbrach und der im ganzen fortbestand bis auf die attische
Expedition nach Sizilien (339-341 415-413). Die beiden rivalisierenden
Nationen bequemten sich, einander zu dulden, und beschraenkten sich
im wesentlichen jede auf ihr Gebiet. Alle diese Niederlassungen und
Besitzungen waren an sich wichtig genug; allein noch von weit
groesserer Bedeutung insofern, als sie die Pfeiler der karthagischen
Seeherrschaft wurden. Durch den Besitz Suedspaniens, der Balearen,
Sardiniens, des westlichen Sizilien und Melites in Verbindung mit der
Verhinderung hellenischer Kolonisierung, sowohl an der spanischen
Ostkueste als auf Korsika und in der Gegend der Syrten machten die
Herren der nordafrikanischen Kueste ihre See zu einer geschlossenen
und monopolisierten die westliche Meerenge. Nur das Tyrrhenische
und gallische Meer mussten die Phoeniker mit andern Nationen teilen.
Es war dies allenfalls zu ertragen, solange die Etrusker und die
Griechen sich hier das Gleichgewicht hielten; mit den ersteren als den
minder gefaehrlichen Nebenbuhlern trat Karthago sogar gegen die
Griechen in Buendnis. Indes als nach dem Sturz der etruskischen Macht,
den, wie es zu gehen pflegt bei derartigen Notbuendnissen, Karthago
wohl schwerlich mit aller Macht abzuwenden bestrebt gewesen war,
und nach der Vereitelung der grossen Entwuerfe des Alkibiades
Syrakus unbestritten dastand als die erste griechische Seemacht, fingen
begreiflicherweise nicht nur die Herren von Syrakus an, nach der
Herrschaft ueber Sizilien und Unteritalien und zugleich ueber das
Tyrrhenische und Adriatische Meer zu streben, sondern wurden auch
die Karthager gewaltsam in eine energischere Politik gedraengt. Das
naechste Ergebnis der langen und hartnaeckigen Kaempfe zwischen
ihnen und ihrem ebenso maechtigen als schaendlichen Gegner
Dionysios von Syrakus (348-389 406-365) war die Vernichtung oder
Schwaechung der sizilischen Mittelstaaten, die im Interesse beider
Parteien lag und die Teilung der Insel zwischen den Syrakusanern und
den Karthagern. Die bluehendsten Staedte der Insel: Selinus, Himera,
Akragas, Gela, Messana, wurden im Verlauf dieser heillosen Kaempfe
von den Karthagern von Grund aus zerstoert; nicht ungern sah
Dionysios, wie das Hellenentum hier zugrunde ging oder doch geknickt
ward, um sodann, gestuetzt auf die fremden, aus Italien, Gallien und
Spanien angeworbenen Soeldner, die veroedeten oder mit
Militaerkolonien belegten Landschaften desto sicherer zu beherrschen.
Der Friede, der nach des karthagischen Feldherrn Mago Sieg bei
Kronion 371 (383) abgeschlossen ward und den Karthagern die
griechischen Staedte Thermae (das alte Himera), Egesta, Herakleia
Minoa, Selinus und einen Teil des Gebietes von Akragas bis an den
Halykos unterwarf, galt den beiden um den Besitz der Insel ringenden
Maechten nur als vorlaeufiges Abkommen; immer von neuem
wiederholten sich beiderseits die Versuche, den Nebenbuhler ganz zu
verdraengen. Viermal - zur Zeit des aelteren Dionysios 360 (394), in
der Timoleons 410 (344), in der des Agathokles 445 (309), in der
pyrrhischen 476 (278) - waren die Karthager Herren von ganz Sizilien
bis auf Syrakus und scheiterten an dessen festen Mauern; fast ebenso
oft schienen die Syrakusaner unter tuechtigen Fuehrern, wie der aeltere
Dionysios, Agathokles und Pyrrhos waren, ihrerseits ebenso nahe daran,
die Afrikaner von der Insel zu verdraengen. Mehr und mehr aber neigte
sich das Uebergewicht auf die Seite der Karthager, von denen
regelmaessig der Angriff ausging und die, wenn sie auch nicht mit
roemischer Stetigkeit ihr Ziel verfolgten, doch mit weit groesserer
Planmaessigkeit und Energie den Angriff betrieben als die von Parteien
zerrissene und abgehetzte Griechenstadt die Verteidigung. Mit Recht
durften die Phoeniker erwarten, dass nicht immer eine Pest oder ein
fremder Condottiere die Beute ihnen entreissen wuerde; und vorlaeufig
war wenigstens zur See der Kampf schon entschieden: Pyrrhos'
Versuch, die syrakusanische Flotte wiederherzustellen, war der letzte.
Nachdem dieser gescheitert war, beherrschte die karthagische Flotte
ohne Nebenbuhler das ganze westliche Mittelmeer; und ihre Versuche,
Syrakus, Rhegion, Tarent zu besetzen, zeigten, was man vermochte und
wohin man zielte. Hand in Hand damit ging das Bestreben, den
Seehandel dieser Gegend immer mehr sowohl dem Ausland wie den
eigenen Untertanen gegenueber zu
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.