besorgten, zu spät zu kommen
und das Schiff zu versäumen. Wir ahnten nicht, welche neuen
Widerwärtigkeiten uns zunächst bevorstanden.
Skiöldebrand war so ungeduldig als wir, seinen Bestimmungsort zu
erreichen. Wir bestiegen mehrmals am Tage den Berg Notre Dame de
la Garde, von dem man weit ins Mittelmeer hinausblickt. Jedes Segel,
das am Horizont sichtbar wurde, setzte uns in Aufregung; aber
nachdem wir zwei Monate in großer Unruhe vergeblich geharrt,
ersahen wir aus den Zeitungen, daß die schwedische Fregatte, die uns
überführen sollte, in einem Sturm an den Küsten von Portugal stark
gelitten und in den Hafen von Cadiz habe einlaufen müssen, um
ausgebessert zu werden. Privatbriefe bestätigten die Nachricht, und es
war gewiß, daß der Jaramas -- so hieß die Fregatte -- vor dem Frühjahr
nicht nach Marseille kommen konnte.
Wir konnten es nicht über uns gewinnen, bis dahin in der Provence zu
bleiben. Das Land, zumal das Klima, fanden wir herrlich; aber der
Anblick des Meeres mahnte uns fortwährend an unsere zertrümmerten
Hoffnungen. Auf einem Ausflug nach Hyères und Toulon fanden wir in
letzterem Hafen die Fregatte Boudeuse, die Bougainville auf seiner
Reise um die Welt befehligt hatte. Ich hatte mich zu Paris, als ich mich
rüstete, die Expedititon des Kapitäns Baudin mitzumachen, des
besonderen Wohlwollens des berühmten Seefahrers zu erfreuen gehabt.
Nur schwer vermochte ich zu schildern, was ich beim Anblick des
Schiffes empfand, das Commerson auf die Inseln der Südsee gebracht.
Es gibt Stimmungen, in denen sich ein Schmerzgefühl in alle unsere
Empfindungen mischt.
Wir hielten immer noch am Gedanken fest, uns an die afrikanische
Küste zu begeben, und dieser zähe Entschluß wäre uns beinahe
verderblich geworden. Im Hafen von Marseille lag zur Zeit ein kleines
ragusanisches Fahrzeug, bereit nach Tunis unter Segel zu gehen. Dies
schien uns eine günstige Gelegenheit; wir kamen ja auf diese Weise in
die Nähe von Egypten und Syrien. Wir wurden mit dem Kapitän wegen
der Ueberfahrtspreises einig; am folgenden Tage sollten wir unter Segel
gehen, aber die Abreise verzögerte sich glücklicherweise durch einen
an sich ganz unbedeutenden Umstand. Das Vieh, das uns als Proviant
auf der Ueberfahrt dienen sollte, war in der großen Kajüte
untergebracht. Wir verlangten, daß zur Bequemlichkeit der Reisenden
und zur sicheren Unterbringung unserer Instrumente das Notwendigste
vorgekehrt werde. Allermittelst erfuhr man in Marseille, daß die
tunesische Regierung die in der Berberei niedergelassenen Franzosen
verfolge, und daß alle aus französischen Häfen ankommenden Personen
ins Gefängnis geworfen würden. Durch diese Kunde entgingen wir
einer großen Gefahr; wir mußten die Ausführung unserer Pläne
verschieben und entschlossen uns, den Winter in Spanien zuzubringen,
in der Hoffnung, uns im nächsten Frühjahr, wenn anders die politischen
Zustände im Orient es gestatteten, in Cartagena oder in Cadiz
einschiffen zu können.
Wir reisten durch Katalonien und das Königreich Valencia nach
Madrid. Wir besuchten auf dem Wege die Trümmer Tarragonas und
des alten Sagunt, machten von Barcelona aus einen Ausflug auf den
Montserrat, dessen hoch aufragende Gipfel von Einsiedlern bewohnt
sind, und der durch die Contraste eines kräftigen Pflanzenwuchses und
nackter, öder Felsmassen ein eigenthümliches Landschaftsbild bietet.
Ich fand Gelegenheit, durch astronomische Rechnung die Lage
mehrerer für die Geographie Spaniens wichtiger Punkte zu bestimmen;
ich maß mittels des Barometers die Höhe des Centralplateaus und
stellte einige Beobachtungen über die Inclination der Magnetnadel und
die Intensität der magnetischen Kraft an. Die Ergebnisse dieser
Beobachtungen sind die sich erschienen, und ich verbreite mich hier
nicht weiter über die Naturbeschaffenheit eines Landes, in dem ich
mich nur ein halbes Jahr aufhielt, und das in neuerer Zeit von so vielen
unterrichteten Männern bereist worden ist.
Zu Madrid angelangt, fand ich bald Ursache, mir Glück dazu zu
wünschen, daß wir uns entschlossen, die Halbinsel zu besuchen. Der
Baron Forell, sächsischer Gesandter am spanischen Hofe, kam mir auf
eine Weise entgegen, die meinen Zwecken sehr förderlich wurde. Er
verband mit ausgebreiteten mineralogischen Kenntnissen das regste
Interesse für Unternehmungen zur Förderung der Wissenschaft. Er
bedeutete mir, daß ich unter der Verwaltung eines aufgeklärten
Ministers, des Ritters Don Mariano Luis de Urquijo, Aussicht habe, auf
meine Kosten im Inneren des spanischen Amerika reisen zu dürfen.
Nach all den Widerwärtigkeiten, die ich erfahren, besann ich mich
keinen Augenblick, diesen Gedanken zu ergreifen.
Im März 1799 wurde ich dem Hofe von Aranjuez vorgestellt. Der
König nahm mich äußerst wohlwollend auf. Ich entwickelte die Gründe,
die mich bewogen, eine Reise in den neuen Kontinent und auf die
Philippinen zu unternehmen, und reichte dem Staatssecretär eine darauf
bezügliche Denkschrift ein. Der Ritter d'Urquijo unterstützte mein
Gesuch und räumte alle Schwierigkeiten aus dem Wege. Der Minister
handelte hierbei desto großmüthiger, da ich in gar keiner persönlichen
Beziehung zu ihn stand. Der Eifer, mit dem er fortwährend meine
Absichten unterstützte, hatte keinen anderen Beweggrund als seine
Liebe zu den Wissenschaften. Es wird mir zu angenehmen Pflicht, in
diesem Werke der Dienste, die er mir erwiesen, dankbar zu gedenken.
Ich erhielt zwei Pässe, den
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