Vorschlag an, aber unter der ausdrücklichen Bedingung, daß ich bei der
Rückkehr nach Alexandrien allein durch Syrien und Palästina weiter
reisen dürfte. Sofort richtete ich meine Studien nach dem neuen Plane
ein, was mir später zu gute kam, als es sich davon handelte, die rohen
Denkmale der Mexicaner mit denen der Völker der Alten Welt zu
vergleichen. Ich hatte die nahe Aussicht, mich nach Egypten
einzuschiffen, da nöthigten mich die eingetretenen politischen
Verhältnisse, eine Reise aufzugeben, die mir so großen Genuß
versprach. Im Orient standen die Dinge so, daß ein einzelner Reisender
gar keine Aussicht hatte, dort Studien machen zu können, welche selbst
in den ruhigsten Zeiten von den Regierungen mit mißtrauischen Augen
angesehen werden.
Zur selben Zeit war in Frankreich eine Entdeckungsreise in die Südsee
unter dem Befehl des Kapitäns Baudin im Werk. Der ursprüngliche
Plan war großartig, kühn und hätte verdient, unter umsichtiger Leitung
ausgeführt zu werden. Man wollte die spanischen Besitzungen in
Südamerika von der Mündung des Rio de la Plata bis zum Königreich
Quito und der Landenge von Panama besuchen. Die zwei Corvetten
sollten sofort über die Inselwelt des Stillen Meeres nach Neuholland
gelangen, die Küsten desselben von Vandiemensland bis Nuytsland
untersuchen, bei Madagaskar anlegen und über das Kap der guten
Hoffnung zurückkehren. Ich war nach Paris gekommen, als man sich
eben zu dieser Reise zu rüsten begann. Der Charakter des Kapitäns
Baudin war eben nicht geeignet, mir Vertrauen einzuflößen; der Mann
hatte meinen Freund, den jungen Botaniker van der Schott, nach
Brasilien gebracht, und der Wiener Hof war dabei schlecht mit ihm
zufrieden gewesen; da ich aber mit eigenen Mitteln nie eine so weite
Reise unternehmen und ein so schönes Stück der Welt hätte kennen
lernen können, so entschloß ich mich, auf gutes Glück die Expedition
mitzumachen. Ich erhielt Erlaubniß, mich mit meinen Instrumenten auf
einer der Corvetten, die nach der Südsee gehen sollten, einzuschiffen,
und machte nur zur Bedingung, daß ich mich von Kapitän Baudin
trennen dürfte, wo und wann es mir beliebte. Michaux, der bereits
Persien und einen Teil von Nordamerika besucht hatte, und Bonpland,
dem ich mich anschloß, und der mir seitdem aufs innigste befreundet
geblieben, sollten die Reise als Naturforscher mitmachen.
Ich hatte mich einige Monate lang darauf gefreut, an einer so großen
und ehrenvollen Unternehmung Theil nehmen zu dürfen, da brach der
Krieg in Deutschland und Italien von neuen aus, so daß die
französische Regierung die Geldmittel, die sie zu der Entdeckungsreise
angewiesen, zurückzog und dieselbe auf unbestimmte Zeit verschob.
Mit Kummer sah ich alle meine Aussichten vernichtet, ein einziger Tag
hatte dem Plane, den ich für mehrere Lebensjahre entworfen, ein Ende
gemacht; da beschloß ich nur so bald als möglich, wie es auch sey, von
Europa wegzukommen, irgend etwas zu unternehmen, das meinen
Unmuth zerstreuen könnte.
Ich wurde mit einen schwedischen Konsul, Skiöldebrand, bekannt, der
dem Dey von Algier Geschenke von seiten seines Hofes zu überbringen
hatte und durch Paris kam, um sich in Marseille einzuschiffen. Dieser
achtenswerthe Mann war lange auf der afrikanischen Küste angestellt
gewesen, und da er bei der algerischen Regierung gut angeschrieben
war, konnte er für mich auswirken, daß ich den Theil der Atlaskette
bereisen durfte, auf den sich die bedeutenden Untersuchungen
Desfontaines nicht erstreckt hatten. Er schickte jedes Jahr ein Fahrzeug
nach Tunis, auf dem die Pilger nach Mekka gingen, und er versprach
mir, mich auf diesem Wege nach Egypten zu befördern. Ich besann
mich keinen Augenblick, eine so gute Gelegenheit zu benutzen, und ich
meinte nunmehr den Plan, den ich vor meiner Reise nach Frankreich
entworfen, sofort ausführen zu können. Bis jetzt hatte kein Mineralog
die hohe Bergkette untersucht, die in Marokko bis zur Grenze des
ewigen Schnees aufsteigt. Ich konnte darauf rechnen, daß ich, nachdem
ich in den Alpenstrichen der Berberei einiges für die Wissenschaft
gethan, in Egypten bei den bedeutenden Gelehrten, die seit einigen
Monaten zum Institut von Cairo zusammengetreten waren, dasselbe
Entgegenkommen fand, das mir in Paris in so reichem Maße zu Theil
geworden. Ich ergänzte rasch meine Sammlung von Instrumenten und
verschaffte mir die Werke über die zu bereisenden Länder. Ich nahm
Abschied von meinem Bruder, der durch Rath und Beispiel meine
Geistesrichtung hatte bestimmen helfen. Er billigte die Beweggründe
meines Entschlusses, Europa zu verlassen; eine geheime Stimme sagte
uns, daß wir uns wieder sehen würden. Diese Hoffnung hat uns nicht
betrogen, und sie linderte den Schmerz einer langen Trennung. Ich
verließ Paris mit den Entschluß, mich nach Algier und Egypten
einzuschiffen, und wie nun einmal der Zufall in allen Menschenleben
regiert, ich sah bei der Rückkehr vom Amazonenstrom und aus Peru
meinen Bruder wieder, ohne das Festland von Afrika betreten zu haben.
Die schwedische Fregatte, welche Skiöldebrand nach Algier überführen
sollte, wurde zu Marseille in den letzten Tagen Oktobers erwartet.
Bonpland und ich begaben uns um diese Zeit dahin, und eilten um so
mehr, da wir während der Reise immer
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