zum Haupteingange; eine Inschrift auf
einer darüber angebrachten Marmorplatte belehrte uns, daß Lady Sarah
diese Art von Triumphbogen ihrem verstorbenen Gemahl zu Ehren
erbaute. Der Türhüter empfing uns mit einer wahrscheinlich für diesen
Zweck ein für allemal auswendig gelernten Anrede, ging ganz ernsthaft
etwa fünfzig Schritte neben dem Wagen her, dann ließ er ihn halten.
"Dies ist die erste Aussicht", rief er uns zu; "da drüben sehen Sie ein
Wasser mit einer schönen geraden Brücke; daneben rechts steht ein
hoher Obelisk, des Herzogs taten, die Schlachten, die er schlug und
gewann, sind daran zu lesen; seine Statue steht auf der Spitze des
Obelisks und ist zehn Fuß hoch, so klein sie auch von hier aus
erscheint." So ging es eine feine Weile; uns ward langweilig zu Mute:
denn alles, was wir später in der Nähe sehen sollten, ward hier von
weitem gezeigt, ohne daß man uns Zeit gelassen hätte, der wirklich
mannigfaltigen und lieblichen Aussicht uns zu erfreuen. Dennoch war
es unmöglich, dem Strome dieser eingeübten Rede Einhalt zu tun.
Endlich waren wir an dem Orte, wo der lästige Redner, nach der
hergebrachten Regel dieses Hauses, von uns scheiden mußte. Er
übergab uns einem Förster, der uns zu Pferde begleitet, legte uns noch
zum Beschluß, trotz der herzöglichen Livree, die er trug, den endlichen
Zweck aller seiner Redekunst, besonders an's Herz und schied,
nachdem er ihn erreicht hatte. Sein Nachfolger war zum Glück weniger
beredt; bescheidentlich ritt er neben uns her und sprach nur, wo es
notwendig war.
Der Park ist einer der schönsten in England. Sanfte Anhöhen, liebliche
Täler in freundlicher Abwechslung, bedeckt mit dem schönsten Grase,
werden von vielen hundert Rehen und Damhirschen belebt. Mehrere
schöne steinerne Brücken führen über einen Kanal, welchem man sehr
täuschend das Ansehen eines sanft sich hinwindenden Stroms zu geben
wußte. Einige zerstreut liegende Tempel und andere Gebäude, der
Obelisk mit der Statue des großen Marlborough und unzählige alte
herrliche Bäume gaben ihm einen unbeschreiblichen Reiz. Überall sind
mannigfaltige Aussichten auf das Schloß, das Wasser, die Brücken, die
Gebäude mit Auswahl und bescheiden sich verhüllter Kunst veranlaßt.
Nachdem wir alles gehörig bewundert und uns auch mit dem Förster
abgefunden hatten, übergab uns dieser dem Gärtner, welcher uns in den
das Schloß in der Nähe umgebenden, zum Spazierengehen bestimmten
Anlagen herumführte. Auch diese sind sehr reizend und lieblich, aber
bei weitem nicht so prächtig als die von Stowe. Ihre zierliche
Einfachheit muß zwar gefallen, doch dünkte uns, sie würde sich besser
zu jenem kleineren, in prunkloserem Stil erbauten Schlosse schicken,
und dagegen die mit so viel Reichtum ausgestatteten Gärten von Stowe
zum Prachtpalaste von Blenheim. Eine wasserreiche, immer laufende
Kaskade, ein lieblicher Weg um einen kleinen See herum und viele
vorzüglich große, schöne Bäume bilden hier die schönsten Partien.
Als wir des nachmittags hingingen, das Schloss zu sehen, wurden wir
am Eingange des zweiten Hofes von einer alten Frau empfangen, die
wir anfangs für die Haushälterin hielten, welche uns, wie das in
England gebräuchlich ist, die Zimmer zeigen sollte. Sie machte, wie
alle Engländerinnen der unteren Klasse, einen kleinen wunderlichen
Knicks bei jedem Worte, das wir zu ihr sprachen, und führte uns mit
großer Redseligkeit bis an das Schloß. Hier nahm sie wieder mit
unzähligen Knicksen Abschied und belehrte uns, ihr Amt wäre, die
hohen Herrschaften (the Quality nannte sie es) mit gebührendem
Respekt zu empfangen und dahin zu sehen, daß sie, wie es sich gehöre,
über den Hof begleitet würden. Wir gaben ihr lachen ein paar Schilling
und das Zeugnis, daß sie ihrem Amte trefflich vorstehe, und so
schieden wir mit wechselseitiger Zufriedenheit voneinander.
Das Schloß ist ein durch seine Größe imponierendes Gebäude; übrigens
schwer, bunt, kraus, mit einer Unzahl von Säulen, Vasen, Treppen,
Geländern und Türmen verziert oder verunziert.
Die große Halle, in welche man zuerst im Schlosse tritt, ist sehr hoch,
sehr groß und, wie die in Stowe, ebenfalls von oben erleuchtet. Sie hat
einen schön gemalten Plafond, den marmorne Säulen unterstützen,
schöne, zum Teil antike Statuen stehen ringsumher. Die übrigen
Zimmer sind von altmodischer Pracht, alles solid und köstlich, wie man
es an diesem Orte erwarten muß. Französische Hautelisse-Tapeten
schmücken mehrere Säle, alle stellen des großen Herzogs Siege vor,
sind aber leider sehr verblichen.
Die Gemäldesammlung ist sehr groß; eine Magdalena von Tizian und
eine heilige Familie von Leonardo da Vinci, zwei Marattis, Bettelbuben
vorstellend, einige Porträts von van Dyck sind uns bei dem schnellen
Durchfliegen noch einigermaßen im Gedächtnisse geblieben; Raffaele
zeigte man uns wenigstens ein halb Dutzend, von denen dieser große
Meister selbst wahrscheinlich nie einen sah. Treffliche Niederländer
sind hier, verschiedene Gemälde von Rubens, Bauernstuben voll Leben
und Wahrheit von Ostade, Steen und anderen. Gewaltsam mußten wir
uns von diesen, in engen Banden gehaltenen Schätzen wegwenden. Ein
großes Gemälde von Sir Joshua Reynolds, den jetzigen Herzog und
seine Familie vorstellend, hängt auch hier; aber die Nachbarschaft
sowohl als das Kostüm
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