Quer Durch Borneo, Zweiter Teil | Page 8

A. W. Nieuwenhuis
am jenseitigen Ufer davon benachrichtigen, dass sie sich für die Abreise am folgenden Morgen vorbereiten sollten. Inzwischen nahm der "Lawu" die Kohlen ein, die der "_Sri Mahakam_" hier für ihn deponiert hatte.
Einen schmerzlichen Augenblick verursachte mir der Abschied von Hadji Umar, der von Samarinda aus mit uns wieder aufw?rts gereist war und nun in Udju Tepu zurückbleiben wollte. Seit unserer Reise zur Küste hatte Umar sich stets geweigert, Chinin einzunehmen, viel leicht in der Hoffnung, an der Küste bessere Arzneien zu finden. In Samarinda war er mit einigen anderen Malaien zu einem Bekannten gezogen und hatte sich sogleich chinesische Medizinen besorgt. Wenige Tage darauf rief man mich zu ihm, weil es ihm nach Gebrauch dieser Arzneien immer schlechter gegangen war und sie eine heftige Diarrhoe verursacht hatten. Der bereits sehr geschw?chten Kr?fte des Patienten wegen konnte ich die Diarrhoe nicht vollst?ndig kurieren und bald darauf litt er auch am Magen und an der Mundschleimhaut, so dass es mit dem Essen schlimmer als je stand. Umar merkte selbst die st?ndige Zunahme seiner Schw?che und wünschte daher in Udju Tepu zurückzubleiben, wo er einige Wochen sp?ter, am 10. Juli, starb. Seine Frauen und Kinder und die Malaien, die mit ihm gezogen waren, ausser Delahit und Umar, die ich in meinen festen Dienst genommen hatte, blieben beim Kranken zurück. In diesem intelligenten, einflussreichen Manne, der den Charakter der Bahau-H?uptlinge und deren Beziehungen zu einander vollkommen kannte, verloren wir eine grosse Stütze am Mahakam.
Obgleich ich Kwing Irang durch Demmeni hatte benachrichtigen lassen, waren die Bahau, wie ich bereits gefürchtet hatte, zur pl?tzlichen Abreise am folgenden Morgen nicht vorbereitet. Der eine hatte noch etwas einzukaufen, der andere von einem H?ndler noch Geld oder Waren zu empfangen u.s.w. Ich erkl?rte aber, in keinem Fall warten zu wollen, da das Wasser st?ndig fiel und das grosse Boot, dessen Tiefgang 6 Fuss betrug, bei zu niedrigem Wasserstande nicht fahren konnte.
Der nerv?se Njok Lea hatte das lange Warten in Udju Tepu nicht ertragen k?nnen und war bereits fünf Tage nach unserer Abreise nach Samarinda mit vier Mann Begleitung in einem Boote wieder aufw?rts gefahren. Bo Ului und seine Leute waren darüber sehr beunruhigt; sie fürchteten, Njok k?nnte sich aus Verzweiflung über den Tod seiner beiden Reisegenossen das Leben nehmen, und zeigten sich daher zur Weiterreise mit uns am folgenden Tage sogleich bereit. Dank Demmenis Vorbereitungen in dem eine halbe Stunde h?her gelegenen Ana konnte bei unserer Ankunft mit dem Dampfer sogleich mit dem Laden begonnen werden.
Als wir abends in aller Ruhe auf dem Verdeck unser Mahl einnahmen, entstand im Dorfe pl?tzlich grosse Aufregung; die Bewohner riefen einander an, ein besonders laut dr?hnender Gong ert?nte mit vielen anderen, ab und zu knallte ein Gewehrschuss, und schliesslich wurden an langen Bambussen brennende Bündel umhergetragen und hin- und hergeschwungen. Die Ursache dieser Unruhe wurde uns erst klar, als wir einige Leute auf den Vollmond weisen sahen, der sich bereits teilweise verfinstert hatte. Unser Kalender, den wir sogleich befragten, verzeichnete eine totale Mondfinsternis für diesen Tag; auf eine baldige Beruhigung der Eingeborenen war daher nicht zu rechnen. Auch der Stamm der Tundjung, der nicht am Flusse selbst, sondern weiter landeinw?rts wohnte, war durch diese Naturerscheinung heftig erregt worden: sobald in Ana einen Augenblick Ruhe eintrat, drangen die Schl?ge der Gonge und Trommeln von den Hügeln her zu uns.
Die verschiedenen Mondphasen sehen die Bahau als verschiedene Wesen, Geister, an, die am Himmel Zuflucht suchten. Die Flecken auf dem Vollmonde sollen in der Zeit entstanden sein, wo diese Geister noch als Menschen nach Bahausitte mit vielen anderen in einem Hause zusammen lebten. Der Mond war damals ein aussergew?hnlich sch?nes M?dchen, das den Neid ihrer Gef?hrtinnen in so hohem Masse erregte, dass ihr eine derselben beim Füttern der Schweine den heissen Brei des Schweinefutters übers Gesicht goss, wodurch dieses vollst?ndig verbrannt wurde. Die Flecken auf dem Monde bedeuten daher Brandnarben.
Glücklicherweise schien der Mond wieder hell, bevor wir uns niederlegten- die Dorfbewohner beruhigten sich, und wir suchten im Schlaf für den folgenden Morgen frische Kr?fte zu sammeln. Der Tag begann für uns früh, weil ich in Anbetracht des forw?hrend fallenden Wassers unsere Abreise beschleunigen wollte. Um 6 Uhr war jeder bereits mit dem Einladen des Gep?cks besch?ftigt und schon vor 7 befanden wir uns nach Udju Tepu unterwegs, um die Bahau von dort abzuholen. Ausser vier B?ten der Long-Glat waren nur drei B?te der Kajan soweit fertig, dass wir sie sogleich aufw?rts bugsieren konnten. Kwing Irang wollte die Zurückbleibenden nicht im Stiche lassen und versprach, so schnell als m?glich nachzukommen; ich sollte ihn an dem h?chsten Punkte, bis zu dem der Dampfer uns bringen konnte, erwarten.
Im Augenblick der Abfahrt von Ana trafen noch drei andere B?te der Kajan ein, die wir auch aufw?rts bugsieren sollten, so dass ich jetzt zwei eigene B?te und zehn der Bahau mitzunehmen hatte. Dies erschwerte die Aufgabe des Steuermanns um ein betr?chliches,
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