Quer Durch Borneo, Zweiter Teil | Page 7

A. W. Nieuwenhuis
die Plantagen, die Seine Hoheit seit dem Beginn seiner Regierung angelegt hatte. Nachdem wir mit dem Sultan noch eine Tasse Thee getrunken hatten, suchten wir in unseren langen B?ten unser Nachtquartier auf, da auf dem Dampfer keine Passagierkabinen vorhanden waren.
Am anderen Morgen ging die Reise weiter. Wir fuhren 4 Tage lang den Mahakam aufw?rts, der bis dicht vor Udju Tepu durch sehr flaches, wenig über den Wasserspiegel emporragendes Land str?mt, das bei Hochwasser überschwemmt wird. Die H?user der malaiischen D?rfer sind auf dieser Strecke daher entweder auf Pf?hlen l?ngs des Ufers gebaut, oder sie stehen auf Fl?ssen, die mittelst Rotangkabeln am Uferwall befestigt sind und mit dem Wasser steigen und fallen. Das Gleiche geschieht mit den zum Ufer führenden Holzstegen, die meistens aus grossen Baumst?mmen bestehen, die der Fluss von oben heruntergeschwemmt hat. Die im Gebirge des Binnenlandes herrschen den Regen bewirken n?mlich nicht nur ein Steigen des Wassers, sondern schaffen auch die vor Alter oder bei der Anlage von Reisfeldern ins Wasser stürzenden B?ume in den Hauptfluss und von dort zur Mündung. Bei Hochwasser sieht man den Fluss daher stets ausser Massen von Schlamm eine Menge Bl?tter, ?ste und St?mme verschiedenster Gr?sse abw?rts führen. Viele dieser B?ume haben Jahre gebraucht, um den Hauptstrom und tiefes Wasser zu erreichen, und erscheinen durch das Anprallen an Felsen aller ?ste beraubt und von aussen oft v?llig verfault. Andere dagegen sehen noch sehr frisch aus und besitzen noch eine grosse Triebkraft. Die oben am Fluss wohnenden Dajak, die nur auf festem Land bauen, lassen diese Waldriesen vorüber treiben, und diese werden von den Malaien weiter unten bei Hochwasser aufgefangen. Wer einen solchen Stamm zuerst in Besitz nimmt, wird dessen Eigentümer und darf ihn entweder selbst verwenden oder verkaufen. Die meisten werden zur Herstellung von Fl?ssen gebraucht, indem man sie aneinanderlegt und durch Querbalken verbindet. Auf den Fl?ssen wiederum werden H?user und Badehütten gebaut oder dienen sie zum Transport von Rotang. Die Gelegenheit, solcher St?mme habhaft zu werden, ist flussaufw?rts natürlich am günstigsten, daher werden sie sowohl am Kapuri als am Mahakam von Malaien, die zur Küste reisen wollen, an den Oberl?ufen gesammelt.
Einmal sah ich Malaien und Buginesen, die sich zu Handelszwecken bei den Bahau aufhielten, die angeschwemmten St?mme billig aufkaufen, aus ihnen Fl?sse und auf diesen H?user bauen und mit ihnen nach beendeten Gesch?ften den Mahakam hinunter bis in das malaiische Gebiet fahren, wo sie entweder selbst in den H?usern weiter wohnten oder diese verkauften.
Die verschiedenen malaiischen D?rfer, an denen wir vorüberfuhren, wie Kota Bangun, Muara Pau und Melak tragen alle den gleichen Charakter; sie bestehen aus zwei Reihen H?user, die eine auf dem Ufer, die andere auf Fl?ssen erbaut, beide getrennt durch einen schmalen, hart am Wasser verlaufenden Uferweg. Die schwimmenden H?user werden je von einer Familie bewohnt und sind bei weitem nicht alle, durch Bretterstege miteinander verbunden, was übrigens auch nicht notwendig ist, da die Bewohner sich, wie alle Malaien, gern in B?ten bewegen. Weitaus die meisten leben von Buschprodukten, die sie selbst sammeln oder mit denen sie Handel treiben, und von Fischfang. Ger?ucherte Fische bilden besonders in den Gegenden, in denen sich zu beiden Uferseiten des Mahakam zahlreiche Seen befinden, einen wichtigen Handelsartikel. Da diese Seen n?mlich sehr fischreich und nicht tief sind, l?sst sich in ihnen bei niedrigem Wasserstande in kurzer Zeit eine grosse Menge Fische fangen. Der Sultan von Kutei, ein grosser Liebhaber der Fischerei, begiebt sich j?hrlich zu bestimmten Zeiten an diese Seen.
Der Mahakam ist in diesem Teil seines Laufes 400-800 m breit und macht, besonders wenn man aus dem Innern kommt, wo keine Ebenen existieren, seiner sehr flachen, morastigen Ufer wegen einen imposanten Eindruck. Am dritten Tag passierten wir eine Gegend, in der keine W?lder zu sehen waren, sondern viele über eine grosse Fl?che zerstreute, verkohlte St?mme von einem in nicht allzu ferner Zeit staugefundenen, ausgedehnten Waldbrand zeugten. Dieser hatte in der Tat w?hrend einer grossen Dürre im Anfang der achtziger Jahre hier geherrscht, und seit der Zeit war auf diesen Ebenen nur Gestrüpp gewachsen.
Weiter oben liegt Melak, der Lieblingsaufenthalt des früheren Sultans und zugleich die h?chste Niederlassung am Mahakam, die er noch betreten durfte. Sie liegt n?mlich am Fusse eines 150 m hohen Berges, des Gunung Sindawar, der einer überlieferung zufolge das Gebiet des Sultans begrenzt und von diesem und seinem Geschlechte nicht überschritten werden darf. Nach der überlieferung stieg der erste Vorfahr des Sultans mit seinen zwei Brüdern vom Himmel auf die Erde herab. Sie teilten das Land am Mahakam in drei Teile, mit der Bestimmung, dass weder sie noch ihre Nachkommen die Grenzen der anderen überschreiten durften. Der Sultan und diejenigen seiner S?hne, die auf die Nachfolgerschaft Aussicht haben, halten noch heute an dieser überlieferung fest.
Am 21. Juni erreichten wir um die Mittagszeit Udju Tepu, wo ich mit den bandjaresischen Kaufleuten sogleich meine Gesch?fte abwickelte; auch liess ich Kwing Irang und seine Bahau
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