Reisevorbereitungen brachte ich zu einem schnellen Abschluss und wartete dann nur noch auf die Ankunft des Dampfers. Der Einkauf von Steinkohlen führte mich dazu, einer Aufforderung des Direktors _Hulshoff-Pol_ nachzukommen und die Steinkohlenminen in Batu Panggal, zwischen Samarinda und Tengaron, zu besuchen. Der Direktor liess mich eines Morgens mit einer Dampfbarkasse aus Samarinda abholen, und als ich 1 1/2 Stunden darauf in Batu Panggal ausstieg, lag dort gerade ein grosser Dampfer an der Reede, der abends zuvor vom Meere aus an Samarinda vorübergefahren war und den niemand dort kannte. Zu meiner grossen überraschung h?rte ich, dass das Schiff die "Siboga" sei, mit der Professor Max Weber, dessen Gattin Anna Weber van Bosse und einige andere Gelehrten eine Tiefseeforschung in der ?stlichen H?lfte des malaiischen Archipels unternahmen. Obgleich wir uns pers?nlich nicht kannten, hatten wir doch von einander geh?rt, so dass ich die Teilnehmer der Expedition gern kennen lernen wollte und mich beeilte, sie von meiner Anwesenheit zu unterrichten. Leider musste die Siboga, um den günstigen Wasserstand an der Mahakammündung zu benützen, bereits eine halbe Stunde darauf die Anker lichten, doch behielt ich diese, wenn auch kurze Begegnung mit gebildeten, sympathischen Menschen in angenehmer Erinnerung.
Zur grossen Freude unserer Bahau beschloss ich, am 17. Juni abzureisen; sie hatten alles Interessante in Samarinda bereits gesehen, und da sie bald nichts mehr besassen, um sich Leckereien, wie ged?rrte Fische, Süssigkeiten und Früchte zu kaufen, begannen sie sich zu langweilen. Sie verlangten nur noch nach einer einzigen Sehenswürdigkeit, nach europ?ischen Damen in europ?ischer Kleidung, mit den für sie so seltsamen dünnen Taillen, von denen sie durch Landsleute, die bereits in einer Küstenstadt gewesen waren, geh?rt hatten. Europ?erinnen in der losen, indischen Morgenkleidung, sarong und kabaja, hatten sie bereits gesehen, aber das Merkwürdigste war ihnen noch vorbehalten. Es traf sich gut, dass die samarindasche Damenwelt ihrerseits darauf aus war, meine wilden Dajak Kriegst?nze aufführen zu sehen. In dem Hotel, in dem Demmeni und Bier wohnten, hatte mein Geleite zwar schon vor den Herren getanzt, um nun aber die Damen und meine Bahau gleichzeitig zufrieden zu stellen, hielt ich es für das beste, diese in der grossen viereckigen Galerie des Herrn van Assen eine Extravorstellung für die weiblichen Zuschauer geben zu lassen. Am Vorabend unserer Abreise wurden die beiden interessierten Parteien denn auch wirklich eingeladen und fanden alle Musse, sich teils von Stühlen, teils vom Fussboden aus zu betrachten. Meine Dajak hatten zum Glück ihre sch?nen Schwerter und Blasrohre bei sich, Schilde und Kriegsmützen lieh ich ihnen, und so wetteiferten sie denn der Reihe nach im Tanze. Einige verstanden den Tanz überhaupt nicht oder waren so ungewandt, dass sie sich in unserer Gegenwart zu tanzen sch?mten; andere dagegen wollten mit ihrer Kunst gern vor uns gl?nzen, ausserdem wurden sie dadurch angefeuert, dass Kajan und Long-Glat, die einander in nichts nachstehen wollen, gegen einander aufzukommen hatten. Dass zuletzt sogar der alte Bo Ului zum Tanze aufgemuntert wurde, obgleich Greise für gew?hnlich nicht mithalten, bewies mir die gute Laune meiner Bahau und den animierenden Einfluss, den die Gegenwart der europ?ischen Damen auf sie ausübte. Die Zuschauerinnen, die derartige Kriegst?nze noch nie hatten aufführen sehen, folgten der Vorstellung mit Spannung und Bewunderung, so dass unser Aufenthalt in Samarinda ein für alle Teile angenehmes Ende nahm.
Der "_Lawu_" war bereits mittags angelangt und zur Aufnahme von Kohlen zur Mine weitergefahren. Da unsere B?te, um gut bugsiert werden zu k?nnen, nur wenig belastet werden durften, wurde der Dampfer, nachdem er abends zurückgekehrt war, mit dem gr?ssten und schwersten Teil unseres Gep?ckes, haupts?chlich mit Blechkisten mit Salz, Petroleum und ?l, S?cken mit Kartoffeln, Zwiebeln, getrockneten Fischen und Kisten mit gesalzenen Eiern beladen. Trotzdem stellte sich, als wir am folgenden Morgen unsere Reise antreten wollten, die Schwierigkeit ein, dass, sobald der Dampfer st?rker anzog, die B?te, besonders die nur wenig über Wasser hervorragenden der Bahau, welche in Schlepptau genommen waren, mit der Spitze leicht Wasser sch?pften und bei Biegungen umzuschlagen drohten. Von vorn herein musste daher mit halbem Dampf gefahren werden und wir gelangten an diesem Tage nur bis Tengaron, wo wir Halt machten, da ich mich noch vom Sultan endgültig verabschieden und auf dem Markt einige Tauschartikel, haupts?chlich langes, weisses Ziegenhaar, das in Samarinda nicht in genügender Menge vorhanden gewesen war, einkaufen wollte. Gegen Abend liessen Bier und ich uns beim Sultan melden, der uns sehr liebenswürdig empfing und in seinem Palast herumführte. Sehr stolz war er auf die elektrische Beleuchtung, die überall angebracht worden war und für die einige Japaner zu sorgen hatten.
Der malaiische Diplomat vermochte diesmal doch nicht g?nzlich über meine politische T?tigkeit unter den Bahaust?mmen; die ihn natürlich sehr nahe anging, zu schweigen. Als wir unwillkürlich über das Binnenland zu reden anfingen, bemerkte er, dass wir beide miteinander dort um den gr?ssten Einfluss wetteiferten. Ich hielt aber ein n?heres Eingehen auf diesen Gegenstand nicht für geraten und brachte das Gespr?ch auf
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