Offizier. Da kommt des Prinzen, unsers Führers, Durchlaucht!
Zweiter Auftritt
Der Prinz von Homburg, mit einem schwarzen Band um die linke Hand.
Die Vorigen.
Obrist Kottwitz. Sei mir gegrüßt, mein junger edler Prinz! Schau her,
wie, während du im Dörfchen warst, Die Reuter ich im Talweg
aufgestellt: Ich denk du wirst mit mir zufrieden sein!
Der Prinz von Homburg. Guten Morgen, Kottwitz!--Guten Morgen,
Freunde! --Du weißt, ich lobe alles, was du tust.
Hohenzollern. Was machtest, Arthur, in dem Dörfchen du? --Du
scheinst so ernst!
Der Prinz von Homburg. Ich--war in der Kapelle, Die aus des
Dörfchens stillen Büschen blinkte. Man läutete, da wir vorüberzogen,
Zur Andacht eben ein, da trieb michs an, Am Altar auch mich betend
hinzuwerfen.
Obrist Kottwitz. Ein frommer junger Herr, das muß ich sagen! Das
Werk, glaubt mir, das mit Gebet beginnt, Das wird mit Heil und Ruhm
und Sieg sich krönen!
Der Prinz von Homburg. Was ich dir sagen wollte, Heinrich--
(Er führt den Grafen ein wenig vor.)
Was wars schon, was der Dörfling, mich betreffend, Bei der Parol' hat
gestern vorgebracht?
Hohenzollern. --Du warst zerstreut. Ich hab es wohl gesehn.
Der Prinz von Homburg. Zerstreut--geteilt; ich weiß nicht, was mir
fehlte, Diktieren in die Feder macht mich irr.--
Hohenzollern. --Zum Glück nicht diesmal eben viel für dich. Der
Truchß und Hennings, die das Fußvolk führen, Die sind zum Angriff
auf den Feind bestimmt, Und dir ist aufgegeben, hier zu halten Im Tal,
schlagfertig mit der Reuterei, Bis man zum Angriff den Befehl dir
schickt.
Der Prinz von Homburg (nach einer Pause, in der er vor sich
niedergeträumt). --Ein wunderlicher Vorfall!
Hohenzollern. Welcher, Lieber?
(Er sieht ihn an.--Ein Kanonenschuß fällt.)
Obrist Kottwitz. Holla, ihr Herrn, holla! Sitzt auf! sitzt auf! Das ist der
Hennings und die Schlacht beginnt!
(Sie besteigen sämtlich einen Hügel.)
Der Prinz von Homburg. Wer ist es? Was?
Hohenzollern. Der Obrist Hennings, Arthur, Der sich in Wrangels
Rücken hat geschlichen! Komm nur, dort kannst du alles überschaun.
Golz (auf dem Hügel). Seht, wie er furchtbar sich am Rhyn entfaltet!
Der Prinz von Homburg (hält sich die Hand vors Auge). --Der
Hennings dort auf unserm rechten Flügel?
Erster Offizier. Ja, mein erlauchter Prinz.
Der Prinz von Homburg. Was auch, zum Henker! Der stand ja gestern
auf des Heeres Linken.
(Kanonenschüsse in der Ferne.)
Obrist Kottwitz. Blitzelement! Seht, aus zwölf Feuerschlünden Wirkt
jetzt der Wrangel auf den Hennings los!
Erster Offizier. Das nenn ich Schanzen das, die schwedischen!
Zweiter Offizier. Bei Gott, getürmt bis an die Kirchsturmspitze, Des
Dorfs, das hinter ihrem Rücken liege!
(Schüsse in der Nähe.)
Golz. Das ist der Truchß!
Der Prinz von Homburg. Der Truchß?
Obrist Kottwitz. Der Truchß, er, ja; Der Hennings jetzt von vorn zu
Hülfe kommt.
Der Prinz von Homburg. Wie kommt der Truchß heut in die Mitte?
(Heftige Kanonade.)
Golz. O Himmel, schaut, mich dünkt das Dorf fing Feuer!
Dritter Offizier. Es brennt, so wahr ich leb!
Erster Offizier. Es brennt! Es brennt! Die Flamme zuckt schon an dem
Turm empor!
Golz. Hui! Wie die Schwedenboten fliegen rechts und links!
Zweiter Offizier. Sie brechen auf!
Obrist Kottwitz. Wo?
Erster Offizier. Auf dem rechten Flügel!--
Dritter Offizier. Freilich! In Zügen! Mit drei Regimentern! Es scheint,
den linken wollen sie verstärken.
Zweiter Offizier. Bei meiner Treu! Und Reuterei rückt vor, Den
Marsch des rechten Flügels zu bedecken!
Hohenzollern (lacht). Ha! Wie das Feld die wieder räumen wird, Wenn
sie versteckt uns hier im Tal erblickt!
(Musketenfeuer.)
Kottwitz. Schaut! Brüder, schaut!
Zweiter Offizier. Horcht!
Erster Offizier. Feuer der Musketen!
Dritter Offizier. Jetzt sind sie bei den Schanzen aneinander!--
Golz. Bei Gott! Solch einen Donner des Geschützes Hab ich zeit
meines Lebens nicht gehört!
Hohenzollern. Schießt! Schießt! Und macht den Schoß der Erde bersten!
Der Riß soll eurer Leichen Grabmal sein.
(Pause.--Ein Siegsgeschrei in der Ferne.)
Erster Offizier. Herr, du, dort oben, der den Sieg verleiht: Der Wrangel
kehrt den Rücken schon!
Hohenzollern. Nein, sprich!
Golz. Beim Himmel, Freunde! Auf dem linken Flügel! Er räumt mit
seinem Feldgeschütz die Schanzen.
Alle. Triumph! Triumph! Triumph! Der Sieg ist unser!
Der Prinz von Homburg (steigt vom Hügel herab). Auf, Kottwitz, folg
mir!
Obrist Kottwitz. Ruhig, ruhig, Kinder!
Der Prinz von Homburg. Auf! Laß Fanfare blasen! Folge mir!
Obrist Kottwitz. Ich sage, ruhig.
Der Prinz von Homburg (wild). Himmel, Erd und Hölle!
Obrist Kottwitz. Des Herrn Durchlaucht, bei der Parole gestern, Befahl,
daß wir auf Order warten sollen. Golz, lies dem Herren die Parole vor.
Der Prinz von Homburg. Auf Ord'r! Ei, Kottwitz! Reitest du so
langsam? Hast du sie noch vom Herzen nicht empfangen?
Obrist Kottwitz. Order?
Hohenzollern. Ich bitte dich!
Obrist Kottwitz. Von meinem Herzen?
Hohenzollern. Laß dir bedeuten, Arthur!
Golz. Hör' mein Obrist!
Obrist Kottwitz (beleidigt). Oho! Kömmst du mir so, mein junger
Herr?-- Den Gaul, den du dahersprengst, schlepp ich noch Im Notfall
an dem Schwanz des meinen fort! Marsch, marsch, ihr Herrn!
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.