Prinz Friedrich von Homburg | Page 5

Heinrich von Kleist
fort.) Die Schweden in den Sumpf zu
jagen suchen, Der hinter ihrem rechten Flügel liegt.
Ein Heiduck (tritt auf). Der Wagen, gnädge Frau, ist vorgefahren.

(Die Damen stehen auf.)
Feldmarschall. Der Prinz von Homburg--
Der Kurfürst (erhebt sich gleichfalls). --Ist Ramin bereit?
Der Heiduck. Er harrt zu Pferd schon unten am Portal.
(Die Herrschaften nehmen Abschied von einander.)
Graf Truchß (schreibt). Der hinter ihrem rechten Flügel liegt.
Feldmarschall. Der Prinz von Homburg-- Wo ist der Prinz von
Homburg?
Graf von Hohenzollern (heimlich). Arthur!
Der Prinz von Homburg (fährt zusammen). Hier!
Hohenzollern. Bist du bei Sinnen?
Der Prinz von Homburg. Was befiehlt mein Marschall?
(Er errötet, stellt sich mit Stift und Pergament und schreibt.)
Feldmarschall. Dem die Durchlaucht des Fürsten wiederum Die
Führung ruhmvoll, wie bei Rathenow, Der ganzen märkschen Reuterei
vertraut--(Er hält inne.) Dem Obrist Kottwitz gleichwohl unbeschadet,
Der ihm mit seinem Rat zur Hand wird gehn-- (Halblaut zum
Rittmeister Golz.) Ist Kottwitz hier?
Rittmeister von der Golz. Nein, mein General, du siehst, Mich hat er
abgeschickt, an seiner Statt, Aus deinem Mund den Kriegsbefehl zu
hören.
(Der Prinz sieht wieder nach den Damen herüber.)
Feldmarschall (fährt fort). Stellt auf der Ebne sich, beim Dorfe
Hackelwitz, Des Feindes rechtem Flügel gegenüber, Fern außer dem

Kanonenschusse auf.
Rittmeister von der Golz (schreibt). Fern außer dem Kanonenschusse
auf.
(Die Kurfürstin bindet der Prinzessin ein Tuch um den Hals. Die
Prinzessin, indem sie sich die Handschuh anziehen will, sieht sich um,
als ob sie etwas suchte.)
Der Kurfürst (tritt zu ihr). Mein Töchterchen, was fehlt dir--?
Die Kurfürstin. Suchst du etwas?
Prinzessin Natalie. Ich weiß nicht, liebe Tante, meinen Handschuh--
(Sie sehen sich alle um.)
Der Kurfürst (zu den Hofdamen). Ihr Schönen! Wollt ihr gütig euch
bemühn?
Die Kurfürstin (zur Prinzessin). Du hältst ihn, Kind.
Natalie. Den rechten; doch den linken?
Der Kurfürst. Vielleicht daß er im Schlafgemach geblieben?
Natalie. O liebe Bork!
Der Kurfürst (zu diesem Fräulein). Rasch, rasch!
Natalie. Auf dem Kamin!
(Die Hofdame ab.)
Der Prinz von Homburg (für sich). Herr meines Lebens! hab ich recht
gehört? (Er nimmt den Handschuh aus dem Kollett.)
Feldmarschall (sieht in ein Papier, das er in der Hand hält). Fern außer
dem Kanonenschusse auf.--

(Er fährt fort.)
Des Prinzen Durchlaucht wird--
Der Prinz von Homburg. Den Handschuh sucht sie
(Er sieht bald den Handschuh, bald die Prinzessin an.)
Feldmarschall. Nach unsers Herrn ausdrücklichem Befehl--
Rittmeister von der Golz (schreibt). Nach unsers Herrn ausdrücklichem
Befehl--
Feldmarschall. Wie immer auch die Schlacht sich wenden mag, Vom
Platz nicht, der ihm angewiesen, weichen--
Der Prinz von Homburg. --Rasch, daß ich jetzt erprüfe, ob ers ist!
(Er läßt, zugleich mit seinem Schnupftuch, den Handschuh fallen; das
Schnupftuch hebt er wieder auf, den Handschuh läßt er so, daß ihn
jedermann sehen kann, liegen.)
Feldmarschall (befremdet). Was macht des Prinzen Durchlaucht?
Graf von Hohenzollern (heimlich). Arthur!
Der Prinz von Homburg. Hier!
Hohenzollern. Ich glaub, Du bist des Teufels?!
Der Prinz von Homburg. Was befiehlt mein Marschall?
(Er nimmt wieder Stift und Tafel zur Hand. Der Feldmarschall sieht ihn
einen Augenblick fragend an.--Pause.)
Rittmeister von der Golz (nachdem er geschrieben). Vom Platz nicht,
der ihm angewiesen, weichen--
Feldmarschall (fährt fort). Als bis, gedrängt von Hennings und von

Truchß--
Der Prinz von Homburg (zum Rittmeister Golz, heimlich, indem er in
seine Schreibtafel sieht). Wer? lieber Golz! Was? Ich?
Rittmeister von der Golz. Ihr, ja! Wer sonst?
Der Prinz von Homburg. Vom Platz nicht soll ich--?
Rittmeister von der Golz. Freilich!
Feldmarschall. Nun? habt Ihr?
Der Prinz von Homburg (laut). Vom Platz nicht, der mir angewiesen,
weichen (Er schreibt.)
Feldmarschall. Als bis, gedrängt von Hennings und von Truchß--
(Er hält inne.)
Des Feindes linker Flügel, aufgelöst, Auf seinen rechten stürzt, und alle
seine Schlachthaufen wankend nach der Trift sich drängen, In deren
Sümpfen, oft durchkreuzt von Gräben, Der Kriegsplan eben ist, ihn
aufzureiben.
Der Kurfürst. Ihr Pagen, leuchtet!--Euren Arm, ihr Lieben! (Er bricht
mit der Kurfürstin und der Prinzessin auf.)
Feldmarschall. Dann wird er die Fanfare blasen lassen.
Die Kurfürstin (da einige Offiziere sie komplimentieren). Auf
Wiedersehn, ihr Herrn! Laßt uns nicht stören.
(Der Feldmarschall komplimentiert sie auch.)
Der Kurfürst (steht plötzlich still). Sieh da! Des Fräuleins Handschuh!
Rasch! Dort liegt er!
Ein Hofkavalier. Wo?

Der Kurfürst. Zu des Prinzen, unsers Vetters, Füßen!
Der Prinz von Homburg (ritterlich). Zu meinen--? Was! Ist das der
Eurige?
(Er hebt ihn auf und bringt ihn der Prinzessin.)
Natalie. Ich dank Euch, edler Prinz.
Der Prinz von Homburg (verwirrt). Ist das der Eure?
Natalie. Der meinige; der, welchen ich vermißt.
(Sie empfängt ihn und zieht ihn an.)
Die Kurfürstin (zu dem Prinzen im Abgehen). Lebt wohl! Lebt wohl!
Viel Glück und Heil und Segen! Macht, daß wir bald und froh uns
wieder sehn!
(Der Kurfürst mit den Frauen ab. Hofdamen, Kavaliere und Pagen
folgen.)
Der Prinz von Homburg (steht einen Augenblick, wie vom Blitz
getroffen da; dann wendet er sich mit triumphierenden
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 26
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.