Prinz Friedrich von Homburg | Page 7

Heinrich von Kleist
unserm rechten Flügel?
Erster Offizier. Ja, mein erlauchter Prinz.
Der Prinz von Homburg. Was auch, zum Henker! Der stand ja gestern auf des Heeres Linken.
(Kanonenschüsse in der Ferne.)
Obrist Kottwitz. Blitzelement! Seht, aus zw?lf Feuerschlünden Wirkt jetzt der Wrangel auf den Hennings los!
Erster Offizier. Das nenn ich Schanzen das, die schwedischen!
Zweiter Offizier. Bei Gott, getürmt bis an die Kirchsturmspitze, Des Dorfs, das hinter ihrem Rücken liege!
(Schüsse in der N?he.)
Golz. Das ist der Truch?!
Der Prinz von Homburg. Der Truch??
Obrist Kottwitz. Der Truch?, er, ja; Der Hennings jetzt von vorn zu Hülfe kommt.
Der Prinz von Homburg. Wie kommt der Truch? heut in die Mitte?
(Heftige Kanonade.)
Golz. O Himmel, schaut, mich dünkt das Dorf fing Feuer!
Dritter Offizier. Es brennt, so wahr ich leb!
Erster Offizier. Es brennt! Es brennt! Die Flamme zuckt schon an dem Turm empor!
Golz. Hui! Wie die Schwedenboten fliegen rechts und links!
Zweiter Offizier. Sie brechen auf!
Obrist Kottwitz. Wo?
Erster Offizier. Auf dem rechten Flügel!--
Dritter Offizier. Freilich! In Zügen! Mit drei Regimentern! Es scheint, den linken wollen sie verst?rken.
Zweiter Offizier. Bei meiner Treu! Und Reuterei rückt vor, Den Marsch des rechten Flügels zu bedecken!
Hohenzollern (lacht). Ha! Wie das Feld die wieder r?umen wird, Wenn sie versteckt uns hier im Tal erblickt!
(Musketenfeuer.)
Kottwitz. Schaut! Brüder, schaut!
Zweiter Offizier. Horcht!
Erster Offizier. Feuer der Musketen!
Dritter Offizier. Jetzt sind sie bei den Schanzen aneinander!--
Golz. Bei Gott! Solch einen Donner des Geschützes Hab ich zeit meines Lebens nicht geh?rt!
Hohenzollern. Schie?t! Schie?t! Und macht den Scho? der Erde bersten! Der Ri? soll eurer Leichen Grabmal sein.
(Pause.--Ein Siegsgeschrei in der Ferne.)
Erster Offizier. Herr, du, dort oben, der den Sieg verleiht: Der Wrangel kehrt den Rücken schon!
Hohenzollern. Nein, sprich!
Golz. Beim Himmel, Freunde! Auf dem linken Flügel! Er r?umt mit seinem Feldgeschütz die Schanzen.
Alle. Triumph! Triumph! Triumph! Der Sieg ist unser!
Der Prinz von Homburg (steigt vom Hügel herab). Auf, Kottwitz, folg mir!
Obrist Kottwitz. Ruhig, ruhig, Kinder!
Der Prinz von Homburg. Auf! La? Fanfare blasen! Folge mir!
Obrist Kottwitz. Ich sage, ruhig.
Der Prinz von Homburg (wild). Himmel, Erd und H?lle!
Obrist Kottwitz. Des Herrn Durchlaucht, bei der Parole gestern, Befahl, da? wir auf Order warten sollen. Golz, lies dem Herren die Parole vor.
Der Prinz von Homburg. Auf Ord'r! Ei, Kottwitz! Reitest du so langsam? Hast du sie noch vom Herzen nicht empfangen?
Obrist Kottwitz. Order?
Hohenzollern. Ich bitte dich!
Obrist Kottwitz. Von meinem Herzen?
Hohenzollern. La? dir bedeuten, Arthur!
Golz. H?r' mein Obrist!
Obrist Kottwitz (beleidigt). Oho! K?mmst du mir so, mein junger Herr?-- Den Gaul, den du dahersprengst, schlepp ich noch Im Notfall an dem Schwanz des meinen fort! Marsch, marsch, ihr Herrn! Trompeter, die Fanfare! Zum Kampf! Zum Kampf! Der Kottwitz ist dabei!
Golz (zu Kottwitz). Nein nimmermehr, mein Obrist! Nimmermehr!
Zweiter Offizier. Der Hennings hat den Rhyn noch nicht erreicht!
Erster Offizier. Nimm ihm den Degen ab!
Der Prinz von Homburg. Den Degen mir? (Er st??t ihn zurück.) Ei, du vorwitzger Knabe, der du noch Nicht die Zehn m?rkischen Gebote kennst! Hier ist der deinige, zusamt der Scheide! (Er rei?t ihm das Schwert samt dem Gürtel ab.)
Erster Offizier (taumelnd). Mein Prinz, die Tat, bei Gott--!
Der Prinz von Homburg (auf ihn einschreitend). Den Mund noch ?ffnest--?
Hohenzollern (zu dem Offizier). Schweig! Bist du rasend?
Der Prinz von Homburg (indem er den Degen abgibt). Ordonnanzen!-- Führt ihn gefangen ab, ins Hauptquartier.
(Zu Kottwitz und den übrigen Offizieren.)
Und jetzt ist die Parol', ihr Herrn: ein Schurke, Wer seinem General zur Schlacht nicht folgt! --Wer von euch bleibt?
Obrist Kottwitz. Du h?rst. Was eiferst du?
Hohenzollern (beilegend). Es war ein Rat nur, den man dir erteilt.
Obrist Kottwitz. Auf deine Kappe nimms. Ich folge dir.
Der Prinz von Homburg (beruhigt). Ich nehms auf meine Kappe. Folgt mir, Brüder!
(Alle ab.)

Szene: Zimmer in einem Dorf.
Dritter Auftritt
Ein Hofkavalier, in Stiefeln und Sporen, tritt auf.--Ein Bauer und seine Frau sitzen an einem Tisch und arbeiten.
Hofkavalier. Glück auf, ihr wackern Leute! Habt ihr Platz, In eurem Hause G?ste aufzunehmen?
Der Bauer. O ja! Von Herzen.
Die Frau. Darf man wissen, wen?
Hofkavalier. Die hohe Landesmutter! Keinen Schlechtern! Am Dorftor brach die Achse ihres Wagens, Und weil wir h?ren, da? der Sieg erfochten, So braucht es weiter diese Reise nicht.
Beide (stehen auf). Der Sieg erfochten?--Himmel!
Hofkavalier. Das wi?t ihr nicht? Das Heer der Schweden ist aufs Haupt geschlagen, Wenn nicht für immer, doch auf Jahresfrist, Die Mark vor ihrem Schwert und Feuer sicher! --Doch seht! da k?mmt die Landesfürstin schon.

Vierter Auftritt
Die Kurfürstin, bleich und verst?rt. Prinzessin Natalie und mehrere Hofdamen folgen.--Die Vorigen.
Kurfürstin (unter der Tür). Bork! Winterfeld! Kommt: gebt mir euren Arm!
Natalie (zu ihr eilend). O meine Mutter!
Die Hofdamen. Gott! Sie bleicht! Sie f?llt!
(Sie unterstützen sie.)
Kurfürstin.
Führt mich auf einen Stuhl, ich will mich setzen. --Tot, sagt er; tot?
Natalie. O meine teure Mutter!
Kurfürstin. Ich will den Unglücksboten selber sprechen.

Fünfter Auftritt
Rittmeister von M?rner tritt verwundet auf, von zwei Reutern geführt.--Die Vorigen.
Kurfürstin. Was bringst du, Herold des Entsetzens, mir?
M?rner. Was diese Augen, leider, teure Frau, Zu meinem ewgen Jammer, selbst gesehn.
Kurfürstin. Wohlan! Erz?hl!
M?rner. Der Kurfürst ist nicht mehr!
Natalie. O Himmel! Soll ein so ungeheurer Schlag uns treffen?
(Sie bedeckt sich das Gesicht.)
Kurfürstin. Erstatte mir
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