Prinz Friedrich von Homburg | Page 8

Heinrich von Kleist
Bericht, wie er gesunken! --Und wie der Blitzstrahl, der den Wandrer trifft, Die Welt noch einmal purpurn ihm erleuchtet, So la? dein Wort sein; Nacht, wenn du gesprochen, M?g über meinem Haupt zusammenschlagen.
M?rner (tritt, geführt von den beiden Reutern, vor ihr). Der Prinz von Homburg war, sobald der Feind, Gedr?ngt von Truch?, in seiner Stellung wankte, Auf Wrangel in die Ebne vorgerückt; Zwei Linien hatt er, mit der Reuterei, Durchbrochen schon, und auf der Flucht vernichtet, Als er auf eine Feldredoute stie?. Hier schlug so m?rderischer Eisenregen Entgegen ihm, da? seine Reuterschar, Wie eine Saat, sich knickend niederlegte: Halt mu?t er machen zwischen Busch und Hügeln, Um sein zerstreutes Reuterkorps zu sammeln.
Natalie (zur Kurfürstin). Geliebte! Fasse dich!
Kurfürstin. La?, la? mich, Liebe!
M?rner. In diesem Augenblick, dem Staub entrückt, Bemerken wir den Herrn, der, bei den Fahnen Des Truch?schen Korps, dem Feind entgegenreitet; Auf einem Schimmel herrlich sa? er da, Im Sonnenstrahl, die Bahn des Siegs erleuchtend. Wir alle sammeln uns, bei diesem Anblick, Auf eines Hügels Abhang, schwer besorgt, Inmitten ihn des Feuers zu erblicken: Als pl?tzlich jetzt der Kurfürst, Ro? und Reuter, In Staub vor unsern Augen niedersinkt; Zwei Fahnentr?ger fielen über ihn, Und deckten ihn mit ihren Fahnen zu.
Natalie. O meine Mutter!
Erste Hofdame. Himmel!
Kurfürstin. Weiter! Weiter!
M?rner. Drauf fa?t, bei diesem schreckenvollen Anblick, Schmerz, unerme?licher, des Prinzen Herz; Dem B?ren gleich, von Wut gespornt und Rache, Bricht er mit uns auf die Verschanzung los: Der Graben wird, der Erdwall, der sie deckt, Im Anlauf überflogen, die Besatzung Geworfen, auf das Feld zerstreut, vernichtet, Kanonen, Fahnen, Pauken und Standarten, Der Schweden ganzes Kriegsgep?ck, erbeutet: Und h?tte nicht der Brückenkopf am Rhyn Im Würgen uns gehemmt, so w?re keiner, Der an dem Herd der V?ter, sagen k?nnte: Bei Fehrbellin sah ich den Helden fallen!
Kurfürstin. Ein Sieg, zu teu'r erkauft! Ich mag ihn nicht. Gebt mir den Preis, den er gekostet, wieder.
(Sie sinkt in Ohnmacht.)
Erste Hofdame. Hilf, Gott im Himmel! Ihre Sinne schwinden.
(Natalie weint.)

Sechster Auftritt
Der Prinz von Homburg tritt auf.--Die Vorigen.
Der Prinz von Homburg. O meine teuerste Natalie!
(Er legt ihre Hand gerührt an sein Herz.)
Natalie. So ist es wahr?
Der Prinz von Homburg. O! k?nnt ich sagen: nein! K?nnt ich mit Blut, aus diesem treuen Herzen, Das seinige zurück ins Dasein rufen!
Natalie (trocknet sich die Tr?nen). Hat man denn schon die Leiche aufgefunden?
Der Prinz von Homburg. Ach, mein Gesch?ft, bis diesen Augenblick, War Rache nur an Wrangel; wie vermocht ich, Solch einer Sorge mich bis jetzt zu weihn? Doch eine Schar von M?nnern sandt ich aus, Ihn, im Gefild des Todes, aufzusuchen: Vor Nacht noch zweifelsohne trifft er ein.
Natalie. Wer wird, in diesem schauderhaften Kampf, Jetzt diese Schweden niederhalten? Wer Vor dieser Welt von Feinden uns beschirmen, Die uns sein Glück, die uns sein Ruhm erworben?
Der Prinz von Homburg (nimmt ihre Hand). Ich, Fr?ulein, übernehme eure Sache! Ein Engel will ich, mit dem Flammenschwert, An eures Throns verwaiste Stufen stehn! Der Kurfürst wollte, eh das Jahr noch wechselt, Befreit die Marken sehn; wohlan! ich will der Vollstrecker solchen letzten Willens sein!
Natalie. Mein lieber, teurer Vetter!
(Sie zieht ihre Hand zurück.)
Der Prinz von Homburg. O Natalie! (Er h?lt einen Augenblick inne.) Wie denkt Ihr über Eure Zukunft jetzt?
Natalie. Ja, was soll ich, nach diesem Wetterschlag, Der unter mir den Grund zerrei?t, beginnen? Mir ruht der Vater, mir die teure Mutter, Im Grab zu Amsterdam; in Schutt und Asche Liegt Dortrecht, meines Hauses Erbe, da; Gedr?ngt von Spaniens Tyrannenheeren, Wei? Moritz kaum, mein Vetter von Oranien, Wo er die eignen Kinder retten soll: Und jetzt sinkt mir die letzte Stütze nieder, Die meines Glückes Rebe aufrecht hielt. Ich ward zum zweitenmale heut verwaist.
Der Prinz von Homburg (schl?gt einen Arm um ihren Leib). O meine Freundin! W?re diese Stunde Der Trauer nicht geweiht, so wollt ich sagen: Schlingt Eure Zweige hier um diese Brust, Um sie, die schon seit Jahren, einsam blühend, Nach eurer Glocken holden Duft sich sehnt!
Natalie. Mein lieber, guter Vetter!
Der Prinz von Homburg.--Wollt Ihr? Wollt Ihr?
Natalie. --Wenn ich ins innre Mark ihr wachsen darf?
(Sie legt sich an seine Brust.)
Der Prinz von Homburg. Wie? Was war das?
Natalie. Hinweg!
Der Prinz von Homburg (h?lt sie). In ihren Kern! In ihres Herzens Kern, Natalie!
(Er kü?t sie; sie rei?t sich los.)
O Gott, w?r er jetzt da, den wir beweinen, Um diesen Bund zu schauen! K?nnten wir Zu ihm aufstammeln: Vater, segne uns!
(Er bedeckt sein Gesicht mit seinen H?nden; Natalie wendet sich wieder zur Kurfürstin zurück.)

Siebenter Auftritt
Ein Wachtmeister tritt eilig auf.--Die Vorigen.
Wachtmeister. Mein Prinz, kaum wag ich, beim lebendgen Gott, Welch ein Gerücht sich ausstreut, Euch zu melden! --Der Kurfürst lebt!
Der Prinz von Homburg. Er lebt!
Wachtmeister. Beim hohen Himmel! Graf Sparren bringt die Nachricht eben her.
Natalie. Herr meines Lebens! Mutter; h?rtest dus?
(Sie stürzt vor der Kurfürstin nieder und umfa?t ihren Leib.)
Der Prinz von Homburg. Nein, sag--! Wer bringt mir--?
Wachtmeister. Graf Georg von Sparren, Der ihn in Hackelwitz beim Truch?schen Korps, Mit
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 25
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.