weißt du wohl, beschenkt den
Jüngling oft lieber, als den Greis. Denn das Glück ist blind. Blind,
Parmenio; stockblind gegen alles Verdienst. Wenn es das nicht wäre,
müßtest du nicht schon lange Feldherr sein?
Parmenio. Sieh, wie du zu schmeicheln weißt, Prinz--Aber im
Vertrauen, lieber Prinz! Willst du mich nicht etwa bestechen? mit
Schmeicheleien bestechen?
Philotas. Ich, schmeicheln! Und dich bestechen! Du bist der Mann, der
sich bestechen läßt!
Parmenio. Wenn du so fortfährest, so kann ich es werden. Schon traue
ich mir selbst nicht mehr recht!
Philotas. Was wollte ich also sagen?--So einen guten Einfall nun,
wollte ich sagen, als das Glück oft in das albernste Gehirn wirft, so
einen habe ich itzo ertappt. Bloß ertappt; von dem Meinigen ist nicht
das geringste dazugekommen. Denn hätte mein Verstand, meine
Erfindungskraft einigen Anteil daran; würde ich ihn nicht gern mit dir
überlegen wollen? Aber so kann ich ihn nicht mit dir überlegen; er
verschwindet, wenn ich ihn mitteile; so zärtlich, so fein ist er, ich
getraue mir ihn nicht in Worte zu kleiden; ich denke ihn nur, wie mich
der Philosoph Gott zu denken gelehrt hat, und aufs höchste könnte ich
dir nur sagen, was er nicht ist--Möglich zwar genug, daß es im Grunde
ein kindischer Einfall ist; ein Einfall, den ich für einen glücklichen
Einfall halte, weil ich noch keinen glücklichern gehabt habe. Aber mag
er doch; kann er nichts nützen, so kann er doch auch nichts schaden.
Das weiß ich gewiß; es ist der unschädlichste Einfall von der Welt; so
unschädlich als--als ein Gebet. Wirst du deswegen zu beten unterlassen,
weil du nicht ganz gewiß weißt, ob dir das Gebet helfen wird?--Verdirb
mir immer also meine Freude nicht, Parmenio, ehrlicher Parmenio! Ich
bitte dich, ich umarme dich--Wenn du mich nur ein klein wenig lieb
hast--Willst du? Kann ich mich darauf verlassen? Willst du machen,
daß ich erst morgen ausgewechselt werde? Willst du?
Parmenio. Ob ich will? Muß ich nicht? muß ich nicht?--Höre, Prinz,
wenn du einmal König wirst, gib dich nicht mit dem Befehlen ab.
Befehlen ist ein unsicheres Mittel, befolgt zu werden. Wem du etwas
recht Schweres aufzulegen hast, mit dem mache es, wie du es itzt mit
mir gemacht hast, und wenn er dir alsdenn seinen Gehorsam
verweigert-- Unmöglich! Er kann dir ihn nicht verweigern! Ich muß
auch wissen, was ein Mann verweigern kann.
Philotas. Was Gehorsam? Was hat die Freundschaft, die du mir
erweisest, mit dem Gehorsam zu tun? Willst du, mein Freund?--
Parmenio. Hör' auf! hör' auf! Du hast mich schon ganz. Ja doch, ich
will alles. Ich will es, ich will es deinem Vater sagen, daß er dich erst
morgen auslösen soll. Warum zwar erst morgen,--das weiß ich nicht!
Das brauch' ich nicht zu wissen! Das braucht auch er nicht zu wissen.
Genug, ich weiß, daß du es willst. Und ich will alles, was du willst.
Willst du sonst nichts? Soll ich sonst nichts tun? Soll ich für dich
durchs Feuer rennen? Mich für dich vom Felsen herabstürzen? Befiehl
nur, mein lieber kleiner Freund, befiehl! Itzt tu' ich dir alles!
Sogar--sage ein Wort, und ich will für dich ein Verbrechen, ein
Bubenstück begehen! Die Haut schaudert mir zwar; aber doch Prinz,
wenn du willst, ich will, ich will--
Philotas. O mein bester, feuriger Freund! O du--wie soll ich dich
nennen?--du Schöpfer meines künftigen Ruhmes! Dir schwöre ich bei
allem, was mir heilig ist, bei der Ehre meines Vaters, bei dem Glücke
seiner Waffen, bei der Wohlfahrt seines Landes schwöre ich dir, nie in
meinem Leben diese deine Bereitwilligkeit, deinen Eifer zu vergessen!
Möchte ich ihn auch würdig genug belohnen können!--Höret, ihr Götter,
meinen Schwur!--Und nun Parmenio, schwöre auch du! Schwöre mir,
dein Wort treulich zu halten.--
Parmenio. Ich schwören? Ich bin zu alt zum Schwören.
Philotas. Und ich bin zu jung, dir ohne Schwur zu trauen. Schwöre mir!
Ich habe dir bei meinem Vater geschworen, schwöre du mir bei deinem
Sohne. Du liebst ihn doch, deinen Sohn? Du liebst ihn doch recht
herzlich?
Parmenio. So herzlich, wie dich!--Du willst es, und ich schwöre. Ich
schwöre dir, bei meinem einzigen Sohne, bei meinem Blute, das in
seinen Adern wallet, bei dem Blute, das ich gern für deinen Vater
geblutet, das auch er gern für dich einst bluten wird, bei diesem Blute
schwöre ich dir, mein Wort zu halten! Und wenn ich es nicht halte, so
falle mein Sohn in seiner ersten Schlacht, und erlebe sie nicht, die
glorreichen Tage deiner Regierung!--Höret, ihr Götter, meinen
Schwur--
Philotas. Höret ihn noch nicht, ihr Götter!--Du hast mich zum besten,
Alter. In der ersten Schlacht fallen; meine Regierung nicht erleben: ist
das ein Unglück? Ist früh sterben ein Unglück?
Parmenio. Das sag' ich nicht. Doch nur deswegen, um dich auf dem
Throne zu sehen, um dir zu dienen, möchte ich--was ich sonst durchaus
nicht möchte--noch einmal junge werden--Dein Vater ist gut;
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