Parasiten der Honigbiene | Page 6

Dr. Eduard Assmuss
oder traubenförmig, die Eiröhren sehr
zahlreich und zählen beim befruchteten Weibchen mehrere Tausend
Eier. Samentasche mit einem Nebenbläschen. Eine Anhangsdrüse. Die
paarigen Hoden sind rundlich mit dünnem, sehr langen
Samenausführungsgange und drei paarigen in den Ductus ejaculatorius
mündenden schlauchförmigen Glandulae accessoriae, von denen das

eine Paar besonders lang und vielfach geschlängelt erscheint, die
andern bedeutend kürzer sind. Der Ductus ejaculatorius ist hinten
mehrmals geschlängelt.
Die Larven der Vesicantien sind ausser von Meloë noch von Cantharis,
Apalus und Sitaris bekannt und stimmen in der Bildung und
Lebensweise mit einander sehr überein. Sie sind in der Jugend von
hornigem langestrecktem, plattgedrücktem Körperbau und scharfen
Kiefern, dreigliedrigen mit einer langen Endborste versehenen Fühlern,
zwei bis vier Ocellen, einem Paar weit ausgespreizten halbkörperlangen
Beinen, einem Paar Nachschieber und langen vom Endsegment
entspringenden Borsten, die ihnen zum Springen dienen. Später
erscheinen sie dick, walzig, weichhäutig und mehr oder weniger den
Larven der Lamellicornien ähnlich.
=Lebensweise=. Die Familie der Vesicantien ist phytophag, man trifft
die Käfer auf verschiedenen kräuterartigen Gewächsen, weniger auf
Bäumen, Sträuchern. Sie nähren sich meist von Blättern, manche auch
von den Antheren der Blüthen (Mylabris und Cerocoma traf ich häufig
auf den Blüthen der Labiaten und Umbelliferen, sowie Spiraeaceen,
deren Staubbeutel sie abnagten). Ihre Erscheinungszeit ist sehr
verschieden, einige trifft man mehr und sogar nur im Vorsommer,
andere mehr im Spätsommer bis in den Herbst. Manche von ihnen
erscheinen oft in grosser Menge, andere und zwar der weit grösste
Theil kommt nur vereinzelt vor. Die meisten von ihnen enthalten einen
sehr scharfen, blasenziehenden Stoff, welcher aus Cantharidin besteht
und der bei einigen aus den Gelenken der Beine als ein gelber Saft bei
der Berührung hervortritt.
Die Käfer sind meist harmlose Thierchen, die nichts schaden, vielmehr
erweisen sich viele von ihnen dem Menschen durch ihre
blasenziehende und andere Eigenschaften als höchst nützlich und
werden daher in der Officin gebraucht, so namentlich in Europa das
Genus Cantharis[14], so wie Meloë, letztere freilich schon obsolet, in
neuester Zeit aber wieder in Aufnahme kommend.[15] Nur die Larven
einiger Arten üben durch ihren gelegenheitlichen Aufenthalt auf den
Bienen, namentlich die der Meloë auch auf der Honigbiene, einen

nachtheiligen Einfluss auf diese und schaden dadurch auch dem
Menschen.
Zum Ablegen ihrer zahlreichen Eier graben die Weibchen entweder ein
Loch an einer beliebigen Stelle in die Erde, gewöhnlich dicht an der
Wurzel einer Pflanze, legen die Eier in dasselbe klumpenweise ab und
decken sie mit Erde zu, oder sie legen die Eier in unmittelbare Nähe
von Bienenstöcken. Im ersteren Falle begeben sich die ausgeschlüpften
sehr munteren Larven sogleich nach dem Auskriechen aus dem Ei
schaarenweise oder in grösseren Partien auf die verschiedensten in ihrer
Nähe sich befindenden Blüthen der niederen Pflanzen, vorzüglich
Compositen, Ranunculaceen, Papilionaceen und Labiaten, wo sie auf
die Bienen, in den Blüthen versteckt, harren. Setzt sich eine Biene auf
die mit den Larven behafteten Blüthen, um Honig oder Blumenstaub
einzusammeln, so suchen sie flugs die Biene zu erklimmen, um sich
auf ihrem Thorax festzusetzen, oder sie bohren sich gar zwischen ihre
Ringe oder Gelenke ein und lassen sich so von der Biene in den
Bienenbau schleppen[16]. Im Bienenbau angekommen, verlassen sie
die Biene. Im andern Fall begeben sich die ausgekrochenen Larven
direct in das Bienennest. Hier besteht ihre erste Nahrung aus einem
Bienenei. Hat die Larve ein Bienenei verzehrt, so häutet sie sich, wobei
sie ihre frühere paradoxe Gestalt verliert und wie oben schon
angegeben, ein engerlingartiges Aussehen bekommt. Von nun an lebt
sie in dem Bienenstock, bis zu ihrer Verpuppung als Tellerlecker von
Pollen und Honig (Bienenbrod) der Bienen.
Es entsteht aber aus dieser zweiten Larvenform, indem die Haut sich
abhebt, jedoch ohne zu bersten, innerhalb derselben, eine Art horniger
Puppenform ohne alle Bewegungsorgane, welche Fabre[17] als
Pseudochrysalide bezeichnet und die wie die Nymphe gar keine
Nahrung zu sich nimmt und in Ruhe verharrt. Nach einiger Zeit hebt
sich die Hornhaut abermals ab und es geht als dritte Larvenform eine
wiederum weichhäutige, der zweiten Larvenform sehr ähnliche ebenso
vom Bienenbrod sich nährende Larve hervor, die sich endlich in eine
wirkliche Nymphe verwandelt, aus der der Käfer hervorgeht. Es macht
also die Larve, ehe sie sich zur echten Nymphe verwandelt, vier
Formen durch und zwar drei als Larve und eine als Pseudochrysalide.

Diesen merkwürdigen Verwandlungsgang, der bis jetzt bei keinem
anderen Insect, ausser dieser Käferfamilie beobachtet wurde[18], sah
sich Fabre a. a. O. pag. 364. veranlasst, mit dem Namen
Hypermetamorphosis zu benennen.
=Geographische Verbreitung und Artenzahl=. Die Familie ist in allen
Welttheilen repräsentirt und besonders zahlreich in den wärmeren
Gegenden. Europa zählt 103[19] verschiedene Arten mit vielen
Varietäten. Auf Deutschland kommen aber nur 21 Species.[20]
GENUS. MELOË Linné. OELKÄFER.
(Maiwurm.)
Linné, systema naturae. Tom. II. pag. 696.
=Characteristik=. Ziemlich grosse, dicke ungeflügelte mit verkürzten
Flügeldecken versehenen Käfer von dunkler, metallisch schillernder
Farbe.
Der Kopf breiter als das Halsschild, dreieckig. Endglied der
Kiefertaster eiförmig. Fühler elfgliedrig, schnurförmig, beim Männchen
länger und
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