Papa Hamlet | Page 6

Arno Holz and Johannes Schlaf
mehr, keine ?gypter mehr, keine "Mieze" mehr! Das letzte schmerzte den armen, kleinen Ole natrlich am meisten. Aber man konnte es der Kleinen wirklich unm��glich verdenken. Von aufgeweichten Brotkrusten lie�� sich nicht satt werden.
Der alten, lieben, guten Frau Wachtel aber war damit ein sehr gro��er Stein vom Herzen gefallen. Sie hatte n?mlich die niedliche kleine Mieze einmal dabei ertappt, als sie dem abscheulichen Ole grade Modell stand, und da sie hierfr wirklich auch nicht das mindeste Verst?ndnis besa��, ein gewisses, kleines Vorurteil gegen sie gefa��t.
Ihr gutes Herz zu bet?tigen hatte sie in letzter Zeit leider nur zu wenig Gelegenheit gehabt. Am unzufriedensten aber war sie jedenfalls mit den dummen Thienwiebels. Was bei der alten Schlamperei dort schlie��lich rauskommen mu��te, konnte man sich ja an den Fingern abz?hlen.
Der alte, alberne Kerl fl��zte sich den ganzen Tag auf dem Sofa rum und trieb Faxen, das faule, schwindschtige Frauenzimmer hatte nicht einmal Zeit, seinem Schreisack das bi��chen blaue Milch zu geben, zu fressen hatten sie alle drei nichts, und die Miete--ach, du lieber Gott! Wenn man nicht wenigstens noch die paar Sparkreeten gehabt h?tte...
--Ja! Es war Wermut! Sein Verstand war krank! Es fehlte ihm an Bef��rderung! Im Scho�� des Glckes? Oh, sehr war! Sie ist eine Metze! Was gibt es Neues? Als Roscius noch ein Schauspieler in Rom war...Geharnischt, sagt Ihr? Sehr glaublich!--Ein Mann, der St����' und Gaben mit gleichem Dank genommen, der zur Pfeife nicht Fortunen diente, den Ton zu spielen, den ihr Finger griff, den Bettler, wie er...Nichts mehr davon!! Sprich weiter, komm auf Hekuba!
In der Tat, es lie�� sich nicht mehr leugnen: er war jetzt wirklich zu bedauern, der gro��e Thienwiebel!
Oh, welch ein Schurk' und niedrer Sklav' er war!! War's nicht erstaunlich? War's zu glauben? War's m��glich? War's nur durch Angewohnheit, die den Schein gef?ll'ger Sitten berrostet, war's ?berma�� in seines Blutes Mischung: kurz und gut, aber er kam jetzt immer wieder auf sie zurck: auf nichts, auf Hekuba!
Wozu sollten Gesellen wie er zwischen Himmel und Erde herumkriechen? Dem Staub gepaart, dem er verwandt, so rings umstrickt mit Bbereien...nicht doch, mein Frst!! Die Mausefalle? Und wie das? Metaphorisch! Ich bitte, spotte meiner nicht, mein Schulfreund; Du kamst gewi�� zu meiner Mutter Hochzeit!
Armer Yorick! Denn wenn die Sonne Maden aus einem toten Hunde ausbrtet, eine Gottheit, die Aas k��t...Armer Yorick!
Sein Wahnsinn war des armen Hamlet Feind.--
Amalie, die endlich ihre Drohung wahrgemacht und in der Tat seit einiger Zeit etwas zu tun angefangen hatte, was sie Trikottaillen n?hen nannte, lie�� alles getrost ber sich ergehen. Es hatte ja keinen Zweck! Es war ja alles egal! So oder so.
Der gute, kleine Ole Nissen war unendlich zarter besaitet. Da Frau Wachtel so freundlich gewesen war und ihm nach so vielen andern geliebten Gegenst?nden krzlich auch noch seine sch��nen leberwurstfarbenen Pantalons ins Leihhaus getragen hatte, war er jetzt dazu verdammt, die ganzen Tage ber in seinem Bett zu liegen und durch die dnnen Bretterw?nde durch die ganze Wirtschaft mit anzuh��ren.
"Ha! Bberei! Auf, la��t die Tren schlie��en! Verrat! Sucht, wo er steckt! Du betest schlecht! Ich bitt dich! La�� die Hand von meiner Gurgel! Kennst du diese Mcke?!"
Armer, kleiner Ole! War es Angst oder nur Langeweile? Aber der Schwei�� brach ihm oft tropfenweis durch die Stirn.
Der gro��e Thienwiebel schien es ordentlich auf ihn abgesehn zu haben! Alle Nachmittag Punkt fnf Uhr vers?umte er es jetzt nie, sogar seine "Bude" zu inspizieren. Diese war freilich noch erb?rmlicher als seine eigene, aber sie besa�� dafr den Vorzug, da�� man aus ihrem Fenster bequem unten auf das breite, platte, geteerte Nachbardach klettern konnte, von dem man dann eine erfreuliche Aussicht auf die verschwiegenen Brandmauern mehrerer Hinterh?user geno��. Ein kleines anspruchsloses Pflaumenb?umchen, dessen verkrppelte ?stchen von Raupen und Spatzen nur so wimmelten, vervollst?ndigte das Idyll. Der arme kleine Ole sprte die verh?ngnisvolle Zeit schon immer eine ganze Weile vorher in seinen Knochen. Der gro��e Thienwiebel beliebte es dann n?mlich immer, gewisse Unterhaltungen mit ihm anzuknpfen, die so geistvoll, ideentief und farbenreich waren, da�� dem kleinen Ole, den seine ewigen Brotkrusten schon ohnehin arg mitgenommen hatten, nur so der Kopf danach brummte.
"Ich will hier im Saale auf und ab gehn, wenn es Seiner Majest?t gef?llt; es wird jetzt bei mir die Stunde, frische Luft zu sch��pfen. La��t die Rapiere bringen."
Die "Rapiere" waren zwei Leiterstcken, die man zusammenlegen und von drau��en her in das Fensterkreuz einhaken konnte.
Wenn sie "gebracht" worden waren, endete die Geschichte natrlich stets damit, da�� man sie auch richtig einhakte und an ihnen hinabkletterte.
"Hic et ubique! ?ndern wir die Stelle!"
Dann war man in "Helsing��r" und promenierte auf der "Terrasse". Der gro��e Thienwiebel in Fez und Schlafrock, der kleine Ole in Havelock und Unterpantalons.
Ich will die Lieb' Euch lohnen, lebt denn wohl, Horatio! Auf der Terrasse zwischen elf und zw��lf besuch ich Euch ... Nicht wahr? Ihre...seid ein--Fischh?ndler?!"
Scham, wo war dein Err��ten!
Der arme, kleine Ole wu��te zuletzt selbst nicht mehr:
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 16
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.