Papa Hamlet | Page 7

Arno Holz and Johannes Schlaf
war eigentlich er verrckt, oder Nielchen.
Aber er h?tte sich nicht so zu h?rmen brauchen. Der gro��e Thienwiebel wu��te nur zu gut, was er tat. Er war nur "toll aus Methode". Er war nur toll bei Nordnordwest; wenn der Wind sdlich war, konnte er sehr wohl einen Kirchturm von einem Leuchtenpfahl unterscheiden.
Die ewige Aktsteherei unten in der alten, dummen Akademie war ihm eben nachgerade langweilig geworden, und da er der alten, lieben, guten Frau Wachtel doch unm��glich zutrauen durfte, da�� sie ihn noch l?nger gratis beherbergte, wenn er sich jetzt die "Quelle k��stlicher Dukaten" so sans facon wieder zustopfte, war er eben eines sch��nen Tages auf die gro��artige Idee verfallen, sich hier in dieser herben Welt voll Mh' nach und nach fr wirklich bergeschnappt auszugeben.
"Ha! Heisa Junge! Komm, V��gelchen! Komm! Ich Mu�� nach England; wi��t Ihr's? Himmel und Erde! Es ist nur eine Torheit, aber es ist eine Art von schlimmer Vorbedeutung, die vielleicht ein Weib ?ngstigen wrde.
Was? Eine Ratte? Die Spitze auch vergiftet! Nein! Nein, sch��ne Dame! Nicht nur mein dstrer Mantel, gute Mutter, noch die gewohnte Tracht von ernstem Schwarz, noch strmisches Geseufz beklemmten Odems: nein: auch die Schmeichelsalb'! Ich hab's geschworen! Wegl��schen von der Tafel der Erinnerung will ich all jene t��richten Geschichten! Nie beuge sich dieses Knies gelenke Angel, wo Kriecherei Gewinnn bringt! Ich trotze allen Vorbedeutungen: es waltet eine besondere Vorsehung ber dem Fall des Sperlings. In Bereitschaft sein ist alles. Wetter! Dankt ihr, da�� ich leichter zu spielen bin als ein Fl��te? Nennt mich, was fr ein Instrument ihr wollt! Ihr k��nnt mich zwar verstimmen, aber nicht auf mir spielen..."
Ha! Was? Ein k��nigliches Bubenstck!
Dem kleinen Fortinbras schien dieses k��nigliche Bubenstck am wenigsten zu imponieren. Ja, aus gewissen Anzeichen glaubte sein gro��er Papa manchmal sogar schlie��en zu drfen, da�� er noch nicht einmal recht Notiz von ihm genommen hatte.
Am auff?lligsten zeigte sich dies aber regelm?��ig dann, wenn es sich um die "ersten Elemente der Gesangskunst" handelte. Denn der "arme Yorick" war durchaus nicht gewillt, seinem schrecklichem Wahnsinn zuliebe auch die seltnen Talente seines zu so gro��en Hoffnungen berechtigenden S��hnchens verkmmern zu lassen.
Es war ausgemacht! Es war ausgemacht, o reizende Ophelia! Ja! Sagen wir Ophelia! Teufel! Warum sollten wir nicht Ophelia sagen? Kurz und gut: es war ausgemacht. Es sollte ihn und seine Sache den Unbefriedigten erkl?ren...Den Unbefriedigten!...
Sobald er daher nur irgendwie merkte, da�� der kleine Ole nebenan wieder einmal eingeschlafen und die gute Frau Wachtel wieder mal ausgegangen war und so "die beiden, denen er wie Nattern traute," eine Zeitlang wieder "unsch?dlich" gemacht waren, ging der Tanz los.
Seines Kummers "Kleid und Zier" war dann pl��tzlich wie abgefallen von dem gro��en Thienwiebel.
Seine "Einbildungen, schwarz wie Schmiedezeug Vulkans", hatten den armen Yorick verlassen, er war wieder "zahmer Herr!"
"H��hrt doch! Ich bin wieder zahm, Herr! Sprecht! Ich bin wieder zahm!"
Aber der kleine, verstockte Fortinbras wollte nicht. Er hatte sich wieder nur in Ermangelung eines Gummipfropfens, dem ihm die reizende Ophelia verbummelt hatte, seinen gro��en Zeh in den Mund gestopft und sog nun, da�� es ihm aus dem kleinen, mattrosa Mundwinkelchen nur so tropfte. Die ersten Elemente der Gesangskunst lie��en ihn heute augenscheinlich noch k?lter als sonst.
Emp��rt hatte sich jetzt der gro��e Thienwiebel wieder in die H��he gerckt. Die beiden roten Troddeln hinten an seinem Schlafrock zuzubinden hatte er natrlich wieder vegesssen.
"Amalie! Ich bemerke soeben zu meinem gr����ten Erstaunen, Fortinbras ist st��rrisch!"
Amalie, die jetzt ihre kleine, mollige Fu��bank der Trikottaillien wegen zu ihrem gro��en Leidwesen vom Ofen ans Fenster hatte verlegen mssen, war gerade dabei, sich ihre erste Nadel fr heute einzuf?deln. Sie hatte wieder so lange inhalieren mssen...
"St��rrisch?"
"Wie ich dir sage, Amalie! St��rrisch!"
"Ach, nich doch!"
"Amalie? Ich sage dir noch einmal- st��rrisch! Fortinbras ist st��rrisch. St��r-risch!!"
"Ach, red doch nich! Wie soll er denn st��rrisch sein!"
"Amalie?!"
Amalie sah sich nicht einmal um. Sie zuckte kaum mit den Achseln.
"So! So! Also glaubst du mir nicht mehr, wenn ich dir etwas sage! Du mi��traust mir! In der Tat! In der Tat! Ich h?tte mir das denken k��nnen! Sag's doch lieber gleich! Wozu die Umst?nde! Du bedauerst, da�� ich mich nicht noch schneller aufreibe!"
Amalie nieste. Sie wollte ihren Schnupfen gar nicht mehr loswerden. Mitten im Sommer.
"Natrlich! Wie sollte man auch nicht! Man vertreibt sich die Zeit mit--Niesen! Man trinkt Kaffee und vertreibt sich die Zeit mit--Niesen! In der Tat! In der Tat! Andre Leute m��gen unterdes zusehn, wie sie fertig werden!...Aber, ich werde es dir beweisen, Amalie! H��rst du? Ich werde es dir beweisen, da�� Fortinbras st��rrisch ist!--Du! Sag a...a...Nun? Wird's bald?...Na?...A!...Du Schlingel! A!...A!!...Ha! Siehst du?! Wie ich dir sagte, wie ich dir sagte, Amalie! Der Lmmel brllt, als wenn ihm der Kopf abgeschnitten wird! Er ist st��rrisch! Habe ich recht gehabt?!--Willst du still sein, du Zebra?! Gleich bist du still!"
Jetzt endlich war Amalie an ihrem Fenster pl��tzlich etwas aufmerksamer geworden.
"Du willst ihn doch nicht etwa--schlagen?"
"Gewi�� will ich das, Amalie! Ein Kind darf nicht eigenwillig
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