Ohne den Vater | Page 7

Agnes Sapper
unter den Sitz seines kleinen Herrn duckte und so f��r sich selbst die Frage l?ste, ob Hunde mitfahren d��rften.
Gebhard war so au?er sich vor Freude, da? auch Helene, die zuerst ��ber den Eindringling erschrocken war, freundlich dem Tier zunickte, das ihr gegen��ber unter dem Sitz ?ngstlich hervorsah, nicht ganz sicher, ob es geduldet w��rde. Allerdings versuchte auch ein Herr Einsprache zu erheben. "Es geh?rt sich nicht, da? solch ein gro?er Hund in den Wagen genommen wird." Aber ein ?lterer Mann ergriff Partei f��r das Tier oder mehr noch f��r die Familie.
"Freilich geh?rt sich's nicht," bemerkte er, "aber es geh?rt sich auch nicht, da? so ein junges Frauchen mit dem kleinen Kind fl��chten mu?. Und um eine Flucht wird sich's wohl handeln. Nach Vergn��gungsreisenden sehen sie nicht aus. Habe ich's erraten?"
Helene konnte nur gegen Tr?nen ank?mpfend mit unsicherer Stimme bejahen.
"Nun also; dann wird Ihnen auch niemand den Hund absprechen; so ein treues Tier ist auch ein Schutz."
So blieb der Hund unbeanstandet und bew?hrte sich auf der Fahrt als kluges Tier. "Hast du bemerkt, Mutter, wie Leo so schlau ist und sich still h?lt, wenn der Schaffner hereinkommt?" fragte Gebhard.
Nein, Helene hatte das nicht beachtet. Sie sa? in schwere Gedanken versunken. Zuerst hatte nur die Sorge sie bedr��ckt, ob auch gewi? der geliebte Mann morgen zur��ckk?me. Allm?hlich aber legte sich ihr schwer aufs Herz der Gedanke, da? er wohl zur��ckkommen k?nnte, aber mit einer Schuld auf dem Gewissen, die nie, nie mehr zu tilgen war. Wenn schon Gebhard diesen Verrat so tief empfand, wieviel mehr sein Vater! Und dazu hatte sie ihn veranla?t! Sein ganzes Leben hatte sie verdorben!
Und nun kamen noch andere schwere ��berlegungen. Sie konnte sich nicht entschlie?en--wie es ihres Mannes Wunsch gewesen--zu seiner Mutter zu gehen. Diese war eine tapfere aber auch strenge Frau. Helene f��hlte nicht den Mut, ihr zu erz?hlen, was vorgefallen war, und es kam ihr unm?glich vor, ihr unter die Augen zu treten. So ��berlegte sie und beschlo?, bei ihrem Bruder Zuflucht zu suchen. Er und seine Frau hatten sich schon bei Kriegsausbruch freundlich erboten, Helene mit dem T?chterchen aufzunehmen. Damals hatte sie sich nicht von ihrem Manne trennen wollen. Jetzt war es anders. Sie wollte dorthin, aber wohin w��rde ihr Mann sich wenden?
In diesen Gedanken hatte Gebhards Frage sie unterbrochen. Nun sah er die Mutter aufmerksam an und seinem teilnehmenden Blick fiel auf, wie ver?ndert sie aussah. Sie hatte doch immer so helle Augen gehabt und einen fr?hlichen Mund. Nun waren die Augen tr��be und der Mund zuckte wie von verhaltenem Schmerz. Gebhard dachte an seinen Vater. Wenn der jetzt erschiene, ja dann w��rde die Mutter wieder so strahlend aussehen wie sonst. Gerne h?tte er das auch so zustande gebracht wie der Vater, aber das konnte er nicht; im Gegenteil: da? sie so ver?ndert aussah, war wohl seine Schuld; seit dem Gespr?ch im Wagen war sie so still. Er h?tte vielleicht das nicht sagen sollen, was er gesagt hatte. Was konnte er aber jetzt machen? Lauter fremde Leute sa?en herum, man konnte gar nichts Liebes zu der Mutter sagen. Eine ganze Weile blieb er still und nachdenklich, aber auf einmal kam ihm, was er suchte. "Mutter, unser J��ngferlein schl?ft so sanft, sieh nur, wie rosig ihre B?ckchen sind!"
Die Mutter blickte auf das Kind, streichelte die weichen B?ckchen, aber dabei f��llten sich ihre Augen mit Tr?nen.
Auch das J��ngferlein konnte die Freude nicht hervorlocken? Ja, dann wu?te Gebhard keinen Rat. Es ging eben nicht ohne den Vater!

Drittes Kapitel.
Im Verlauf der langen, m��hseligen Reise erfuhr Gebhard, da? nicht der Gro?mutter Haus das Reiseziel sein sollte; in der Mutter Heimat, bei Onkel und Tante Kurz, sollten sie ihre Zuflucht suchen. Es war eine Entt?uschung f��r ihn; die Gro?mutter kannte und liebte er, die Verwandten der Mutter waren ihm fremd. Helene suchte ihm Lust zu machen. "Onkel und Tante haben uns l?ngst eingeladen; sie k?nnen uns viel leichter aufnehmen als die Gro?mutter; sie haben ein eigenes Landhaus vor der Stadt, mit einem Garten; du wirst sehen, da? wir's gut bei ihnen haben."
"Aber wenn der Vater zur��ckkommt, der wird uns bei der Gro?mutter suchen!"
"Wir schreiben der Gro?mutter, wo wir sind!"
"Kommt dann der Vater zu uns, wei? er, wo das ist?"
"Aber freilich wei? er das, Gebhard. Bei meinem Bruder und seiner Frau war ja unsere Hochzeit, dort hat mich der Vater geholt, weil ich keine Eltern mehr habe. Mein Bruder hat mich auch so lieb, wei?t du, fast wie wenn ich sein Kind w?re. Er ist viel ?lter als ich." Gebhard ��berlegte. "Ja, dann kann ich das schon begreifen, da? du zu ihm m?chtest."
Seufzend ergab er sich.
Nach manchem unfreiwilligen Aufenthalt und schier unertr?glicher Fahrt kam Helene mit den beiden Kindern am sp?ten Abend an ihrem Bestimmungsort an. Wohl hatte sie ihr Kommen angek��ndigt, aber Tag und Stunde voraus anzugeben, war in dieser Zeit unm?glich. So stand sie nun in dunkler Nacht,
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