bedeutete, sich von seinem Leo zu trennen. Der Vater hatte ihm vor Jahresfrist das junge Tier geschenkt; ihm gelehrt, es zu behandeln; zu einem folgsamen, anh?nglichen Kameraden war es herangewachsen und von seinem kleinen Herrn unzertrennlich gewesen. Auch jetzt standen sie dicht beisammen, Gebhard und sein Hund, sahen sich an und das kluge Tier schien zu merken, da? ��ber sein Schicksal entschieden wurde. Ein ungewohntes, kurzes Bellen gab es von sich.
Die Mutter wandte sich an den Knecht. "Wir wollen es doch versuchen, ob wir Leo mitnehmen k?nnen!"
"O ja, bitte, Mutter!"
Der Wagen setzte sich in Bewegung. Das T?chterlein auf der Mutter Scho?, weich gebettet, schlief sanft ein. Gebhard sa? der Mutter gegen��ber. Sie hielten bald bei dem Stra?enw?rter, dann ging die Fahrt weiter, der Bahn zu. L?ngs der Stra?e zog sich der Wald hin, aus dem jeden Augenblick die Feinde auftauchen und die Wehrlosen ��berfallen konnten. Und in den H?nden dieser Feinde war der geliebte Mann, der treue Vater.
"Gebhard," sagte die Mutter leise, da? es der Knecht auf dem Bock nicht h?re, "Gebhard, du hast doch auch geh?rt, da? der russische Offizier gesagt hat: 'auf Offiziersehre.'"
"Ja. Zweimal hat er das gesagt."
"Solch ein Schwur wird doch sicher auch im Krieg gehalten," sagte Helene und f��gte bei: "Also kommt der Vater sicher morgen oder sp?testens ��bermorgen. Wenn es nur schon morgen w?re!"
Gebhard wandte sich ab und sagte kein Wort darauf. Mit fest geschlossenem Mund sah er durchs Fenster.
Die Stille bedr��ckte die Mutter. Sie redete ihn nach einer Weile wieder an: "Warum bist du so still, Gebhard? Hast du Angst, da? die Russen aus dem Wald kommen? Wir sind jetzt schon nahe der Station, hier ist's nicht mehr so gef?hrlich."
"Ich habe keine Angst."
"Hast du Heimweh nach dem Forsthof? Nach dem Frieden kommen wir alle wieder zur��ck."
Aber Gebhard schwieg und die Mutter sah wohl, da? er k?mpfte, die Tr?nen zur��ckzuhalten, die ihm in die Augen kamen.
Sie streckte die Hand nach ihm aus. "Komm, setze dich neben mich, Gebhard; komm her zu mir, sage mir, was dir so traurig ist. Der Vater kommt uns doch morgen nach."
Nun kam es unter lautem Schluchzen bebend heraus: "Ich kann mich ja nicht auf den Vater freuen. Ich kann jetzt doch den Vater nie mehr lieb haben und habe ihn doch so lieb!"
Helene erschrak in tiefster Seele. Sie selbst war so voll Liebe und Sehnsucht nach ihrem Mann, sie hatte das innigste Verlangen nach ihm und Gebhard, sein geliebter Bub, sprach solche Worte!
"Wie darfst du so reden, Gebhard," rief sie erregt, "wo er doch alles nur uns zuliebe getan hat. Er konnte ja auch gar nicht anders!"
"Doch, Mutter, wei?t du nicht mehr? Zuerst hat er ganz fest nein gesagt; aber dann hast du die T��re aufgemacht und hast gerufen 'rette uns'. Dann hat dich der Vater angesehen. O h?ttest du doch die T��re nicht aufgemacht, dann w?re der Vater kein Verr?ter!"
Die Mutter erbla?te und lie? seine Hand los. Nach einer kleinen Weile sagte sie in einem ernsten, fremden Ton: "Wenn der Vater zur��ckkommt, so sage so etwas nie zu ihm, sonst machst du ihn ganz ungl��cklich. Nie sollst du zu irgend jemand wieder so reden!" Dann wandte sie sich ab und er f��hlte, da? es ihr jetzt lieb w?re, wenn er nicht neben ihr s??e, ging auf seinen ersten Platz zur��ck und dachte: "Die Mutter kann mich jetzt nicht mehr lieben und ich kann den Vater nicht mehr lieb haben, alles, was sch?n war, ist vor��ber." Er sa? wieder an seinem Fensterplatz, Wald war nicht mehr zu sehen, unbekanntes Land, alles, alles anders.
Eine Stunde darnach langten sie an der Station an, waren bald im ?rgsten Gew��hl, hatten aber noch die Hilfe von Knecht und Magd, die erst sp?ter in anderer Richtung abfahren konnten. Am Schalter dr?ngten sich die Leute. Helene verlangte Karten f��r sich und Gebhard. "Und eine Hundekarte."
"Das gibt's jetzt nicht."
"Darf er mit in den Personenwagen?"
"Keine Rede. Wir sind froh, wenn wir die Menschen unterbringen. Weiter!"
Helene wurde von den Nachdr?ngenden ungeduldig weggeschoben.
Was war nun zu tun mit Leo? Der Knecht tr?stete Gebhard, versprach ihm, den Hund gut unterzubringen. Und Gebhard sah ein, da? es nicht anders sein konnte; die Reisenden umdr?ngten Mutter und Kinder, im Strom wurden sie fortgeschoben, keine Zeit zum Abschiednehmen von den treuen Dienstboten, auch nicht von dem geliebten Hund. Ein Winseln h?rte Gebhard noch--er wu?te, das galt ihm.
Eingepfercht in den Wagen sa?en unsere Fl��chtlinge, mit M��he hatten sie noch Sitzpl?tze erlangt. Immer mehr Reisende dr?ngten herein. Gebhard sah durchs Fenster in das Gew��hl. Endlich leerte sich der Bahnsteig, das Zeichen zur Abfahrt wurde gegeben und eben in diesem Augenblick sah Gebhard pl?tzlich noch einmal seinen Leo auftauchen. Er hatte sich von der Hand des Knechts losgerissen, raste auf den Wagen zu, aus dem Gebhard sah, sprang blitzschnell auf und ��ber alle Hindernisse hinweg zwischen scheltenden Menschen hindurch bis in das Abteil, wo er sich sofort
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