zum Empfang der Lehen, vorgeladen;
31?Wie sein besagter Feind, der listige Baron?Von Hohenblat, mit Scharlot, zweytem Sohn?Des gro?en Karls, dem schlimmsten Fürstenknaben?Im Christenthum, (als der schon lange Lust gehegt?Zu Hüons Land) es heimlich angelegt?Auf seinem Zuge nach Hof ihm eine Grube zu graben;?Und wie sie, eines Morgens früh,?Ihm aufgepa?t im Wald bey Montlery.
32?Mein Bruder, fuhr er fort, der junge Gerard, machte,?Mit seinem Falken auf der Hand,?Die Reise mit. Aus frohem Unverstand?Entfernt der Knabe sich, da niemand arges dachte,?Von unserm Trupp, l??t seinen Falken los,?Und rennt ihm nach: wir andern alle zogen?Indessen unsern Weg, und achteten's nicht gro??Als Falk' und Knab' aus unserm Blick entflogen.
33?Auf einmahl dringt ein kl?gliches Geschrey?In unser Ohr. Wir eilen schnell herbey,?Und siehe da! mein Bruder liegt, vom Pferde?Gestürzt, beschmutzt und blutend auf der Erde.?Ein Edelknecht (von keinem unsrer Schaar?Erkannt, wiewohl es Scharlot selber war)?Stand im Begriff ihn weidlich abzuwalken,?Und seitw?rts hielt ein Zwerg mit seinem Falken.
34?Von Zorn entbrannt rief ich: Du Grobian,?Was hat der Knabe dir gethan,?Der wehrlos ist, ihm also mitzuspielen??Zurück, und rühr' ihn noch mit einem Finger an,?Wofern dich's jückt mein Schwert in deinem Wanst zu fühlen. Ha! schrie mir jener zu--bist du's? Dich sucht' ich just;?Schon lange dürst' ich nach der Lust?Mein racheglühend Herz in deinem Blut zu kühlen.
35?Kennst du mich nicht, so wi?', ich bin der Sohn?Des Herzogs Dietrich von Ardennen:?Dein Vater Siegewin (m?g' er im Abgrund brennen!)?Trug über meinen einst bey einem offnen Rennen?Mit Hinterlist den Dank davon,?Und durch die Flucht allein entging er seinem Lohn.?Doch, Rache hab' ich ihm geschworen,?Du sollst mir zahlen für ihn! Da, sieh zu deinen Ohren!
36?Und mit dem Worte rennt er gegen mich,?Der, unbereit zu solchem Tanze,?Sich dessen nicht versah, mit eingelegter Lanze.?Zum Glück pariert' ich seinen Stich?Mit meinem linken Arm, um den ich in der Eile?Den Mantel schlug, und auf der Stell' empfing?Mit meinem Degenknopf der Unhold eine Beule?Am rechten Schlaf, wovon der Athem ihm entging.
37?Er fiel, mit Einem Wort, um nimmer aufzustehen.?Da lie?en pl?tzlich sich im Walde Reiter sehen?In gro?er Zahl; doch des Erschlagnen Tod?Zu r?chen, war dem feigen Tro? nicht Noth.?Sie hielten, w?hrend wir des Knaben Wunde banden,?Sich still und fern, bis wir aus ihren Augen schwanden;?Drauf legten sie den Leichnam auf ein Ro??Und zogen eilends fort zum kaiserlichen Schlo?.
38?Unwissend, wie bey Karl mein Handel sich verschlimmert,?Verfolg' ich meinen Weg, des Vorgangs unbekümmert.?Wir langen an. Mein alter Oheim, Abt?Zu Saint Denys, ein Mann mit Weisheit hochbegabt,?Führt beym Geh?r das Wort. Wir werden wohl empfangen,?Und alles w?r' erwünscht für uns ergangen:?Doch, wie man eben sich zur Tafel setzen will,?H?lt Hohenblat am Schlo? mit Scharlots Leiche still.
39?Zw?lf Knappen tragen sie, in schwarzen Flor vermummt,?Die hohen Stufen hinan, und wer sie sieht verstummet?Und steht erstarrt. Sie nehmen ihren Lauf?Dem Sahle zu. Die Thüren springen auf:?Da tragen zw?lf Gespenster eine Bahre,?Mit blut'gen Linnen bedeckt, bis mitten in den Sahl.?Der Kaiser selbst erbla?t, uns andern stehn ' die Haare?Zu Berg, und mich trifft's wie ein Wetterstrahl.
40?Indem tritt Amory hervor, hebt von der Leiche?Das blut'ge Tuch, und--"Sieh! (ruft er dem Kaiser zu)?Die? ist dein Sohn! und hier der Frevler, der dem Reiche?Und dir die Wunde schlug, der M?rder unsrer Ruh!?Weh mir! ich kam zu sp?t dazu!?Sich nichts versehend fiel dein Scharlot im Gestr?uche,?Durch Meuchelmord, nicht wie in offnem Feld?Von Rittershand ein ritterlicher Held."
41?Wie viel Verdrie? dem alten Herrn auch t?glich?Sein b?ser Sohn gebracht, so blieb er doch sein Sohn,?Sein Fleisch und Blut. Erst stand er unbeweglich;?Dann schrie er laut vor Schmerz, mein Sohn! Mein Sohn!?Und warf sich in Verzweiflung neben?Den Leichnam hin. Mir war der bange Vaterton?Ein Dolch ins Herz; ich h?tt' um Scharlots Leben?In diesem Augenblick mein bestes Blut gegeben.
42?Herr, rief ich, h?re mich! Mein Will' ist ohne Schuld;?Er gab sich für den Sohn des Herzogs von Ardennen,?Und was er that, bey Gott! es h?tte die Geduld?Von einem Heil'gen morden k?nnen!?Er schlug den Knaben dort, der ihm kein Leid gethan,?Sprach l?sterlich von meines Vaters Ehre,?Fiel unverwarnt mich selber m?rd'risch an--?Den m?cht' ich sehn, der kalt geblieben w?re!
43?Ha! B?sewicht! schreyt Karl mich h?rend, springt entbrannt Vom Leichnam auf, mit L?wengrimm im Blicke,?Rei?t einem Knecht das Eisen aus der Hand,?Und, hielten ihn mit Macht die Fürsten nicht zurücke,?Er h?tt' in seiner Wuth mich durch und durch gerannt.?Auf einmahl rüttelt sich der ganze Ritterstand;?Ein wetterleuchtender Glanz von hundert blo?en Wehren?Scheint stracks in jeder Brust die Mordlust aufzust?ren.
44?Die Hall' erdonnert von Geschrey,?Das ?strich bebt, die alten Fenster klirren.?Aus Jedem Mund schallt Mord! Verr?therey!?Die Sprachen scheinen sich aufs neue zu verwirren.?Man schnaubt, man rennt sich an, man zückt die drohende Hand. Der Abt, den noch allein Sankt Benedikts Gewand?Vor Frevel schützt, h?lt endlich unsern Degen?Mit aufgehobnem Arm sein Skapulier entgegen.
45?Ehrt, ruft er laut, den heil'gen Vater in mir?De? Sohn ich bin! Im Nahmen des Gottes, dem ich diene,?Gebiet' ich Fried'!--Er riefs mit einer Miene?Und einem Ton, der Heiden zur Gebühr?Gen?thigt h?tt'. Und stracks auf einmahl legen?Des Aufruhrs Wogen sich, erhellt sich jeder Blick,?Und jeder
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