Moisasurs Zauberfluch | Page 8

Ferdinand Raimund
Milch und Brot; wir
müssen jetzt in' Steinbruch hinaus, wir haben nur unsre Werkzeuge
g'holt. Auf den Abend kommen wir nach Haus, und dann wollen wir
recht vergnügt sein alle drei.
Hans. Ja, mein' liebe gute Fürstin, geh die Fürstin nur hinein, gib die
Fürstin auf mein' Spitzel gut acht und sperr' die Fürstin die Tür von
innen gut zu; unser Nachbar ist gar ein böser Mann, dem muß die
Fürstin ja nicht traun, sperr' ihm die Fürstin gar nicht auf.
Alzinde. Sorgt euch nicht, ich hab' ihn schon erkannt. Er stieß mich ja
von seiner Tür.
(Sie geht hinein, Hans und Mirzel nehmen ihre Hämmer. Alzinde
riegelt die Türe von innen zu.)
Hans. Heisa, jetzt geht's in den Steinbruch hinaus, wenn wir auch noch
so wenig haben, ein fröhliches Herz tauscht ja mit Königen nicht.
(Beide ab.)

Zwölfte Szene.
Gluthahn (schleicht herein). Geh in den Abgrund, Volk. Ob denn ein
guter Mensch, wie ich bin, ein Glück hat? Erwischen die das Weib mit
ihrer diamantenen Tränenfabrik! Gluthahn, da kannst du dein Geld
hereinbringen. Ich bin ein guter Mensch, aber das Weib lass' ich nicht
aus, die muß mir alle Säck' voll weinen. Hab' schon meinen Plan
ausgedacht indessen,--im Haus kann ich sie nicht versperren hier; sechs
Stunden weit in Alpenmarkt drin, da kenn' ich einen Herrn aus der
Stadt, er hat ein Landhaus in Alpenmarkt drin und war in meiner
Hütten öfter über Nacht, wenn er auf die Alm hinauf ist--das ist ein
vermöglicher Mann, er handelt mit guten Steinen und reist herum damit.
Er kauft Holz von mir; da führ' ich s' hin und lass' sie etwas weinen,
daß er s' untersucht, ob s' wirklich Diamanten weint, ob s' nicht etwa
böhmische Steine weint oder so Zeugs. Und wenn s' was wert ist, so

machen wir einen kleinen Überschlag, und ich verkauf' ihm das ganze
Weib wegen ihren Tränen um ein Pauschquantum. So ist das arme
Weib versorgt, kommt auf Reisen und hat das schönste Leben. Ich kann
mir halt nicht helfen, ich find', daß ich ein edler Kerl bin, ich mag
schon tun, was ich will. Wenn ich s' nur herauslocken könnt', ich wirf
sie auf meinen Leiterwagen und fahr' mit ihr davon, als wenn ich sie
gestohlen hatt'. Da kommt mein Weib.

Dreizehnte Szene. Gluthahn. Trautel.
Trautel (stellt den Krug Wein auf den Tisch). Da bin ich, lieber Mann.
Gluthahn (roh). Nu, bist du schon g'sund?
Trautel. Warum nicht gar. Ach, lieber Mann, mit mir ist's aus, der
Bader sagt, mich bringt er nimmer auf.
Gluthahn. Der Bader ist ein Narr, was braucht er dir's zu sagen, das hab'
ich eh' schon g'wußt.
Trautel. Ich unglückselig Weib--ich bitt' dich, Mann, was soll ich denn
jetzt tun, damit mir besser wird?
Gluthahn. Spann' die Pferde vor den Wagen, das stärkt dich, ich fahr'
aus.
Trautel. Das ist ein schöner Trost! Ich kann ja nicht, ich bin z' schwach.
Gluthahn. Du mußt, potz Himmeltausend Saprament, ich werd' dich
lernen räsonnieren, du alte Blendlaterne. Den Augenblick spannst ein
und gehst dann in den Garten und brockst mir ein' Korb voll Äpfel ab.
(Für sich.) So bring' ich sie doch fort.
Trautel. Nein, du bist kein Mensch, du bist ein Krokodil. (Weint.)
Gluthahn. Wirst gehn.

Trautel. Ich geh' schon. (Geht weinend ab.) Ach, du lieber Himmel!
Gluthahn. Jetzt weint die auch. Komm her. (Trautel kehrt um.) Was
weinst denn? (Sieht in ihre Augen.) Die weint keine Diamanten,
höchstens mein Geld als Medizin. Geh, geh, besorg' den Wagen, so
kommst du mir doch aus den Augen.
(Trautel geht hinters Haus ab.)

Vierzehnte Szene. Gluthahn, dann Alzinde.
Gluthahn (boshaft lächelnd). Jetzt werd' ich fensterln gehn. (Mit
falscher Freundlichkeit.) Liebe Alte, komm heraus, ich hab' dir etwas
zu entdecken.
Alzinde (öffnet das Fenster). Was willst du, böser Mensch, der mich
verstieß.
Gluthahn. Denk doch nicht mehr dran, ich war im Zorn, ich bin so
gähzornig, ich hab' es schon bereut, hab' schon g'weint deswegen und
möcht' dir die Kränkung gern vergelten; drum komm heraus, wir
trinken ein Glas Wein.
Alzinde. Ich traue deinen Worten nicht. Eh' glaub' ich, daß der Hai des
Meeres Schutzherr wird, der Falke um die Taube freit, Hyänen um ein
Menschenleben weinen, der Wolf aus Gram vergeht, weil er ein Lamm
getötet hat, eh' ich das glaub'; daß du mich trösten willst.
Gluthahn (beiseite). Sie beißt nicht an, ich werd' ihr etwas Süßes an die
Angel hängen. (Laut.) Sei nicht so mißtrauisch, du hast ja selbst ein
gutmütigs G'sicht, du mußt einmal besonders schön g'wesen sein, man
sieht dir's noch ein wenig an, du hast noch recht verliebte
Augenbraunen. Geh, komm herüber, liebe Alte, mein Weib hat eine
schöne Hauben, die wird dir prächtig stehn.
Alzinde. Bemüh' dich nicht, du zwingst mir kein Vertrauen ab.

Gluthahn. Das muß kein Weibsbild sein, weil sie das nicht rührt. Jetzt
werden wir's
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